Tucker Carlson hat ein starkes Interview geliefert, in dem Putin zwar die Möglichkeit bekam, einigen Behauptungen des Westens, wie dass er Feldzüge gegen weitere NATO-Staaten plane, zu widersprechen. Im Gespräch wurden jedoch auch wesentliche Schwachpunkte von Putins Sicht aufgedeckt.
Besonders verlogen wirkte Putin beim angeblichen Kriegsgrund der Entnazifizierung der Ukraine. Der ewige Kampf gegen Hitler klingt bei ihm genauso abgelutscht wie bei unseren angeblich "antifaschistischen" Herrschenden, die auch jede geplante Tyrannei mit dem "Kampf gegen rechts" rechtfertigen.
Interviews zu machen, ist die Kernaufgabe von Journalisten. Dass Tucker Carlson von weiten Teilen der westlichen Medien dafür zerrissen wurde und EU-Abgeordnete sogar ein Einreiseverbot in der EU gefordert hatten, zeigt, wie ähnlich der Westen dem Feindbild Putin in Wahrheit geworden ist.
Was den Westen vom Kommunismus und anderen totalitären Systemen unterschieden hatte, war die Meinungsfreiheit. Dass ein Tucker Carlson im Westen (noch) stattfinden darf, ist einer der wesentlichen Unterschiede zum Putinismus.
Ausgerechnet diejenigen, die den Putinismus als großes Feindbild hegen, tendieren selbst stark in dessen Richtung. Und sie rechtfertigen ihre Tyrannei ebenfalls mit der Bedrohung durch einen imaginären Hitler.