Dass die kurdische PKK immer noch auf der Terrorliste der EU steht, ist ein Anachronismus aus dem Kalten Krieg.
Die Kurden waren für die Sowjets Schachfiguren, die man wie die PLO, ETA, IRA zum Terror gegen die Imperialisten anstiften konnte, während man die eigenen Separatisten wegen nix in den Gulag verfrachtete.
Nach Ende des Kalten Krieges und des Sowjet-geförderten Terrors wurden PLO, ETA, IRA in den politischen Prozess eingebunden. Nur die PKK blieb von der Türkei weiterhin geächtet. Im Gegensatz zu England, Spanien und Israel hatte die Türkei kein Interesse an einer friedlichen Lösung mit ihrer militanten Minderheit.
Während die Palästinenser schließlich ihren Autonomie-Status erhielten und der PLO-Führer Arafat den Friedensnobelpreis verliehen bekam, wurden die Rechte der Kurden ignoriert, und ihr Anführer wurde als Terrorist eingesperrt. Wäre die PKK wie die PLO behandelt worden, hätte sie wohl längst ein autonomes Gebiet und ihre Führung wäre trotz kommunistischer Terror-Vergangenheit international anerkannt.
Das hindert Erdogan freilich nicht daran, sich gegenüber Israel als Moralapostel aufzuspielen und eine Terrororganisation zu hofieren, welche sowohl die PLO als auch die PKK an Fanatismus und Gewaltbereitschaft deutlich übertrifft.
Dass man Erdogan die Verfolgung der Kurden als Terroristen durchgehen lässt, hängt damit zusammen, dass der Westen ebenfalls nicht aufhören kann, in den überkommenen Mustern des Kalten Krieges zu denken und Erdogan für einen unverzichtbaren Verbündeten gegen die Sowjet-Nachfolger hält, obwohl er, wie ich persönlich finde, schon längst selbst unser gefährlichster Feind geworden ist. Die vielen Inhaftierungen, auch österreichischer und deutscher Journalisten, sagen alles.