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Die Corona-Pandemie bestimmt derzeit unseren Alltag, aber trotz teilweise dramatisch steigender Fallzahlen ist das Infektionsgeschehen für viele Bürger immer noch weit weg und abstrakt.
Corona ist ein hochkomplexes, vielschichtiges Thema mit vielen Unbekannten und Variablen. Selbst die Experten widersprechen sich und das mit jeweils gut begründeten Argumenten.
Als Laie ohne entsprechende Expertise sollte man sich deshalb beim Propagieren von vermeintlich einfachen Lösungen dieses komplexen Problems zurückhalten, ich beschränke mich daher auf meine selbst gemachten Erfahrungen.
Meine eigenen Erfahrungen mit der Infektion
Für mich war "Corona" bis Mitte November ebenfalls ein Thema, bei dem man als Medienkonsument die täglichen Fallzahlen zur Kenntnis genommen hat, es mangels persönlicher Relevanz aber damit belassen hat.
Man kannte niemanden persönlich, der erkrankt war, es war eine anonyme Seuche, die Unbekannte traf. Ein statistisch vernachlässigbares Risiko mit einer für einen persönlich extrem niedrigen Eintrittswahrscheinlichkeit.
Auch als mich am Buß- und Bettag Symptome eines grippalen Infektes plagten, galt kein Gedanke Corona. Am nächsten Tag ging ich zu meinem Hausarzt, der dafür eine spezielle Infektionssprechstunde eingerichtet hat und er veranlasste einen Corona-Test. Das Letzte, womit ich rechnete, war zwei Tage später ein Anruf des Gesundheitsamtes. Ich war positiv getestet und nun mitsamt meinem Hausstand unter Quarantäne.
Wie und wo oder bei wem ich mich angesteckt habe, ist mir vollkommen unklar, es ist auch egal. Aber trotz Beachtung der Hygieneregeln und der Meidung von Menschenmengen hat es doch irgendwie geklappt. Und wenn man die Seuche erst im eigenen Haushalt hat, dann ist es fast ein Ding der Unmöglichkeit zu verhindern, dass sich Partner und Kinder infizieren.
Zum Glück lief es bei meiner Familie recht glimpflich ab, nur mein eigener Verlauf war weniger mild. Mir ging es ein paar Tage richtig dreckig mit Kopfschmerzen, Fieber und Husten und ich schrammte nur haarscharf an einer Lungenentzündung und stationärem Krankenhausaufenthalt vorbei. Nach acht Tagen war aber das Schlimmste überstanden.
Verglichen mit bisher durchgestanden Infekten und "richtigen" Grippen traten Symptome auf, die ich nie für möglich gehalten hätte. Du willst schlafen, machst die Augen zu und plötzlich flackert es unterm Lid, als würde da eine Diskokugel blinken. Du kaust dein Frühstücksbrötchen, aber der Schluckreflex bleibt zunächst aus. Du guckst aus dem Fenster und dein Auge gaukelt dir riesige Zacken und Risse im rechten Auge vor. Mein Geruchs-/Geschmacksinn war auch beeinträchtig, aber entgegen dem oft berichteten Verlust desselben war es bei mir eine Überempfindlichkeit gegen bestimmte Gerüche und Geschmäcke, die mir ein paar Tage den Genuss z. B. von Kaffee, Orangensaft oder Gemüsepaprika verleideten.
Zum Glück traten diese Symptome nur temporär auf und verschwanden relativ schnell wieder. Aber sie reichen aus, um einen zu verunsichern, da man nicht weiß, ob und wie heftig sie vielleicht wiederkommen oder ob es gar zum Dauerzustand wird. Meine Infektion ist überstanden, ich bin seit über zwei Wochen symptomfrei und meine allgemeine Verfassung ist gut. Nur die körperliche Leistungsfähigkeit ist noch weit ab von normal, es ist keine tägliche Verbesserung zu verzeichen, sondern immer erst nach ein paar Tagen Stagnation.
Selbstverständlich ist "mein" Verlauf nicht typisch und nicht zum Verallgemeinern geeignet. Nach mittlerweile regem Austausch in Facebookgruppen mit anderen Betroffenen gibt es aber wohl auch keinen "typischen" Verlauf. Das Spektrum an Symptomen ist gigantisch und im Prinzip kann alles mit allem anderen zusammen auftreten. Schwere Verläufe, die vielleicht gar einen Krankenhausaufenthalt nach sich ziehen, sind aber zum Glück die Ausnahme.
Corona ist nicht Ebola, Corona ist angesichts der geradezu lächerlich niedrigen Mortalitätsraten nicht mal ansatzweise ein "Killervirus". Aber Corona ist in sehr vielen Fällen eben auch keine "normale Grippe". Wer das erzählt, ohne selbst eine Infektion überstanden und eigene Erfahrungen gemacht zu haben, redet schlichtweg Blödsinn.
Corona ist aber hoch ansteckend und davon geht die große Gefahr aus. Unser Landkreis Bautzen hat 300.000 Einwohner, am 15.12.2020 wurde die Anzahl von 10.000 nachgewiesenen Infektionen überschritten, während ich diesen Text schreibe, ist der Wert auf fast 10.500 gestiegen. Der Inzidenzwert liegt derzeit bei 681 und aller drei Tage kommen 1.000 Neuinfektionen dazu.
