Nachdem ich bereits in einem ersten Artikel über die Herkunft von Nachrichten geschrieben und in einem anderen Artikel darauf hingewiesen habe, dass facebook, youtube und Wikipedia eingesetzt werden, um Inhalte innerhalb dieses geschlossenen Mediensystems als "wahr" oder "falsch" verifizieren zu können, erscheint mit dem teilweise in Browsern bereits vorinstalliertem PlugIn "Newsguard" [2] eine weitere restriktive und vor allem subtile Form der Einflussnahme auf die Mediennutzung und Wahrnehmung.
Schlüssig wird das ganze, wenn man weiß, wer im Aufsichtsrat sitzt, als da wären:
Tom Ridge, the first Secretary of Homeland Security (George W. Bush administration)
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Richard Stengel, former editor of Time magazine and Undersecretary of State for Public Diplomacy (Obama administration)
(Ret.) General Michael Hayden, former Director of the CIA, former Director of the National Security Agency and former Principal Deputy Director of National Intelligence (George W. Bush administration)
Don Baer, chairman of Burson, Cohn & Wolfe and former White House Communications Director (Clinton administration)
Elise Jordan, political analyst, NBC, and former speechwriter for Secretary of State Condoleezza Rice
John Battelle, co-founding editor of Wired and founding chief executive of Industry Standard magazines
Jessica Lessin, founder and editor-in-chief of The Information
"The partnership was signed as part of Microsoft’s Defending Democracy programme."[1]
Newsguard markiert gefundene Inhalte oder Websites im Browser mit einem grünen (gut) oder roten (schlecht) Symbol. Die Einordnung von Websites und deren Inhalten wird durch ein sogenanntes SwatTeam im Vorfeld anhand eines Punktesystems vorgenommen, eine Gruppe an Menschen entscheidet hier über gut und schlecht, und in das System eingepflegt. Folgende 9 Kriterien gibt es:
1 .Veröffentlicht nicht wiederholt falsche Inhalte.
2. Verantwortungsbewusst Informationen sammeln und präsentieren
3. Regelmäßige Korrektur oder Klärung von Fehlern
4. Verantwortungsvoller Umgang mit dem Unterschied zwischen Nachrichten und Meinungen
5. Vermeidet irreführende Schlagzeilen
6. Website offenbart Eigentum und Finanzierung
7. Kennzeichnet Werbung deutlich
8. Enthält die Verantwortlichen, einschließlich möglicher Interessenkonflikte.
9. Bietet Informationen über Inhaltsersteller
NewsGuard Technologies, Inc. schreibt dazu auf der Website:
"NewsGuard nutzt Journalismus, um falsche Nachrichten, Fehlinformationen und Desinformationen zu bekämpfen. Unsere geschulten Analysten, die erfahrene Journalisten sind, recherchieren Online-Nachrichtenmarken, um Lesern und Zuschauern bei der Entscheidung zu helfen, welche von diesen seriösen Journalismus betreiben - und welche nicht."
Explizit erfolgt ein Hinweis für Lehrkräfte:
"Ein Recherchetool, das den Schülern hilft, die Nachrichten und Informationen, die sie online konsumieren, besser zu verstehen.
Von K-12-Lehrern bis hin zu Universitätsprofessoren suchen Pädagogen auf allen Ebenen nach Möglichkeiten, Nachrichtenkompetenz zu vermitteln und Quellen zu bewerten. Pädagogen können NewsGuard in einem Klassenzimmer, einem Journalismus-Lehrplan oder einem Sprachkurs verwenden."
Wozu fürt ein solches Angebot?
Unbelegbare Beeinflussung der Mediennutzer
Die Kriterien der Bewertung sind offengelegt, nicht aber deren tatsächliche Bewertung[8]. Wenn man sich die Kriterien anschaut, treffen wohl niemals alle auf eine Website zu, allein "irreführende Schlagzeilen" gibt es aufgrund der Clickbaitproblematik minütlich. Und wer will klären, ob verantwortungsbewusst Inhalte gesammelt werden - und was bedeutet in diesem Zusammenhang eigentlich "verantwortungsbewusst"? Im Sinne einer bestimmten Agenda so zu schreiben, wie es das Atlantic Council vorgibt, nämlich "im Interesse der Nation"?[4] Das muss nicht so sein, kann aber nicht ausgeschlossen werden.
Generalverurteilung und Ausschluss von Autoren und deren Artikeln durch Markieren der gesamten Website
In der Tat werden die gesamten Inhalte (Webadresse) als grün oder rot definiert, nicht einzelne Autoren oder Gastautoren. Das macht das System völlig unnütz, da es von einer Gleichheit der Güte der Artikel ausgeht. Das war noch nie und in keiner Zeitschrift der Fall.
Soziale Erwünschtheit
Gute Artikel, neue und interessante Inhalte werden von den Mediennutzern geteilt und so weiterverbreitet. Artikelinhalte, die bereits als "schlecht" definiert wurden, werden weniger Verbreitung finden und zur Meinungs- und Gesinnungsbildung beitragen, als "gute" Artikel. Wenn ein grüner Artikel versendet wird, kann man eher von einer zustimmenden Rückmeldung ausgehen, als wenn ein roter Artikel an Freunde oder Bekannte weitergeleitet wird. "Das finden die anderen bestimmt auch
Psychologische Einflüsse
Die Farbe Grün ist positiv besetzt, Grün steht für Sicherheit und Hoffnung. Weltweit darf man bei Grün Dinge tun, bei Rot nicht (Ampeln, An/Aus Knöpfe), Rot hat Signalwirkung: Achtung, Feuer, Gefahr.[5]
Beeinflussung während der Ausbildung
Ziel ist es, die Software auch in Schulen und Universitäten zum Einsatz zu bringen. So wird bereits jungen Menschen beigebracht, was sich zu lesen "lohnt" und was nicht.
NewsGuard hat eine Studie bei Gallup in Auftrag gegeben[3], die die Wirkung des PlungIns belegt (belegen soll).
Fazit:
Das Internet als Informationsquelle für interessierte Menschen wird es wohl immer geben. Für Länder, Regime und Regierungen ist dann dann kein Problem, wenn die User sich auf Themen wie Hobbys oder (Porno)Filme konzentrieren.
Informationsbeschaffung zu politischen Themen und insbesondere deren Reaktion darauf kann allerdings schnell kritsich werden, nicht nur dann, wenn Fake News verbreitet werden, sondern auch dann, wenn ungewünschte Tatsachen, Fakten oder nur andere "Blickwinkel" große Verbreitung finden, die sich aber inhaltlich gegen eine gewünschte Agenda, gegen eine gewünschte Ideologie richten.[7]
Für eine ausgewogene Informationsmöglichkeit zu politischen Themen im Internet sollte auf NewsGuard ebenso verzichtet werden wie auf Wikipedia. Bei beiden Systemen ist nicht offensichtlich und nicht nachprüfbar wer was warum wie schreibt oder bewertet.
Somit ist NewsGuard ein weiterer von Orwells feuchten Träumen.
[2]https://www.newsguardtech.com
[4]https://www.fischundfleisch.com/benni/totalitaeres-und-ideologisiertes-informationsmanagement-52659
[5]https://www.entspannung-und-beruhigung.de/die-macht-der-farben/
[6]https://curved.de/news/microsoft-edge-browser-app-warnt-kuenftig-vor-fake-news-642482