Wenn man als politisch Interessierter, aber ohne Parteibindung, täglich zum Frühstück die Zeitungen liest, stellt sich zumindest bei mir ein interessantes Phänomen ein: fortschreitende Appetitlosigkeit…
Bei der Suche nach der Ursache dieses Phänomens stößt man meist auf ein Ereignis, welches sich schon am Vorarbend ereignet: die ZIB (=Zeit im Bild, Österreichische Nachrichtensendung, nicht ganz weisungsbefreit…). Da stehen der Bundeskanzler und der Vizekanzler nebeneinander den Reportern Rede und Antwort und einig ist man sich nur, daß man grundsätzlich gegensätzlicher Meinung ist.
Aber nicht nur in der Regierung herrscht der Mechanismus des gegenseitigen Widersprechens und "Auflaufenlassens", sondern auch in den Medien – nämlich in jenen mit öffentlich-rechtlichem Auftrag. Wer nicht auf Linie ist, wird um 180° dem anderen politischen Lager zugeordnet. Wer für ungebremsten Zuzug ist, ist links, wer dagegen ist, ist rechts und wer dazwischen etwas Intelligentes zu vermelden hat, wird nicht gehört, es ist das politische Niemandsland, die mediale Todeszone, das mußte gerade Felix Baumgartner erleben, als er ohne medientechnische Splitterschutzweste eine eigene Meinung vertrat, welche so gar nicht auf Linie von links ist und schon feuerten die Facebook-Selbstschußgranaten einen Shitstorm herbei.
Wie kann in diesem Land noch irgendetwas funktionieren, wenn im "Flugzeug Österreich" zwei Piloten sitzen – und jeder für sich ein eigenes Flugmanöver einleitet, welches der andere zu korrigieren versucht, um einen Absturz zu vermeiden?
Sicher, auch in anderen Europäischen Staaten geht es in der Politik ruppig zu: Während in Berlin die rhetorische Klinge in Skalpell-Qualität geschwungen wird, greift man in Skandinavien niemals den politischen Gegner persönlich an – und in Kiew tritt man zum regelmäßigen Parlament-Boxing an. Und bei uns? Bei uns hat man den Eindruck, dass da lauter trotzige Kinder sitzen, welche nur auf die passende Gelegenheit warten, sich gegenseitig mit Papierflieger oder Mandarinenschalen zu bewerfen, in der Sache selbst aber politisches Mikado spielen: Wer sich als erster rührt, hat verloren.
Bis zu diesem Punkt könnte man also glauben, unsere Politiker sind lauter Flaschen, nun, nicht alle, Gott sei Dank, aber dennoch gibt es diese Flaschen, wenig Bildung (das alleine wäre noch nicht schlimm), wenig bis nichts dazugelernt (das ist schon ein Problem) und im Alarmfalle von Lähmung befallen (so verliert man Kriege). Das wirkliche Problem aber ist, dieser tiefe Graben quer durch Österreich.
Auf der einen Seite die Gruppen, welchen nicht genug Zuwanderer kommen können, welche das Wohl anderer stets vor dem eigenen sehen, für welche wirtschaftlicher Erfolg immer gleich die Ausbeutung von Menschen bedeutet, welche mit dem Rechtsstaat und seiner Autorität immer auf Kriegsfuß stehen und unter eine pathologischem politischen Missionisierungsdrang leiden.
Auf der anderen Seite die Gruppe, welche sich einen starken Mann, zeitweise auch eine starke Frau am Ruder wünschen, eine Uniform wäre auch ganz hübsch und sich hin und wieder mit Säbel begegnen, welcher eigentlich ein Degen ist und Fechten gelernt sein sollte, denn dieses Manko zeigt sich dann dauerhaft im Gesicht dieser Personen, manchen aber hilft es über kosmetische Instandsetzungsnotwendigkeiten hinweg.
Die Bürger dieser Republik, welche weder auf der einen noch auf der anderen Seite stehen, einfach nur Ordnung, Einhaltung der Gesetze, Sicherheit und Perspektiven erwarten, kommen da unter die Räder, sie müssen sich in medialen Schützengräben in Sicherheit bringen.
Aber warum ist das so? Was ist Österreich widerfahren, daß dieser Graben so unüberwindbar erscheint, war es eine, in Österreich nie überwundene Narbe des Bürgerkriegs von 1934, hat es mit den negativen Eigenschaften von „..ismus“ zu tun, ist es eine beschädigte DNA der 68-er Bewegung, hat es damit zu tun, daß die politische Erosion in der linken Reichshälfte noch linkere Fragmente produziert, gleichzeitig der Schwarze Riese eigentlich zum Blauen Riesen wurde und die Reste des Schwarzen Riesen zum kalten Planeten mit Rotationsproblemen mutierte ?? – ich weiß es nicht…
Grundsätzlich aber stelle ich fest, Österreich nähert sich mit großen Schritten einer Spaltung, einer nachhaltigen Spaltung, ja, ist bereits gespalten. Zwar ist das gegenseitige Befetzen noch nicht so weit wie im amerikanischen Vorwahlkampf, wo es darum geht, dem Gegner in den eigenen Reihen, also den weiteren Kandidaten der eigenen Partei, so zu beschmutzen, daß er entnervt aufgibt, dass sich die Frau scheiden lässt, der Hausmüll gestohlen wird und man eine unpassende Rechnung auf FB wiederfindet; dass der Hund sich abwendet und am Ende so richtig pleite ist, genau genommen aber, geht es auch bei uns in diese Richtung und das führt zu einer Lähmung in diesem Land, welcher wir tagtäglich ausgesetzt sind. Föderalismus in einem Ausmaß, welcher nicht mehr finanziert werden kann, Pensionsregeln, welche in wenigen Jahren implodieren werden, Leistung lohnt sich nicht mehr in diesem Land, wirtschaftsfeindlichste Bedingungen in Europa, das Unvermögen Zuwanderer lückenlos erkennungsdienstlich zu behandeln, geltendes Recht umzusetzen, schon jetzt ein Rucksack voller Probleme mit gescheiterter Integration, usw…..
…und wer diese Dinge beim Namen nennt, wird in den sozialen Foren geteert und gefedert, wollen wir wirklich anderen Ländern mit mehr Demokratiebedarf unser krankes System aufschwatzen?