Auch wenn der prozentuale Anteil der schweren Verläufe mit Klinikaufenthalt niedrig ist, so ist es schlichtweg die Masse der absolut auftretenden Fälle, die das Gesundheitswesen mitsamt den Kliniken an und teilweise über die Belastungsgrenzen geführt hat.
Die Politik und die Pandemie
Der Kardinalfehler in der ganzen öffentlichen Corona-Debatte ist meiner Meinung nach diese immerwährende Vermischung von Politik und Pandemie. Wenn die Politik etwas bewiesen hat, dann ihre Macht- und Hilflosigkeit angesichts der Herausforderungen von Corona.
Statt aber dem durchaus mündigen und verständigen Bürger gegenüber einzugestehen, dass man bestenfalls in Teilen und oft auch nur suboptimale "Lösungen" bieten kann, hat sich die politische Elite in den Aktionismusmodus begeben und handelt ausschließlich um des Handelns willens.
Damit sollen Führungs- und Entschlusskraft unter Beweis gestellt werden. So entand ein Flickenteppich von sich zum Teil widersprechenden Maßnahmen, die dann auch noch zu spät und zu halbherzig umgesetzt wurden und oft ohne auf die regionalen Erfordernisse einzugehen.
Im Endeffekt hat man den großen Holzhammer ausgepackt und drischt jetzt überall drauf, wo sich Corona verstecken könnte. Ab und zu landet man vielleicht auch mal einen Glückstreffer, aber meistens schwächt oder zerstört man durch die blinden Schläge bis dato gesunde Strukturen. Man fixiert sich auf eine Problemstellung, die eine vermeintliche "Lösung" herbeiführt, schafft dadurch aber eine Vielzahl neuer Probleme. Und die finale Lösung, um durch diesen Dilettantismus angerichtete Chaos zumindest zu kaschieren, ist das durch neue Schulden finanzierte Zuschmeißen mit dem Geld der Steuerzahler. Von dem auch nur wieder ein geringer Prozentsatz dort landet, wo es tatsächlich gebraucht würde, während sich andere die Taschen vollstopfen und sanieren.
Corona als Chance?
Eigentlich muss man Corona dankbar sein. Sämtliche Versäumnisse und politischen Fehlentscheidungen in Deutschland der letzten Jahrzehnte treten nun offen zu Tage.
Man verbrannte und verbrennt hunderte Milliarden zur "Lösung" von Luxusproblemen einer abghobenen Kaste von notorischen Weltverbesserern, während die Infrastruktur verfällt, die Digitalisierung verpennt, den KMUs immer mehr Bürokratie und Zusatzkosten aufgebrummt und die dafür zuständigen Kontrollbehörden aufgeblasen wurden.
Auch die Deutungshoheit über die für eine hoch technisierte, exportorientiert Industriegesellschaft essenziellen Zukunftsfeldern hat man sich moralisch erhaben wähnenden Ideolgoen und nicht ausgewiesenen Fachleuten überlassen. Ob Klimawandel, Energiewende, Mobilitätswende oder Agrarwende - die Realität soll gefälligst an die hehren Theorien von Öko-Lobbyisten und NGOs angepasst werden. Ganz egal, ob dem physikalische Gesetzmäßigkeiten oder die Lage der Erde im Weltraum widersprechen, der Aufwand unbezahlbar ist oder die Umsetzung die massenhafte Vernichtung gut bezahlter Arbeitsplätze zur Folge hat.
Dann kommt so eine Pandemie daher mit jahrelanger Vorankündigung und es gibt zunächst kaum Reserven bei medizinischen Geräten und Schutzausrüstungen, keine fertigen Pläne, kaum eine Schule ist auf digitales Lernen bzw. Homeschooling vorbereitet und die Onlineplattformen sind entweder ohnehin nicht für die Last ausgelegt oder können leicht mutwillig lahmgelegt werden. Wenigstens sitzen Dank Lockdown die Kinder jetzt nicht in unsanierten Schulgebäuden ohne Lüftungsanlage bei Durchzug.
Dass die Versorung nicht zusammenbricht, verdanken wir den effizienten Logistik- und Warenwirtschaftsprozessen der so gerne verteufelten kapitalistischen, gewinnorientierten Unternehmen, nicht dem Staat. Der scheitert gerade grandios beim Versuch, ein paar FFP2-Masken an Senioren zu verteilen.
Corona offenbart ein Desaster und wenn wir nach diesem Desaster nicht die Kurve kriegen zurück zur Vernunft, die Zustände im Land vom Kopf auf die Füße stellen und weg von teuren und unsinnigen Hirnfürzen, dann nie mehr.
Trennt Corona und Politik.
Nehmt das Virus ernst, vermeidet eine Ansteckung und tragt so den besten Beitrag dazu bei, das Gesundheitswesen zu entlasten. Gerade in den Regionen, wo die Fallzahlen hoch sind und weiter durch die Decke gehen.
Lasst nicht die Ärzte, Pfleger, Krankenschwestern für die Fehler der Politik büßen.
Wer an der Politik etwas ändern möchte, wird sich vom bequemen Sofa erheben und sich an der politischen Willensbildung im realen Leben in den Niederungen der Stadt- und Kreisverbände der jeweiligen Parteien beteiligen müssen, statt auf Facebook zu meckern und dümmliche Sharepics zu teilen. Je mehr aktiv werden und sich engagieren, um so besser.
Vielleicht kommen wir dann zusammen zumindest besser durch die nächste Krise.