Linke verurteilen zwar nichts strenger als den Nationalismus. Dies gilt jedoch nur für die eigene Nation. Während man sich als deutscher Linker nie eine Schwäche für die Sudeten eingestehen dürfte, ist es kein Problem, sich mit der nationalen Sache der Palästinenser obsessiv zu identifizieren.
Israel wird von den "Antiimperialisten" dem bösen rechten Imperium zugerechnet. Die kleinere linke deutsche Gegensekte der "Antideutschen" verehrt hingegen den Judenstaat.
Auch wenn ich selbst weder bei den Antiimperialisten noch bei den Antideutschen aktiv war, so empfand ich mich in meinen 20ern selbst als überzeugten Linken mit starken Israel-Sympathien und hatte außerdem von meinem Partisanen-Großvater einen "antiimperialistischen" Serben-Fetisch geerbt.
Dass ich mich selbst als äußerst antinationalistisch einstufte, hielt mich nicht davon ab, mir auf meine jüdische Abstammung (die für Wien ohnehin typischen 25%) recht viel einzubilden.
Es gibt zwar heute für mich immer noch Gründe, mit Israel als demokratischem Staat und freier Gesellschaft zu sympathisieren. Ich kann jedoch von mir behaupten, Juden und Arabern objektiver gegenüberzustehen als in meiner linken Ära, in der ich Menschen aufgrund ihrer Herkunft viel stärker idealisiert und dämonisiert hatte als heute.
Linke, die hingegen für immer Linke bleiben, sind es nicht gewohnt, ihre eigenen Ansichten zu hinterzufragen. So konnte es kommen, dass die reaktionärste Ideologie unserer Zeit heute oft ausgerechnet von den überzeugtesten Linken verteidigt wird.
Reaktionäre werden von unseren Progressiven nur erkannt, wenn sie weiß und christlich sind. Die Verschleierung der Islamisten wird von Linken nicht als ideologische Uniformierung, sondern als Zeichen einer schützenwerten ethnischen Herkunft angesehen. Es entsteht eine Symbiose aus einheimischen Linken und islamischen Zuwanderern, die den Linken als neues Proletariat dienen sollen.
Dass die rechten Islamisten überall, wo sie mit Hilfe der Linken an die Macht gekommen waren, sofort damit begonnen hatten, ihre Helfer zu verfolgen, wird von Linken aus ideologischen Gründen ausgeblendet.