Werte Leserinnen und Leser,
#GewinnerDerWoche
Als bekannt wurde, dass Donald Trump den Öl-Manager Rex Tillerson als Außenminister in seinem Kabinett aufstellt, dürfte im Kreml in Moskau der Wodka geflossen sein. Der künftige US-amerikanische Chefdiplomat weckte prompt sogar in der eigenen Partei Misstrauen, da er exzellente Kontakte nach Russland pflegt, im Speziellen zu Präsident Wladimir Putin und dem Chef der staatlichen Öl-Gesellschaft Rosneft. Dass Russland und alles, was damit zu tun hat, für viele Amerikaner ein rotes Tuch darstellt, spiegelte sich in der Regel auch in der amerikanischen Außenpolitik wider und sorgte für das Gleichgewicht in der Weltordnung der jüngeren Zeitgeschichte, in der sich die USA und Russland als „Supermächte“ gegenüberstanden. Darauf wie sich dieses Verhältnis der beiden Länder unter Präsident Trump entwickeln wird, gibt die Nominierung Tillersons einen Vorgeschmack und lässt vermuten, dass Putin von Trump keine allzu scharfen Reaktionen (oder gar Sanktionen) erwarten wird müssen, wenn er seine offensive Außenpolitik der letzten Jahre fortsetzt. Einmal mehr zeigt sich dadurch, dass die Wahl Trumps das weltweite Machtgefüge gehörig ins Wanken bringt und die EU mehr denn je gefordert sein wird, eine gemeinsame starke Außenpolitik zu entwickeln. Im Moment scheint dies jedoch unrealistisch, weswegen ich Wladimir Putin als Gewinner der Woche sehe, der weiter unbehindert seine Machtspielchen in der Ukraine, Syrien etc. treiben wird können.
#VerliererDerWoche
Sind alle Fans von der österreichischen Top-Journalistin Ingrid Thurner, die soeben ihre letzte Sendung „Im Zentrum“ beendete und nun mit Jahreswechsel als Chefredakteurin von ORF 3 eine neue Aufgabe übernimmt. Ihre Fans – ich zähle mich dazu – werden sie ab nun Sonntagabend auf ORF 2 vermissen. An dieser Stelle kann man ihr nur viel Erfolg wünschen und die Hoffnung äußern, dass sie auch im neuen Job hin und wieder vor der Kamera zu sehen sein wird.
#Denkanstoß
Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser will einen neuen Versuch starten, mit der Ärztegewerkschaft über die Primärversorgungszentren zu verhandeln, die verschiedene medizinische Berufe und Fachbereiche bündeln und sammeln sollen, um die überfüllten Spitalsambulanzen zu entlasten. Ein guter Ansatz, jedoch drückt der Schuh an einer anderen Stelle viel stärker: Wie kann es sein, dass die Medizin-Unis Österreich heillos überfüllt sind, jungen ambitionierten und talentierten Menschen die Chance genommen wird, ihren Traumberuf zu erlernen, weil kein Studienplatz für sie vorhanden ist und gleichzeitig in ganz Österreich ein Ärztemangel propagiert wird? Dieses Paradoxon sollte uns zu denken geben. Der Grund liegt darin, dass 40% der heimischen Absolventen eines Medizinstudiums nicht ins österreichische Gesundheitsssystem wandern (Quelle: profil 39/16). Hier ist die Politik dringend gefordert. Wissen und Humankapital sind das ökonomisch Wertvollste, was der Mensch in einer zunehmend digitalisierten Gesellschaft zu bieten hat. Dass genau dieses in Massen ins Ausland abfließt muss, verhindert werden. Ob man nun Studienplätze vermehrt an Österreicher vergibt oder die EU-Bürger mit Anreizen oder auch Pflichten ins heimische Gesundheitssystem drängt, bleibt der Politik überlassen. Es ist jedenfalls ein Projekt, das Oberhauser besser gestern als heute angehen sollte.
#Turnstunde
Eine der ganz großen Überraschungen im österreichischen Fußballsport wurde heute perfekt. Der SCR Altach setzte sich mit dem 3-1 Sieg gegen offensiv zahnlose Rapidler an die Spitze der heimischen Bundesliga und überwintert damit nach 20 gespielten Runden als Tabellenführer. Wer das vor der Saison ahnte und ein bisschen Geld daraufgesetzt hat, bekommt nun ein saftiges Weihnachtsgeld ausgezahlt. Man kann den Vorarlbergern nur gratulieren, vielleicht werden sie ja sogar das „Leicester City“ von Österreich.
Eine weitere Überraschung war der Sieg von Max Franz in der Abfahrt der Herren in Gröden, der damit eine lange Durststrecke der österreichischen Speed-Herren beendete und den großen Svindal um 4 Hundertstel auf Rang zwei verwies.
Keine Überraschungen hingegen gab es im Riesentorlauf der Herren in Alta Badia, den Marcel Hirscher zum vierten Mal souverän gewann. Sein großer Konkurrent Pinturault fiel wie schon im Slalom von Val d’Isere im zweiten Durchgang aus und sammelte somit keine Punkte. Hirscher hatte sich zuletzt geärgert, dass er Rennen im Moment nur gewänne, wenn die Konkurrenz entscheidende Fehler machte. Er braucht nicht zu verzweifeln, denn genau seine Konstanz, dass er permanent aufs Podest fährt, auch wenn dann der eine oder andere eine Spur schneller war als er, zeichnete ihn in den letzten Jahren aus und ließ ihn die vielen Rekorde aufstellen. Die Mathematik spricht für ihn, denn zweimal 80 Punkte sind immer noch mehr, als einmal 100 und ein Ausfall.