Eigentlich hatte ich nicht vor, etwas über die Flüchtlingssituation zu schreiben. Dieser Markt ist gesättigt. Dann las ich allerdings die Kolumne von Micky Beisenherz im Stern. Er versucht gegen die "besorgten Bürger" anzuschreiben. Und das versuche ich nun auch.
Starten werde ich mit einem Zitat von Oscar Wilde. "Es gibt zwei Klassen von Menschen: die Gerechten und die Ungerechten. Die Einteilung wird von den Gerechten vorgenommen". Doch was bedeutet "gerecht sein" eigentlich? Je länger ich über dieses Zitat nachdenke, desto bewusster wird mir, wie gut es tatsächlich in die heutige Zeit passt, denn: "Gerechtigkeit regelt die Beziehungen von Menschen zu anderen Menschen, sie betrifft also Interaktionen, und sie enthält immer ein Moment von Gleichheit."
Wenn wir mit fremden oder auch mit uns bekannten Menschen umgehen wollen, versuchen wir gerecht zu sein. Das geschieht jeden Tag unbewusst, wenn wir miteinander interargieren.
Wir hier in Deutschland versuchen die Menschen, die vor Krieg und politischer Verfolgung flüchten, bei uns aufzunehmen und natürlich möglichst "gerecht" zu behandeln. Da, wie oben erwähnt, mit Gerechtigkeit auch durchaus Gleichheit einhergeht, ist es auch unsere Aufgabe, als reicher europäischer Staat, diesen Menschen eine Kelle von unserem "sozialen Topf" abzugeben. Denn wir sind und ich glaube, dass dies in Vergessenheit gerät, ALLE Menschen, genau das ist unsere größte Gemeinsamkeit; insofern sind wir alle gleich. Uns Erdenbürger verbindet mehr als uns unterscheidet. Und weil das so ist, ist es unsere Pflicht als Mensch vor allem in dieser Notsituation menschlich zu sein und selbstlos zu handeln.
Wir, als Deutsche sollten geben und einverstanden sein, wenn unser Sozialstaat gibt. Selbst WENN wir Bundesbürger aufgrund der Flüchtlinge kleine Abstriche machen sollten, geschieht dies um anderen Menschen das Leben zu retten. Das wertvollste, das jeder Mensch besitzt. Gleichheit meint hier aber nicht nur, dass alle Menschen gleich sind, sondern vielmehr, Gleichheit auch walten zu lassen. Das heißt, das auch Flüchtlingen ärztliche Versorgung, Schutz vor Verfolgung und ein Dach über dem Kopf zusteht, wie allen Deutschen auch. Ich weiß, jetzt kommt wieder das Argument, die Regierung tue ja nichts für die Obdachlosen. Schonmal darüber nachgedacht, dass die meisten Obdachlosen freiwillig obdachlos sind, da sie keine Unterstützung vom Staat WOLLEN?
Es gibt natürlich, und dem bin ich mir auch bewusst, nicht nur gute Menschen auf dieser Welt und nicht alle, die zu uns flüchten haben gutes im Sinn. Aber solche schwarzen Schafe findet man ja auch unter den Deutschen. Lange suchen braucht man da nicht mehr. Haben "böse" Menschen also keinen Schutz verdient oder dürfen aufgrund der bösen Menschen, die guten ebenfalls keinen Schutz erwarten? Hier dazu eine kleine Änderung von Wildes Zitat:Es gibt zwei Klassen von Menschen: die Guten und die Bösen. Die Einteilung wird von den Guten vorgenommen. Wer genau weiß denn wer oder was Gut und Böse ist?
Und seit wann sind die Europäer diejenigen, denen es obliegt eine gerechte Einteilung vorzunehmen? Sind wir die Guten und alle die zu uns flüchten die Bösen? Denn sollte eine Obergrenze kommen, behaupten wir von vornherein, alle Flüchtlinge sind schlecht, wir müssen uns vor ihnen schützen. Sie sind dann die Bösen, die den deutschen Sozialstaat um das letzte Hemd bringen, die Gewalt und Unsicherheit zu uns tragen. Wir drücken hilfsbedürftigen Menschen den Stempel "Böse" auf und uns selbst den Stempel "Gerecht und Gut". Aber was genau ist gerecht und gut daran, anderen Menschen Hilfe und Unterstützung zu untersagen? Unsere Nationalität ist nicht der Stacheldraht, der uns voneinander unterscheidet, sondern das was unser Kopf daraus macht.