Impfverweigerer riskieren eine Empathie-Fatique.
Nach den Anstrengungen und Mühen die die Mitarbeiter im Gesundheitswesen nun seit 22 Monaten ertragen, kriegen sie zunehmend Schwierigkeiten mit Menschen, die sich nicht selbst schützen wollen.
Die Beschäftigten im Gesundheitswesen gehen täglich das Risiko ein, sich selbst zu infizieren, die Infektion nach Hause zu schleppen und dort Ehepartner und Kinder mit anzustecken. Es gibt Krankenpfleger die umarmen und küssten ihre Kinder nicht mehr, weil sie selbst zu Hause versuchen Abstand zu halten. Sie desinfizieren sich ständig, sie waschen sich Hände bis diese wund sind, damit sie auch noch für ihre Familie da sein können. Und oft genug werden sie trotz Vorsichtsmaßnahmen krank, denn eine Infektion hängt nicht nur von der Stärke des Impfschutzes ab, sondern auch von der Menge der Erreger denen man ausgesetzt ist.
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Aber sie gehen jeden Tag zur Arbeit, die Welt dreht sich weiter, jemand muss die Arbeit tun. Sie leben ihr Einstellung, den Menschen zu helfen. Aber viele haben gekündigt, haben ihre Jobs gewechselt, sie können nicht mehr, sie sind ausgebrannt, erschöpft.
Der Grund warum die Pandemie noch nicht eingedämmt ist, ist das Verhalten der Menschen. Es kann vielfältige Gründe geben, warum man sich nicht impfen lässt. Die Ablehnung der Impfung, trotz Daten und Beweisen, scheint im allgemeinen Misstrauen gegenüber Staat und Regierungen zu liegen. Die Argumente, die vorgebracht werden, sind vorgeschoben. Es ist nicht der neue mRNA, es ist nicht die angeblich schnelle Entwicklung, es ist nicht der Neid auf den Gewinn der Pharmakonzerne und auch nicht die Verharmlosung des Virus. Es ist eine grundsätzliche Ablehnung von staatlichen Maßnahmen, die der Gesundheitsvorsorge der Gesellschaft dient. Wie sonst ist zu erklären, dass nicht nur gegen die Impfung, sondern auch gegen Maske, Lockdown und Testen opponiert wird?
Die Professionalität des Gesundheitspersonal fordert, dass sie sich auf die Krankheit und nicht auf das Verhalten, das zu der Krankheit geführt hat, zu konzentrieren. Kommt ein Patient mit einer leichtfertig erworbenen Geschlechtskrankheit, dann ist nicht die Aufgabe des Arztes einen moralischen Vortrag zu halten, aber es ist seine Aufgabe, die Übertragungswege und den Schutz zu erklären, um so eine weitere Infektion zu verhindern.
Die Patienten können den Rat annehmen oder ihn in den Wind schreiben, das ist selbstverständlich; der Arzt wird sich deshalb nicht beim Patienten anstecken.
Bei der Ablehnung der Covid-Impfung und den anderen Maßnahmen auf der Ebene der Gesellschaft ist die Sachlage anders. Sie ist auch für das Krankenhauspersonal bedrohlich. Mit der Ablehnung einer wirkungsvollen Intervention riskieren die Menschen nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das ihrer Umgebung, von Immunschwachen, von Kindern, die nicht geimpft werden können, aber auch das Leben des Pflegepersonal und der Ärzte.
Diese Menschen lehnen die Wissenschaft so lange ab, bis sie sie selbst brauchen. Und dann nehmen sie wie selbstverständlich die mühsame Arbeit derjenigen in Anspruch, die sie zuvor gewarnt hatten.
Die Inkonsistenz der Patienten die die Wissenschaft verweigern, aber dann die Pandemie doch überleben wollen, ist schlichtweg unehrlich.
In der jetzigen Phase der Pandemie, wo Impfstoffe vorhanden sind, müssten die Menschen dieses Leiden nicht mehr durchmachen. Vor der Impfkampagne war die Situation eine andere. Aber jetzt wählen die Leute bewusst und gezielt ihr Schicksal.
Wenn ein Kind das hungert, weil sich die Eltern keine Essen leisten können, ist es eine grausame Situation, wenn man nicht helfen kann. Die Verweigerung von lebensrettenden Covid-Impfstoffen dagegen ist noch ein riesiges „Fuck You“ ans Pflegepersonal. Sie erwarten die bestmögliche Behandlung, aber erschweren die Arbeit erheblich.
Die meisten Mitarbeiter in den Krankenhäusern haben sich impfen lassen. Sie werden weiterhin Medikamente verabreichen, Zugänge legen, Patienten umbetten und intubieren; sie halten ihre Abmachung mit der Gesellschaft.
Aber erfüllt die Gesellschaft ihren Teil der Abmachung?
Diese Pandemie hat vieles zerstört, Leben, Arbeitsplätze, Strukturen, Lieferketten. Bei Gesundheitspersonal hat sich noch was zerstört: Den Glauben daran, dass man gemeinsam etwas erreichen kann.
Jetzt verbrennt sie unersetzliche Ressource im Gesundheitswesen: Engagement, Motivation, Hoffnung.