Ein erfolgreiche Woche liegt hinter uns: nicht nur bei der Ski-WM in Vale konnten die Österreicher abräumen, auch an der Börse waren die Modefarben diesmal Rot-Weiß-Rot: der ATX konnte im Wochenverlauf um 6 % zulegen, wohingegen der DAX bei unseren Nachbarn nur um 1,5 % steigen konnte. Mit einem Plus von 9 % seit Jahresbeginn konnte der heimische Index damit seinen Rückstand auf den deutschen Bruder deutlich reduzieren.Die plötzliche Trendwende ist dabei unter anderem auf einen Faktor zurückzuführen, den wir bereits mehrmals beleuchtet haben: die Raiffeisenbank International. Wie auch bei vielen von uns nach der Faschingszeit war das große Thema: abspecken. Bereits vor 2 Wochen waren im Rahmen einer Pressekonferenz konkrete Pläne zur Reduktion des Geschäftes angekündigt worden. Diese Woche gab es dann die eigentliche Meldung im Rahmen der vorläufigen Ergebnisse für 2014: das Geschäft in Polen und Slowenien soll verkauft werden, das Kreditvolumen in Russland und der Ukraine wird deutlich reduziert. Damit hofft die Bank, dass das Thema der ungenügenden Kapitalausstattung endgültig vom Tisch ist und die Gerüchte über mögliche Kapitalerhöhungen endlich verstummen. In der Tat konnte die Aktie diese Woche deutlich zulegen, auch die Erste Bank schwamm im Sog der positiven Ergebnisse mit.

Weniger Überraschungen gab es bei den Neunmonatszahlen der voestalpine, bei dem Industrieunternehmen läuft weiterhin alles auf Schiene (nicht nur Sprichwörtlich, der Bereich Railway Infrastructure konnte einen Anstieg der Nachfrage vermelden), die Maschinen laufen nahe an der Vollauslastung. Das ansonsten so vorsichtige Management ließ sogar leichten Optimismus aufblitzen, für das zweite Halbjahr rechnet man mit einer leichten Verbesserung der Konjunktur in Europa. Optimistisch in die Zukunft sehen dürfen auch die Aktionäre von Do&Co. Neben starken Quartalszahlen gab das Unternehmen eine Partnerschafft mit Nespresso bekannt, die Aktie machte sich daraufhin auf dem Weg zu einem neuen Allzeithoch.An selbigem kratzte auch der DAX, auch wenn es zum Wochenanfang noch nicht danach aussah. Zu groß war hier die Sorge vor den zwei makroökonomischen Themen: Griechenland und der Ukraine. Während es bei letzterem zu einer Einigung im Rahmen eines Gesprächs in Minsk kam (man beschloss, sich doch an die Waffenruhe zu halten, die eigentlich seit Wochen in Kraft ist), war bei ersterem die einzige Übereinkunft, dass man sich uneinig ist. Weitere Gespräche wurden für nächsten Montag angekündigt, die Zeit drängt jedoch: am 28.2. läuft das aktuelle griechische Hilfsprogramm aus, vor allem Deutschland (und in trauter Einigkeit daher auch Österreich) drängen auf die Umsetzung der bisher beschlossenen Maßnahmen, während die neu gewählte griechische Regierung dies nicht ganz so eng sehen will.Zwar sind sich die meisten Ökonomen einig, dass ein Staatsbankrot Griechenlands deutlich geringere Auswirkungen hätte als vor einigen Jahren (die meisten Unternehmen konnten ihre Verbindlichkeiten in Griechenland in der Zwischenzeit deutlich abbauen), eine gewisse Restunsicherheit bleibt jedoch, vor allem was das Banksystem betrifft, da hier traditionellerweise größere Verflechtungen bestehen. Dies kann man sich in etwa vorstellen wie bei der Eröffnung eines Balls: alle Paare führen gemeinsam ihre Schritte aus, was im Normalfall äußerst gut funktioniert. Sollte jedoch eines der Paare stolpern, könnte es sein, dass auch andere Paare mitgerissen werden, die zu nahe dran stehen. Das Problem dabei: wir wissen aktuell nicht, wer wirklich in der Nähe der Griechen tanzt und wer sich vorsichtshalber etwas weiter weg gestellt hat, da bereits vorab abzusehen war, dass da jemand zu tief ins Glas geschaut hat.Abseits des Finanzsektors dürften sich die realwirtschaftlichen Auswirkungen auch im Falle eines ungünstigen Ausgangs in Grenzen halten. Oder werden Sie den Kauf ihres neuen Autos aufschieben, weil die National Bank of Greece ihre Schulden nicht bedient?Insgesamt sieht es derzeit also durchaus rosig aus. Zumindest bis zur nächsten „Katastrophe“, die ja an den Börsen bekanntlich immer gleich um die Ecke lauert…

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Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:01

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