Ist ja (zumindest vorerst) alles doch nicht so schlimm. Obwohl in den USA die Abstimmung über ein neues Gesundheitssystem ähnlich erfolgreich war, wie ein Eisverkäufer im sibirischen Winter, blieb die von vielen Kommentatoren angekündigte Korrektur aus. Natürlich wurden dafür gleich wieder andere, ebenfalls politische, Gründe vorgeschoben: Jetzt können sich die Republikaner auf die Steuerreform konzentrieren, die ja für die Aktienmärkte sowieso wichtiger wäre; und natürlich brauchen sie nach diesen Niederlagen schnell Erfolge, daher werden sie sich bei der nächsten Entscheidung sicherlich zusammenraufen, es geht ja auch um die eigenen Posten…

Was die wenigsten Marktkommentatoren einsehen wollen: Diese Woche zeigt deutlich, dass nur ein Teil der Aufwärtsbewegung seit Beginn dieses Jahres an Präsident Trump und seinem politischen Programm festgemacht werden kann. Einer der wenigen Datenpunkte, die diese Woche im Fokus standen, war das Verbrauchervertrauen in den USA, das deutlich über den Erwartungen lag. Die Folge waren steigende Renditen bei US-Anleihen (höheres Vertrauen wird als Vorläufer von höherer Nachfrage gesehen, die wiederum zu Inflation und damit Zinssteigerungen führen könnte) und damit höhere Kurse bei Bankaktien. Angesichts der niedrigen Zustimmungswerte für Präsident Trump lehnt man sich wohl nicht allzu weit aus dem Fenster, wenn man behauptet, dass El Presidente hier wohl wenig dafür kann!

Man könnte hier einen ganzen Bericht mit weiteren Beispielen füllen, die diesen Punkt zusätzlich untermauern würden (die starken Zugewinne an den europäischen Märkten, die ja bekanntermaßen wenig mit Trump am Hut haben, die Merger-Lust der Firmen und eine Vielzahl anderer Indikatoren). Wieso halten dann so viele „Strategen“, „Analysten“ und wie auch immer sie sich nennen an der Meinung fest, dass jede noch so kleine Bewegung an den Märkten von der politischen Zukunft eines Hitzkopfes im Weißen Haus abhängt? Könnte es vielleicht daran liegen, dass Trump durch seine Art zu agieren täglich für Schlagzeilen sorgt und man immer die aktuellen Börsebewegungen irgendwie erklären muss, auch wenn sie noch sie erratisch sind? Vor einigen Jahren hat als Erklärung noch Risk-On/Risk-Off herhalten müssen, dann der chinesische Aktienmarkt und immer mal wieder erscheint der Ölpreis als allumfassendes Medium.

Letzterer hat zumindest noch eine gewisse Bedeutung für die Realwirtschaft, sodass wir ihn wenigstens als einen Indikator von vielen verwenden können. Während die Industriemetalle wie Stahl und Kupfer diese Woche eher schwächelten, konnte der Ölpreis (zumindest kurzfristig) einen Boden finden. Zufälligerweise tauchten wieder Spekulationen auf, dass die Output-Kürzungen der OPEC verlängert werden könnten. Als dann noch Produktionsprobleme in Libyen dazukamen (die wohl nur die OMV überrascht haben, die in ihrem letzten Conference Call noch sehr optimistisch über die Region berichtet hatte) konnten die Öl-Bullen einen wichtigen Sieg erzielen. Das aus charttechnischer Sicht wichtige Unterstützungsniveau von ca. USD47/bbl konnte verteidigt werden (wenn die Erklärung Trump nicht funktioniert, müssen halt die Charts herhalten J), vorerst sieht es zumindest nach einer Fortsetzung des Seitwärtsmarktes aus. Das freut auch die heimischen Energiefirmen, SBO konnte um knapp 6,3% zulegen im Wochenverlauf und auch mögliche Libyen-Probleme haben die OMV-Aktie nicht davon abgehalten um knapp 3 % zu steigen.

Nachdem auch die nächste Woche nachrichtenseitig eher mager ausfallen dürfte, können wir uns wohl darauf einstellen, dass politische Debatten die Diskussion auf CNBC, Bloomberg etc. bestimmen werden. Als Alternativprogramm kann man den heimischen Investoren die Berichte von S Immo und Immofinanz empfehlen. Beide Firmen können eine spannende Geschichte erzählen, das Umfeld für Immobilieninvestments sollte weiterhin positiv sein. Die Entscheidung der S Immo, lieber direkt in Immobilienaktien als in Zinshäuser etc. zu investieren hat sicherlich für einiges an Diskussionen gesorgt. Sieht man sich jedoch den bisherigen eindrucksvollen Track-Record des Managements an, darf man gespannt sein, was sie hier für Ideen haben!

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