Rotgrünes Wien schiebt Kroatien-Touristen schwarzen Peter zu

Das rotgrüne Wien wartet mit höchst spekulativen Zahlenspielchen zu den Kroatienurlaubern auf, um von den eigenen Versäumnissen der vergangenen Wochen abzulenken, die zu den aktuellen Wiener Zahlen geführt hatten:

Wien warnte jedoch, dass Urlauber, die aus Kroatien nach Österreich zurückgekehrt sind, hier das Coronavirus massiv verbreiten könnten.

In der vergangenen Woche nahmen laut Wiener Krisenstab insgesamt 4.696 Kroatien-Reiserückkehrer das kostenlose Testangebot beim Ernst-Happel-Stadion in Anspruch. Von diesen sind bereits 4.107 Befunde ausgewertet: 4.036 negativ, 71 positiv.

Damit ergibt sich laut den Angaben aus Wien bei den Kroatien-Urlaubern eine Prävalenz von über 1,7 Prozent. Das sei rund 13 Mal höher als die für Österreich von der Statistik Austria angenommene Prävalenz (0,15 Prozent, Anm.) von symptomfreien Positiven in Österreich.

Quelle: oe24

Tatsächlich waren die Wien-Zahlen auch schon vor den Kroatien-Testungen signifikant höher als in den Bundesländern. Derzeit sind in Wien rund 1.500 Infektionen bekannt. Bei einer Einwohnerzahl von 1.800.000 liegt also die Zahl der nachgewiesenen Infektionen schon bei fast 0,1 Prozent.

Die Gegenüberstellung der 1,7 Prozent positiv getesteten Kroatien-Urlauber mit einer angenommenen Österreich-Prävalenz von 0,15 Prozent (wohl vom Juni, als es österreichweit nicht mehr als 500 nachgewiesene Infektionen gab) ist ein ganz billiger Zahlentrick.

Die 1,7 Prozent liegen in Wahrheit sogar deutlich unter der Zahl der sonst in Wien positiv getesten. Bei weniger als 9.000 Tests wurden heute österreichweit 251 Menschen positiv getestet. Das wären fast 3 Prozent. Die meisten davon sind genauso symptomfrei wie die Kroatien-Urlauber.

Quelle: https://orf.at/corona/stories/daten/

Dass Covid durch Reiserückkehrer nach Wien eingeschleppt wurde, ist zwar wahr. Nur waren es nicht die Kroatien-Touristen, sondern Menschen, die in der Heimat Urlaub gemacht hatten. In den Bezirken mit den meisten Migranten gibt es auch die höchsten Infektionszahlen.

Quelle: Ages/ oe24

Nun ist es kein Verbrechen, seine Familie in der Heimat zu besuchen, selbst wenn die Heimat zum Risiko-Gebiet erklärt wurde. Es kann nicht Aufgabe der einzelnen Menschen - weder von Migranten noch von Touristen - sein, die Ausbreitung der Pandemie zu verhindern, indem sie selbstständig "Verantwortung tragen".

Es wäre hingegen sehr wohl Aufgabe der Politik gewesen, korrekt (statt politisch korrekt) über die Ausbreitung zu informieren, damit von den tatsächlich Verantwortlichen die richtigen Maßnahmen gesetzt werden können. Die Wiener Regierung hat jedoch trotz der seit vielen Wochen ansteigenden Zahlen die Existenz von Clustern geleugnet und stattdessen lediglich von "Infektionen im Familienverband und am Arbeitsplatz" gesprochen:

60 Neuinfektionen kamen in Wien in den letzten 24 Stunden hinzu. Davon ließen sich aber keine neuen Cluster ausmachen, die meisten steckten sich bei Familienmitgliedern oder Arbeitskollegen an.

Quelle: Vienna.at am 26.07.2020

In Wien sind am Sonntag binnen 24 Stunden 75 neue Coronavirus-Infektionen registriert worden. Neue größere Cluster gibt es laut Krisenstab aber nicht.

Quelle: Vienna.at am 09.08.2020

Wäre die Situation entsprechend kommuniziert worden, hätte die Regierung vielleicht statt der tatsächlich nicht sehr sicheren „selbst zu überwachenden Quarantäne“ effizientere Maßnahmen wie Landeverbote und vorübergehende komplette Einreiseverbote aus Risikogebieten wie den Balkan und der Türkei verhängen können (so wie auch die Flüge nach Serbien gestrichen worden waren).

Dabei hätte man jedoch womöglich wichtige Wählergruppen unnötig vergraulen müssen. Lieber war es den verantwortlichen bzw. verantwortungslosen rotgrünen Politikern daher, erst die Cluster zu leugnen und dann den schwarzen Peter den Kroatien-Touristen zuzuschieben, obwohl Österreich selbst auch vom Tourismus lebt. Warum die Wirtschaftspartei ÖVP die rotgrünen Touristen-Basher deckt, ist mir ein Rätsel.

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