In schöner Regelmäßigkeit wird auf diesem Forum vor allem von einem User behauptet, nur 4% aller Menschen wären gefährdet, einen schweren Verlauf bei einer Corona-Infektion zu erleiden.
Der Grund dafür soll sein, dass natürliche Killerzellen (NK-Zellen) bei den meisten Menschen eine Corona-Infektion ohne gröbere Schwierigkeiten abwehren würden. Nur bei 4% der Menschen würde durch eine Gen-Variation ein spezieller aktivierender Rezeptor (der NKG2C Rezeptor) auf der Oberfläche dieser Zellen fehlen, wodurch diese nicht mehr in der Lage wären, die Corona-Viren zu bekämpfen.
Daraus schließt der User, man müsste nur testen, welche Menschen diese Gen-Variation aufweisen würden und dann nur diese ca. 4% der Menschen impfen oder anderweitig schützen, anstatt die gesamte Bevölkerung in Mitleidenschaft zu ziehen.
Schenk uns bitte ein Like auf Facebook! #meinungsfreiheit #pressefreiheit
Danke!
Dieser Schluss wird aus einer Studie der Med-Uni Wien bzw. einem Artikel darüber gezogen.
In diesem Bericht wird erklärt, dass die AutorInnen der Studie zeigten, "dass Personen, die mit COVID-19 hospitalisiert werden mussten, signifikant häufiger die dem Fehlen des Rezeptors zugrundeliegende Gen-Variation aufwiesen als Personen mit milden Verläufen."
Die Leiterin des Zentrums für Virologie der Medizinischen Universität Wien und Wissenschafterin des Jahres 2020 Elisabeth Puchhammer-Stöckl, die auch die Forschungsgruppe leitet, die diese Studie durchgeführt hat, wird folgendermaßen zitiert: "Besonders häufig war das Fehlen des Rezeptors bei PatientInnen die mit COVID-19 auf Intensivstationen behandelt werden mussten, unabhängig von Alter oder Geschlecht."
Weiters steht auch in diesem Artikel: "Allerdings fehlt bei etwa 4% der Bevölkerung natürlicherweise aufgrund einer Gen-Variation der aktivierende Rezeptor NKG2C, bei ca. 30 Prozent der Population ist der Rezeptor nur teilweise vorhanden."
Soweit also die Ausgangslage, die einen User dieses Forums schon öfter zu eben der Behauptung kommen ließ, dass man nur die gefährdeten 4% finden und schützen müsste und den Rest der Bevölkerung unbeschwert ohne Einschränkungen oder Impfungen weiterleben lassen könnte.
Sieht man sich die dem Artikel zu Grunde liegende Studie, die auch im Artikel verlinkt ist, näher an, kann man sehen, wie falsch diese Behauptung ist.
In dieser Studie ist folgende Grafik zu sehen:
Genetics in Medicine https://www.nature.com/articles/s41436-020-01077-7
Dabei beschreibt das rötliche "KLRC2 del/del" Feld den Anteil der Menschen in der Studie, bei denen der besagte Rezeptor fehlt, der violette "KLRC2 wt/del" Bereich sind jene, bei denen der Rezeptor teilweise vorhanden ist. Und das blaue Feld bildet die Menschen ab, die den Rezeptor vollständig besitzen.
In der untersuchten Gruppe ist nun die Verteilung dieser Varianten aufgeteilt nach Nicht-Hospitalisierten, Hospitalisierten ohne Intensivmaßnahmen (Non-ICU) und Hospitalisierten auf Intensivstationen (ICU) zu sehen.
Dabei kann man nun erkennen, dass der Anteil der Menschen mit fehlendem Rezeptor bei den Nicht-Hospitalisierten ca. 2.2% beträgt (2 von 92), bei den normal Hospitalisierten 4.2% (8 von 190) und bei den Intensivpatienten 5,1% (4 von 79).
Und genau diese 4 der 79 auf den Intensivstationen wären die, die der FuF-User impfen bzw. schützen würde! Den restlichen 75 fehlt der Rezeptor ja nicht vollständig, die sind ja nicht gefährdet! Man kann sich ausmalen, wie erfolgreich die Pandemiebekämpfung wäre, würde man dem Vorschlag dieses "Experten" folgen.
Der Unterschied von 2.2% bei den Nicht-Hospitalisierten und den 5.1% bei den Intensivpatienten ist das im Artikel erwähnte signifikant häufigere Fehlen des Rezeptors bei Intensivpatienten. Das ist offenbar ein deutlicher Hinweis darauf, dass diese Menschen ein höheres Risiko haben, einen schweren Verlauf zu erleiden. Diese Erkenntnis kann zum Beispiel bei der Medikamentenentwicklung hilfreich sein.
Da aber in der Studie fast 95% der Menschen auf Intensivstationen den Rezeptor zumindest teilweise besaßen und trotzdem Intensivbetreuung benötigten, wäre es wohl keine gute Idee, die Impfstrategie zu verändern, wie der FuF-"Experte" immer wieder vorschlägt.
PS: Ich bin selbst sehr weit davon entfernt, ein Experte auf diesem Gebiet zu sein. Deshalb bitte ich auch darum, mich zu korrigieren, sollte ich mit dieser Analyse nicht recht haben oder irgend einen Fehler in diesem Blog gemacht haben.