London – In Großbritannien ist die Zahl der Omikron-Fälle in den letzten Tagen rasant gestiegen. Experten rechnen mittlerweile damit, dass die Omikron die Delta-Variante noch vor Weihnachten verdrängen wird.
Eine 1. Test-negative Fall-Kontrollstudie weist auf eine geringe Schutzwirkung von BNT162b2 hin, AZD1222 könnte völlig wirkungslos sein. Booster haben die Wirkung nach 2 Wochen deutlich verbessert. Die Erkrankungszahlen könnten nach mathematischen Projektionen höher ausfallen als in der Alpha-Welle.
Die Zahl der Infektionen mit Omikron ist in Großbritannien gestern (12. Dezember) auf 3.117 gestiegen (bei 48.854 Fällen insgesamt). Der R-Wert liegt derzeit bei 3,7. Die Fallzahl verdoppelt sich alle 2 bis 3 Tage. Eine Omikron-Welle scheint nicht mehr abwendbar zu sein.
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Noch ist unklar, wie schwer die Infizierten erkranken werden, doch die 1. Patienten sind nach Auskunft der Regierung am Wochenende ins Krankenhaus eingeliefert worden. Am Freitag hat die UK Health Security Agency (UKHSA), die oberste Gesundheitsbehörde des Landes, mitgeteilt, dass sich Omikron in allen Region Englands ausgebreitet hat. Das Virus wurde teilweise auch in Abwasserproben oder in Klärwerken nachgewiesen.
Omikron breitet sich deutlich schneller aus als Delta.
Das Risiko einer Übertragung im Haushalt ist laut dem aktuellen „Technical Briefing“ der UKHSA 3,2-fach höher mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 2,0 bis 5,0. Das Ansteckungsrisiko von engen Kontakten ist 2-fach erhöht (adjustierte Odds Ratio 2,09; 1,54-2,79). Die Häufigkeit einer 2. Erkrankung im selben Haushalt beträgt 21,6 % (16,7-27,4 %) gegenüber 10,7 % (10,5-10,8%) bei der Delta-Variante. Die Wachstumsrate von Omikron liegt nach Schätzungen der UKHSA bei 0,35 pro Tag. Schon Mitte Dezember könnte es ebenso viele Erkrankungen geben wie mit der Delta-Variante.
Die Berechnungen beruhen vor allem auf den Ergebnissen von PCR-Tests und der Annahme, dass ein falsch-negatives Ergebnis im S-Gen (bei positiven Resultaten in 2 anderen Regionen) auf Omikron hinweist. Dieses “S-Gene Target Failure“ (SGTF) hatte es auch bei der Alpha-Variante gegeben. Grund ist eine Deletion im S-Gen. Bei der Delta-Variante war das Gen an dieser Stelle „intakt“. Da Alpha inzwischen völlig verdrängt wurde, weist SGTF auf die Omikron-Variante hin. Die bisherigen Sequenzierungen haben dies bestätigt.
Nach den 1. Ergebnissen einer Test-negativen Fall-Kontrollstudie, die ein Team um Jamie Lopez Bernal von der London School of Hygiene and Tropical Medicine vorgestern veröffentlicht hat, erzielt die Impfung mit BNT162b2 (ohne Booster) nur in den Wochen 2 bis 9 nach der 2. Dosis eine gute Schutzwirkung gegen Omikron von 88,0 %, wobei das 95-%-Konfidenzintervall hier wegen der insgesamt noch geringen Fallzahlen mit 65,9 % bis 95,8 % noch recht weit ist. Die Analyse beruht nur auf 115 Erkrankungen mit Omikron.
In den Wochen 10 bis 14 nach der 2. Dosis von BNT162b2 fällt die Schutzwirkung vor Omikron auf 48,5 % (24,3-65,0 %). Wenn die 2. Dosis 15 Wochen oder länger zurück liegt, beträgt die Schutzwirkung nur noch 34,1 % bis 36,6 %. Eine 3. Dosis BNT162b2 (Booster) steigerte die Schutzwirkung nach 2 Wochen wieder auf 75,5 % (56,1-86,3 %).
Noch ungünstiger ist die Situation nach einer homologen Impfung mit 2 Dosierungen AZD1222 von Astrazeneca. Eine Schutzwirkung war 15 Wochen nach der 2. Dosis nicht mehr nachweisbar (zu einem kürzeren Intervall liegen keine Zahlen vor). Ein Booster mit BNT162b2 könnte nach den Ergebnissen der Studie den Impfschutz jedoch wieder herstellen: 2 oder mehr Wochen nach dem Booster stieg die Schutzwirkung auf 71,4 % (41,8-86,0 %).
Die Zahlen betreffen symptomatische Erkrankungen. Da schwere Fälle bisher noch nicht aufgetreten sind, sind hierzu noch keine Angaben möglich. Erste Meldungen auf Südafrika deuten auf einen milderen Verlauf hin. Dies könnte jedoch täuschen, da von der Infektion bis zu einer schweren Erkrankung ein längerer Zeitraum vergehen kann.
Trotz der noch unklaren Lage haben Mathematiker der London School of Hygiene and Tropical Medicine Berechnungen zur kommenden Omikron-Welle durchgeführt. In einem optimistischen Szenario (geringer Rückgang der Impfstoffwirksamkeit auf Omikron und hohe Wirksamkeit von Boostern) könnte es laut Rosanna Barnard und Mitarbeitern bis Ende April nächsten Jahres zu 175.000 Hospitalisierungen und 24.700 Todesfällen kommen.
In einem pessimistischen Szenario (hohe Immunevasion und geringere Wirksamkeit von Boostern) müsste mit 492.000 Krankenhauseinweisungen und 74.800 Todesfällen gerechnet werden – wenn keine zusätzlichen Maßnahmen ergriffen würden.
Technical Briefing des UKHSA
https://assets.publishing.service.gov.uk/.../Technical...
Studie der Arbeitsgruppe Bernal
https://khub.net/.../f423c9f4-91cb-0274-c8c5-70e8fad50074
Modellberechnungen von Barnard et al.
https://cmmid.github.io/.../omicro.../report_11_dec_2021.pdf
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