Mit einem geradezu perfekten Timing für Kapitänin Rackete und der italienischen Richterin, die ihr bescheinigt hatte, nur ihre Pflicht erfüllt zu haben, wurde gestern Nacht ein Flüchtlingslager in Libyen beschossen.
Mit der Story, die von Al-Jazeera groß herausgebracht wurde und von allen Medien wie üblich unkritisch nachgeplappert wurde, konnte man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Neben der Rechtfertigung der Rettungen konnte gleichzeitig General Haftar, der Gegenspieler der in Tripolis herrschenden Muslimbrüder, als Schuldiger vorgeführt werden.
Das Schlepperei-Geschäft ist in Libyen fest in Händen der Muslimbrüder. Die Schiffbruch-Fahrten gingen fast ausschließlich von ihrem Territorium in West-Libyen aus.
Allerdings werden auch die angeblichen „KZs“, in denen die zu Schleppenden auf Gelegenheit zur Seenot samt NGO-Rettung warten, von ihnen betrieben. Die Schauermärchen von den KZs und der Sklavenhalterei waren zwar zweckdienlich für die eigenen Geschäfte. Trotzdem ist es auf Dauer nicht schön, sich selbst als Unmenschen zu präsentieren (selbst wenn unsere Medien bei diesen Schauermärchen ohnehin nicht zwischen Muslimbrüdern und Haftar differenziert hatten).
Viel eleganter ist es, das eigene Geschäftsmodell damit zu rechtfertigen, dass die Kundschaft vom politischen Gegner attackiert werde und daher schnellstens aufs Meer und von dort aus gerettet werden müsse.
So kann man nicht nur weiter gute Geschäfte mit den Afrikanern, die nach Europa wollen, machen, sondern dabei auch noch den eigenen politischen Gegner anschwärzen.