Der Staatsbereich, der nicht durch demokratische Wahlen politisch legitimiert wird, sollte politisch möglichst neutral sein. Das gibt ganz besonders für die Öffentlich-Rechtlichen, die sogar gesetzlich zur Objektivität verpflichtet wären.
Wenn SPÖ- und Grünen-Wähler sehr zufrieden und FPÖ-Wähler sehr unzufrieden sind, ist es ein klarer Hinweis, dass von Unparteilichkeit keine Rede sein kann.
Selbst wenn eine knappe Mehrheit für die öffentliche Finanzierung des ORF wäre, würde dies die Zwangsgebühren nicht rechtfertigen. Ein von der Allgemeinheit finanzierter ORF wäre vertretbar, wenn er nicht nur 51%, sondern zumindest 90% zufriedenstellen würde, wie es vielleicht vor 30 Jahren noch der Fall war.
Statt den Rotgrünfunk ORF abzuschaffen, führt ihm die ÖVP weitere Haushalte, die sich bisher gegen die Zwangsbeglückung erfolgreich gewehrt hatten, zu. Wenn man schon nicht alle zwangsimpfen kann, so sollen wenigestens alle zwangszahlen.
Die ÖVP glaubt, nicht ohne die Lobhudelei der ORF-Landesstudios politisch überleben zu können. Dabei ist die ÖVP-Propaganda durch den ORF so plump und leicht durchschaubar, dass sie eher schadet als nützt, wie die letzten Landtagswahlen gezeigt haben.
Eine Volkspartei gewinnt nicht, indem sie sich beim Establishment anbiedert, sondern indem sie den Willen der Bevölkerung vertritt. Sebastian Kurz hatte nicht wegen seiner Beliebtheit bei ORF-Journalisten für die ÖVP Wahlen gewonnen, sondern wegen seiner politischen Themen. Der Wille der potenziellen ÖVP-Wähler wäre es, die Zwangsgebühren für den Rotgrünfunk abzuschaffen, egal ob es sich dabei um die GIS oder um eine noch übergriffigere Haushaltsabgabe handelt.