Diesen Blog habe ich vor einem Jahr geschrieben. Zum Jahrestag veröffentliche ich ihn auch auf fisch&fleisch.
In den letzten Wochen und Tagen überschlagen sich die Ereignisse.
Massenmord in Nizza, Axt- und Messerattacke im Zug bei Würzburg und Messerattacke auf eine Mutter und ihre drei kleinen Mädchen in einem Hotel in den französischen Alpen. Während in heimischen Medien über Motive „gerätselt“ wird, haben die Sympathisanten in aller Welt keine Zweifel, dass jeder der Täter den „Ungläubigen“ gezeigt hat, wo der Bartl den Most holt.
Nizza fühlte sich für mich anders an als die bisherigen Anschläge. Das Grauen, das sich über die Welt legte, als der Terror nach Europa kam, nach London, Madrid, Brüssel, Paris, erhielt sozusagen die ganz persönliche Komponente, dass ein idealer Erinnerungsort von einem der Vernichtungsideologie angehörigen Vertreter zerstört wurde.
Ich war 18, als ich mit meinen Schulkolleginnen und Kollegen zur Maturareise nach Korsika aufbrach. Mit dem Zug von Leoben nach Vorarlberg, von dort mit dem Bus bis Nizza. Als ich nach einer sitzend durchschlafenen Nacht die Augen öffnete, sah ich, was ich noch nie gesehen hatte: die Palmen und Prachtbauten Monacos. Kurz darauf stiegen wir aus. In Nizza.
Die Eindrücke von Sonne, Mittelmeer, Freiheit, Licht und grenzenloser Hoffnung auf ein gutes Leben verbanden sich mit diesem Ort. Spätere Besuche verstärkten den unvergesslichen ersten Eindruck. Nizza ließ mich verstehen, warum man bei uns sagt, jemand würde leben „wie Gott in Frankreich“.
Nun wird der Gedanke an die Getöteten, Verletzten, aus dem Leben Gerissenen und ihre verzweifelten Angehörigen mit dieser Stadt für immer verbunden sein. So, wie es auch bei der schönsten Donau-Radfahrt durch Mauthausen nicht anders geht, als an die Steinbrüche und Lager des KZs zu denken.
Aber Nizza war ja nur eine Station auf der Höllenfahrt ins Grauen. Inzwischen muss man überlegen, ob eine Zugreise sicher genug für die Angehörigen ist oder ob man sich an einem Strand, einem Hotel, einer Einkaufsstraße, einer U-Bahn-Station sicher fühlen kann.
Die von den Regierenden regelmäßig zur Schau gestellte Betroffenheit hilft uns nicht. Auch die „Mea culpa“-Walze, wer wen wann wie kolonialisiert hat, ausbeutet etc. verfängt nicht. Denn es sind friedliche Menschen freier Länder, die von Individuen attackiert werden, denen Freiheit, Menschenrechte und Frauenrechte im besonderen ein Gräuel sind. Sie alle folgen einer Ideologie, die sie selbst Islam nennen. Das Narrativ, dass sie diesen nur missbrauchen, ist ebenso einfach wie falsch. Denn tatsächlich lassen sich Aufforderungen zu Mord, Vergewaltigung und Totschlag aus ihren Schriften herauslesen. Eine radikale Abkehr von diesen lebens- und menschenfeindlichen Inhalten wird nur von wenigen Angehörigen der Religion deutlich hörbar gefordert. Im deutschsprachigen Raum etwa von Ednan Aslan, Mouhanad Korchide, Amer Albayati und Ahmad Mansour. Sie alle erhalten Todesdrohungen.
Was also bleibt uns übrig - außer mit schreckgeweiteten Augen die Nachrichten zu verfolgen?
* Erstens: Persönlich über den Schutz der Familie nachdenken und Maßnahmen treffen. „Zivilschutz“ ist leider ziemlich in Vergessenheit geraten.
* Zweitens: Sachlich, ohne Hass, Wut und Zynismus, öffentlich Stellung nehmen. Die Schutzfunktion des Staates für die Bürger einfordern.
* Drittens: Harte, zeitnahe Strafen für alle Verbrechen gegen Leib und Leben fordern. Straftätern muss der Asylstatus und in schweren Fällen auch die Staatsbürgerschaft aberkannt werden.
* Viertens: Versuchen, aus der Schock- und Angstspirale so schnell wie möglich herauszukommen, ohne stumpf und gefühllos zu werden. Das geht am besten mit Aktivität. Ich empfehle einen Blick auf die Seite http://teamfreiheit.info. Da kann man junge Menschen, denen Freiheit, Demokratie und Menschrechte wichtig sind, unterstützen. Oder gleich mitarbeiten.
Erinnern wir uns: Liberté, égalité, fraternité ist der Wahlspruch Frankreichs seit 1789. Wir sollten ihn uns zu eigen machen!