Die verborgene Kontinuitaet: Von Phoeniziern ueber Venedig zur heutigen Weltordnung

Wenn wir genau hinsehen, erkennen wir ein altes Muster:

Die moderne "regelbasierte Ordnung" ist nicht neu.

Sie ist die letzte Stufe eines Systems, das seit Jahrtausenden existiert.

1. Phoenizier: Meister des Handels und der Kontrolle

Die Stadtstaaten Tyros, Sidon und Byblos dominierten einst das Mittelmeer.

Nicht durch grosse Armeen, sondern durch Handel, Vertrage und Netzwerke.

Sie lenkten Macht im Hintergrund, ohne offen zu herrschen.

Ihre Methode war klar: Kontrolle durch Regeln und Geld, nicht durch Gewalt.

2. Venedig: Der unsichtbare Herrscher Europas

Nach dem Zerfall Roms entstand in den Lagunen eine neue Handelsmacht: Venedig.

Die venezianischen Eliten uebernahmen die alte Technik der Phoenizier:

Vertraege statt Krieg, Flotten statt Armeen, geheime Oligarchien wie der Rat der Zehn.

Venedig steuerte den Mittelmeerhandel und spaeter auch europaeische Politik, ohne je ein klassisches Landimperium aufzubauen.

3. Westfalen 1648: Regeln ersetzen rohe Gewalt

Nach Jahrhunderten chaotischer Kriege schufen die europaeischen Eliten eine neue Ordnung.

Der Westfaelische Frieden definierte souveraene Staaten, Regeln fuer Krieg und Diplomatie und ein System der Machtbalance.

Das Ziel war nicht Frieden um des Friedens willen, sondern die Sicherung des bestehenden Machtgeflechts.

4. Heute: Die Vollendung des alten Musters

Die moderne "regelbasierte Ordnung" – UNO, WTO, NATO, EU – fuehrt genau dieses System weiter.

Offizielle Schlagworte sind Freiheit, Demokratie und Gleichheit.

Doch die Mechanik dahinter bleibt: Regeln steuern Maerkte und Politik, Netzwerke entscheiden, Gewalt tritt in den Hintergrund.

Gerichte, Banken und Buendnisse sind die neuen Waffen.

Fazit: Eine alte Technik im neuen Gewand

Die Linie ist klar: Phoenizier – Venedig – Westfaelisches System – moderne Weltordnung.

Und das Muster bleibt gleich:

Regeln statt rohe Gewalt.

Netzwerke statt offener Herrschaft.

Kontrolle durch Geld, Diplomatie und Vertraege.

Was wir heute erleben, ist nicht Fortschritt.

Es ist die Perfektion einer sehr alten Technik.

5. Technologie: Der Beschleuniger der alten Technik

Was sich im letzten Jahrhundert veraendert hat, ist nicht das Prinzip – sondern die Reichweite und Praezision der Kontrolle.

Durch moderne Technologien wie Massenmedien, Telekommunikation, Internet und digitale Zahlungssysteme wurde es erstmals moeglich, Regeln und Netzwerke global und in Echtzeit durchzusetzen.

Statt regionaler Handelsnetzwerke steuern heute transnationale Plattformen Wirtschaft und Meinung.

Statt physischer Grenzen kontrollieren digitale Protokolle den Zugang zu Ressourcen und Informationen.

Regeln koennen heute technisch implementiert werden – direkt im System, oft unsichtbar.

Was frueher durch muhsame Diplomatie erreicht werden musste, geschieht heute automatisch:

Algorithmische Kontrolle, soziale Ratings, Echtzeit-Ueberwachung.

Der uralte Mechanismus – Kontrolle durch Regeln und Netzwerke – erreicht damit eine neue Dimension.

Er ist nicht gebrochen worden.

Er ist perfektioniert worden.

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