Eine Terrorist des Islamischen Staates verübte einen Terroranschlag. Was macht unser Staat? Er greift sich selbst an:
Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ermittelt im Zusammenhang mit dem Terroranschlag in Wien gegen heimische Verfassungsschützer. Untersucht würden mögliche Verfehlungen im Vorfeld des Attentats vom 2. November 2020, berichtete der „Kurier“ (Donnerstag-Ausgabe).
Kritik an der Arbeit des Verfassungsschutzes wäre zwar (schon längst) berechtigt. Aber gerade die Taten von Einzeltätern sind in der Regel eher Amokläufe als organisiertere Terroranschläge und lassen sich daher kaum im Vorfeld verhindern, auch wenn man nachträglich natürlich immer klüger ist.
Was man bereits vor Jahren hätte zudrehen können, war das Umfeld, in dem sich der Täter bewegt hatte. Obwohl die Moschee in der Hasnerstraße seit Jahren als Treffpunkt der IS-Szene bekannt war, wurde sie erst nach dem Anschlag von Wien geschlossen.
Wie ich in einem Beitrag von 2018 geschrieben hatte, grenzte die Moschee direkt an das Parteilokal der Ottakringer Grünen und das Amtshaus befand sich Vis-à-vis. Die Kultur des Wegschauens wurde nicht nur von unserem Verfassungsschutz, sondern auch von Wiens Politik und Medien kultiviert. Bis vor dem Anschlag waren bei der Google-Suche zur Hasnerstraßen-Moschee, die ich für aktuellere Informationen zu neueren Beiträgen immer wieder durchführte, stets ausschließlich meine eigenen älteren Beiträge zu finden.
Man stelle sich vor, der Einzeltäter wäre rechtsextrem gewesen und in einem rechtsextremen Verein direkt neben dem FPÖ-Bezirksbüro und gegenüber einem seit 75 Jahren ÖVP dominierten Amtshaus jahrelang ein- und ausgegangen.
Wären dann nur der Täter und der Verfassungsschutz (und ein Kurzzeit-Innenminister, der vor dem Anschlag schon ein Jahr wieder weg war) schuld?