YouTube kontert Verschwörungstheorien - mit Wikipedia-Auszügen“. Was ist daran besonders?

Auf der einen Seite finden wir auf Youtube tolle und wichtige Interviews, können Erkenntnisse sammeln, aus Originalquellen wie hier am Beispiel der (möglichen) Strategien der USA bzgl. Europa und Russland, auf der anderen Seite finden wir Informationen, die tatsächlich in unbelegte Mutmaßungen abgleiten, z.B. zu Landungen von Außerirdischen. Der Artikel beschreibt, dass aus technisch-soziologischer Sicht die auf Basis des Userverhaltens generierten Vorschläge mit einem Algorithmus vorgeschlagen werden, der die User in seiner eigenen Themenblase gefangen hält, bzw. die Wahrscheinlichkeit erhöht, sich weitere Videos mit ebensolchen Inhalten anzusehen. So ist es.

Um die Inhalte nun zu verifizieren, sollen Wikipedia Einträge eingeblendet werden. Das Lesen dieser Einträge soll dazu führen, dass die User die Inhalte der Videos besser als wahr oder falsch einordnen können.

Das ist eine lobenswerte Idee – nur ist sie grundsätzlich falsch:

Informationen zu verifizieren bedarf stringenter wissenschaftlicher und ideologiefreier Darstellung von Sachverhalten und den daraus abgeleiteten Erkenntnissen. Das Aufsetzen eines solchen falschen geschlossenen Systems muss gewollt sein, kein Wissenschaftler würde das akzeptieren können, es sei denn, er ist bezahlt. Wikipedia ist in der Wissenschaft grundsätzlich als Quelle, zumindest an deutschen Universitäten, nicht erlaubt. Denn niemand weiß, wer sich mit welchen Interessen um das Einstellen von Artikel bemüht und ob beim Autor überhaupt eine Sachkenntnis vorliegt. Dennoch wird Wikipedia als Quelle herangezogen, um sich zu informieren. Das kann schiefgehen, wie man z.B. an der faktenbasierten Ergänzungsversuchen der Einträge zu 9/11 sieht oder auch zu den maximalen Flughöhen der SU25 zum Thema MH17 in der Ukraine. Nicht nur durch Markus Fiedlers Recherchen zu Wikipedia wird klar, dass die Einträge mit Vorsicht zu genießen sind, eben nicht als wissenschaftliche Quelle taugen, sondern eher ein Meinungs(bildungs)forum sind. Und als ebensolches soll es nun die „youtube-Verschwörungen“ mit der „Wikipedia-Wahrheit“ abgleichen. Das wäre dann ein großes geschlossenes System, mit dem sich die mausfeldsche Schafherde wunderbar steuern lässt: Zu politisch und strategisch relevanten Fragestellungen wird dann eine ideologisierte Scheinwahrheit, „die Agenda“, als Tatsache angeboten. Macht man sich nun klar, dass die CIA im Silicon Valley mit In-Q-Tel ein gut ausgestattetes Venture-Capital-Unternehmen hat und mit Palantier ein StartUp finanziert, die „wichtigste Firma der Welt“, dass sich auf die Verarbeitung von Massendaten spezialisiert hat, dann erscheinen die 27.000 journalistisch tätigen Pentagon Mitarbeiter mit einem Budget von 4,3 Mrd. US$ doch eher jämmerlich. Orwell ist längst Geschichte, die Truman Show ist schon Realität. Eine neue – und vor allem reale - Dystopie bahnt sich ihren Weg.

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Margaretha G

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HerrSchoeberl

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Zaungast_01

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