Wenn die amerikanische Vizepräsidentin Kamala Harris bezüglich des russischen Angriffs auf die Ukraine vom ersten Krieg auf europäischem Boden seit dem 2. Weltkrieg redet, ist dies gegenüber den fast 200.000 Opfern des Balkankrieges im Zuge der Auflösung bzw. Zerschlagung des jugoslawischen Vielvölkerstaates eine Respektlosigkeit.
Auch wenn die Art und Weise, wie Putin gerade vorgeht, völlig inakzeptabel ist, geht es in der Ost-Ukraine immerhin um Russisch-Sprachige. Der US-Angriff auf Serbien im Zuge der Abspaltungsbestrebungen des Kosovos, bei dem z.B. alle Brücken Belgrads weggebombt wurden, hatte nicht das Geringste mit den USA zu tun.
Obwohl es nicht um Amerikaner ging, hatte die USA Serbien angegriffen, weil man dazu - angesichts der damaligen Schwäche Russlands - faktisch in der Lage war. Die von Clinton angegriffenen Serben hatten sich dabei wohl nicht viel anders gefühlt als die heute von Putin angegriffenen Ukrainer.
Jener Angriffskrieg auf das historische kleine Brudervolk der Russen ist eine der Wurzeln der schlechten Beziehungen zwischen Russland und dem Westen trotz Ende des Kommunismus.
Wie wurde der Angriff gegen Russlands Verbündete zugunsten der muslimischen Bosnier und Kosovaren den USA gedankt?
Trotz der Beschädigung des Verhältnisses mit Russland durch den Einsatz für Europas muslimische Minderheiten war die Schadenfreude nach 9/11 sowohl in der islamischen Welt als auch bei Europas Intelligenzija oft gleichermaßen groß. Für Putin war die Lektion niemals Schwäche gegenüber dem Westen zu zeigen, auch wenn die ewige Gegnerschaft zwischen Russland und dem Westen ohne Kommunismus für beide Seiten wenig Sinn macht.