Obduktionsregister: 86 % der Patienten starben an COVID-19, 14 % mit COVID-19

Aachen – Die meisten Menschen mit COVID-19 sterben auch im höheren Alter an und nicht mit der Erkrankung. Dies geht aus einer Auswertung des deutschlandweiten Obduktionsregisters DeRegCOVID in Lancet Regional Health Europe (2021; DOI: 10.1016/j.lanepe.2022.100330) hervor.

An 29 Standorten – darunter mehr als 3/4 der Universitätsinstitute – wurden bis Oktober letzten Jahres 1.129 COVID-19-Patienten obduziert. Die Initiatoren des DeRegCOVID erhoffen sich von den gesammel­ten Befunden neue Einblicke in die Pathogenese.

Die 1. Auswertung, die das Team um Peter Boor von der Uniklinik der RWTH-Aachen jetzt vorstellt, bestätigt, dass COVID-19 eine rasch tödlich verlaufende Erkrankung sein kann. In den beiden ersten Krankheitswellen verstarb etwa die Hälfte der obduzierten Patienten innerhalb von 2 Wochen nach dem Auftreten der ersten Symptome. In der 3. Welle waren es noch 41 %. Bei den Männern gab es 2 Alters­gipfel bei 65-69 Jahren und bei 80-84 Jahren. Bei den Frauen lag der Altersgipfel bei über 85 Jahren.

Als Todesursache stellten die Pathologen in der Regel einen diffusen Alveolarschaden fest, bedingt durch ein akutes Atemnotsyndrom (DAD/ARDS), gefolgt von einem Multiorganversagen. Das DAD/ARDS war häufig für den Tod in den ersten 2 Wochen verantwortlich. An einem Multiorganversagen starben die Patienten eher 2 bis 5 Wochen nach Symptombeginn.

An 3. Stelle folgten Superinfektionen in der Lunge durch Bakterien oder Pilze. Alle diese Erkrankungen lassen sich als Folge der schweren Infektion mit SARS-CoV-2 deuten. Die Pathologen gehen insgesamt davon aus, dass 86 % der Patienten an COVID-19 gestorben sind. Bei den übrigen Patienten war COVID-19 nur eine Begleiterkrankung, die nicht unmittelbar am Tod beteiligt war.

Der Anteil der durch COVID-19 ausgelösten Todesfälle könnte sogar bei mehr als 90 % gelegen haben, wenn Todesfälle an Herzinfarkten und Herzversagen hinzugezählt würden, die ebenfalls durch eine Infektion mit SARS-CoV-2 ausgelöst werden können.

Boor betrachtet COVID-19 als „angiozentrische“ Erkrankung. Dazu gehört auch, dass einige Patienten an einer Lungenembolie gestorben sind. Der Anteil war jedoch gering und nahm zudem von der 1. bis zur 3. Welle von 6 % auf 2 % ab, für den Pathologen ein Hinweis auf eine verbesserte antikoagulative Behand­lung der Patienten, nachdem das Lungenembolierisiko zu Beginn der Epidemie von Pathologen erkannt worden war.

Interessant ist auch, dass die Viren noch längere Zeit nach dem Tod im Körper nachweisbar sein können. Bei einem Verstorbenen, der erst spät in einer Wohnung entdeckt wurde, fiel der RNA-Nachweis noch 36 Tage nach dem Tod positiv aus. Dies muss nicht bedeuten, dass die Viren noch infektiös sind. Die Pathologen raten jedoch zur Vorsicht.

Eine Studie in Virchows Archiv (2021; DOI: 10.1007/s00428-021-03263-7) hatte gezeigt, dass es bei den Obduktionen häufiger zur Kontamination der Schutzkleidung mit SARS-CoV-2 kommt.

© rme/aerzteblatt.de

Quelle: https://www.aerzteblatt.de/.../Obduktionsregister-84-der...

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Sepp Adam

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