Margarete Stokowski hat`s bei Spiegel-Online nicht leicht: soll sie doch aus ihrer Innensicht als Journalistin den Menschen erklären, sie hätten keine Ahnung, wie es hinter den Kulissen in den Redaktionen so zugeht. So nennt sich ihre Kolumne diesmal
"Okay, Frau Merkel, das schreib ich so!".
Man muss nicht gut in Mathematik sein, um zu erkennen, dass die Printmedien auf dem absteigenden Ast sind, aus den Mainstreammedien werden zunehmend Herbstblätter, die an den Rändern faulig riechen. Das zu akzeptieren ist nicht leicht, "die da, die Leser" sind wohl einfach zu dumm.
Zu sehen, dass viele interessierte Menschen sich immer mehr fragen, ob denn stimmen kann, was auf dem Papier der ehemaligen 4. Gewalt gedruckt ist, ist schmerzhaft. Insbesondere dann, wenn der eigene Horizont nur bis zum Bildschirm reicht - aber eben nicht weiter.
Ist es denn so schwer, andere Fakten, die den eigenen widersprechen, in die Recherche aufzunehmen? Oder ist das Bild, das Ergebnis des Artikels, schon vordefiniert?
Liest man die Einlassungen zum Thema von Frau Stokowski ensteht ein erschreckendes Bild einer Egomanin, die nicht erkennen kann oder will, das es mehr gibt als etwas so aufzuschreiben, wie man denkt, dass es sein soll. Ihr entgeht die Tatsache, dass es Fakten gibt, auf die man verweisen, sich berufen kann, vollends. Dass nicht jeder mit jedem Thema vertraut sein kann: geschenkt. Dafür gibt es die Recherche, das Internet, sogar Videos auf Youtube. Unbekannt.
Was herauskommt, ist ein Suhlen im eigenen Kot - der Gestank für die meisten inzwischen unerträglich.
"Warum weiß ich das und die Journalisten nicht?" hört man fragen. Hier kann es nur drei erschütternde Antworten geben: entweder sie wissen es wirklich nicht oder sie dürfen es nicht schreiben oder es ist ihnen schlichtweg egal.
Alle drei Antworten tragen eine große Schuld in sich: es sind Menschen, die Zeitschriften lesen, oft sogar viele.
"Woche für Woche greifen 6,79 Millionen Leser zum SPIEGEL, das sind 9,8 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahre (MA 2017 Pressemedien I). Er gehört damit zu den am weitesten verbreiteten und am häufigsten gelesenen Kaufzeitschriften Deutschlands." Schreibt die Eigenwerbung auf der Internetseite, lassen wir es ein paar weniger oder mehr sein, völlig gleichgültig. Wichtig ist aber zu wissen, dass mit der Stokowskischen Einstellung eine sehr große Zahl an Menschen mit Informationen versorgt sind, die einer Überprüfung nicht immer standhalten. Selbst wenn das geschriebene stimmt, so wundert man sich doch über die Lücken in der Berichterstattung, die dem gechriebenen einen Spin versetzen, der zunehmend erkannt wird. Die peinlichsten Beispiele sind die "Berichterstattungen" zur Trump-Wahl, zum Konflikt in der Ukraine, zum Krieg in Syrien und zu Lybien, falls da überhaupt etwas berichtet wird.
Und hier wird es spannend: man kann ja das Weglassen von Informationen nicht unbedingt und einfach als Lüge bezeichnen, auch wenn das sich ergebene Bild falsch ist: die Lüge bauen wir uns selbst zusammen dann, wenn nicht alternativ recherchiert wird. So ergibt sich die Lückenpresse.
Man wird verstehen, dass man nicht über alles berichten kann, logisch. Aber zu Zeiten des Internets hat man zumindest keine Druckkosten mehr, dieses Argument fällt also weg: Was ist eigentlich mit den in Aleppo festgesetzten u.a. NATO Offizieren geschehen (Dezember 2016)? Vielen ist das unbekannt, ist ja auch nicht politisch opportun, wurde also nicht reichweitenstark berichtet. Es waren auch deutsche Offiziere darunter. Was würde wohl die Öffentlichkeit dazu sagen?
Es gibt viele solcher Beispiele, auf deren Erwähnung man in den etablierten Medien lange warten kann.
Ich erwarte allerdings von genau diesen Medien, dass sie darüber berichten. Sollte sich das in absehbarer Zeit nicht ändern, werden mindestens noch weitere Abokündigungen folgen und auch die Internetportale dieser Verlagshäuser werden sich in der Wahrnehmung der Konsumenten als Propagandainstrumente "der Anderen" erweisen.
Der Weg zu öffentlichen Demonstrationen ist noch weit, solange es genug zu essen gibt, ist alles in Ordnung. Dass friedlicher Protest etwas bewirken kann, haben wir auf dem Maidan gesehen und sehen wir derzeit in Rumänien, wo der nächste professionell organisierte Putsch stattfindet :)