Charles Darwins Evolutionsthese veränderte unsere Welt. Sie revolutionierte das abendländische Denken und beschleunigte damit den Zerfall der traditionellen Gesellschaft. Dass dieses Denkmodell eine religiöse Steuerung besitzt, wird totgeschwiegen.
Darwin hatte eine wechselhafte Beziehung zur Religion. Doch selbst in Phasen starker Zweifel leugnete der ehemalige Theologiestudent nie die Existenz Gottes. Diese spirituelle Komponente wird oft nur als Randnotiz behandelt, obwohl sie ein bestimmendes Element der Evolutionslehre ist. Und das seit Urzeiten.
Ein durchweg spirituelles Erbe
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Einiges spricht dafür, dass evolutive Überlegungen in kultischen Aktivitäten der Jungsteinzeit begannen. Definitiv belegbar sind sie jedoch erst für die Bronzezeit. Schamanen und Seher nomadischer Hirtenstämme erfassten alle Grundprinzipien unserer modernen Herkunftslehre – in drogeninduzierten Visionen!
Analoge Inhalte wurden auch im Abendland popularisiert, von der Antike bis zur Renaissance, von Pantheisten, Gnostikern, Hermetikern und Okkultisten. In diesen Epochen geisterte die Evolution hauptsächlich durch religiöse Köpfe.
Daran änderte sich auch in der Neuzeit wenig. Für Aufklärer wie Erasmus Darwin oder Jean-Baptiste de Lamarck stand die Evolution im Zentrum ihrer religiös geprägten Weltanschauungen. Alle Pioniere der modernen Evolutionswissenschaft hatten eine Vorliebe für die Religion oder bewegten sich im Dunstkreis der Hermetik.
Im 19. Jahrhundert gelang der Evolutionsidee der Durchbruch. Charles Darwin, sein Konkurrent Alfred Wallace sowie die Chef-Propagandisten Thomas H. Huxley und Ernst Häckel, waren ausnahmslos religiös. Zum Teil sogar fanatisch.
Gleiches gilt für das 20. Jahrhundert. Wissenschaftler wie Ronald Fisher, Julian Huxley oder Alexander Dobzhansky – also all jene, die der Evolution aus der damaligen Krise halfen und eine Synthese mit anderen Fachgebieten bewerkstelligten – hatten einen Hang zur Religion.
Der stille Bezug zum Säkularen
Im Gegensatz zum offiziell gepflegten Eindruck war die Lehre der Evolution durch ihre gesamte Geschichte hindurch mit Religion verknüpft. Der Bezug besteht selbst heute noch in unserer scheinbar säkularen Gesellschaft. Am folgenden Beispiel wird dies sichtbar.
Richard Dawkins ist nicht nur eine lebende Legende der Evolutionswissenschaft, sondern auch eine Ikone des Atheismus und Säkularismus. Dass er sich trotzdem für religiös hält, sieht er nicht als Widerspruch. Er versteht dies in einem übertragenen Sinn, also ohne eine Verbindung zur herkömmlichen Religion. Aber genau hier liegt er falsch. Denn seine Weltanschauung ist weitgehend identisch mit einer gnostischen Weltsicht. Er polemisiert sogar nach Art der antichristlichen Sektierer. Die Parallelen sind so vielschichtig, dass er sich wie ein Prediger eines reanimierten Gnostizismus ausnimmt.
Unter den akademischen Teppich gekehrt
Dawkins´ Fehleinschätzung beruht nur zum Teil auf einem mangelnden Religionsverständnis. Hauptschuld trägt unsere Geschichtsschreibung, die missliebige Fakten neutralisiert, um den modernen Erzählmodus aufrecht zu erhalten. Selbst Autoritäten wie Dawkins, die in Zentren des Wissens zugange sind, bleiben dadurch die Zusammenhänge verschleiert.
Aber wie kam dieser Held des Atheismus zu seiner gnostischen, sprich urreligiösen Sichtweise? Seine Schwäche für Mystiker, die gnostisch-okkulte Inhalte vermitteln, taugt nur ansatzweise als Erklärung. Die Komplexität der Verstrickung verlangt eine tiefergehende Antwort.
Eine subversive Größe
Unsere säkularen Verhältnisse signalisieren also kein Ende der religiösen Dynamik. Ganz in Gegenteil. Selbst Atheisten sind in das Geschehen eingebunden. Sie werden von etwas beeinflusst, auf das ihre säkulare Bildung sie nicht vorbereitet hat – und das Spielchen mit ihnen zu treiben scheint. Und nicht nur mit ihnen.
Das Phänomen tritt auf beiden Seiten des Gesellschaftsgrabens auf. Als ob eine dritte, unverstandene Größe in dem Streit mitmischt und heillose Verwirrung stiftet. Ohne einen unverstellten Blick auf die Vergangenheit ist dieses subversive Element nicht zu begreifen. Echte Aufklärung ist angeraten. Zumindest für diejenigen, die sich Sorgen um unsere abendländische Kultur machen.