Die verkürzte Handelswoche verlief diesmal durchaus turbulent: Unternehmensberichte aus Übersee und Europa, wichtige makroökonomische Daten und starke Bewegungen an den Zins- sowie Währungsmärkten sorgten diesmal für ausreichend Gesprächsstoff um eine kleine Broschüre zu füllen. Dementsprechend heftig waren die Ausschläge an den Börsen: Der DAX gab seit Freitagabend um 3,2% nach, der heimische ATX 1,9%. Der amerikanische S&P 500 konnte sich vergleichsweise gut halten mit -0,5%. Aber alles der Reihe nach.Das alles überschattende Thema derzeit sind leider Währungen und Zinsen. Der Euro legte diese Woche um über 2% gegenüber dem US-Dollar zu. Hintergrund waren schwächere BIP-Daten aus den USA, die die Hoffnung auf weiterhin niedrige Zinsen anfachten. Da niedrige Zinsen eine Währung für Anleger weniger attraktiv machen, gab der Dollar nach und durchbrach die Grenze von 1,10 zum Euro, nachdem bis vor einigen Monaten noch von Kursen deutlich unter 1 die Rede war (ein niedrigerer Kurs bedeutet, dass der USD gegenüber dem Euro an Wert gewinnt). Dies hat natürlich auch Auswirkungen auf die einzelnen Unternehmen: Vor allem exportorientierte europäische Unternehmen profitieren von der Schwäche des Euro, dementsprechend wurde dieser „Währungseffekt“ als einer der Hauptwirkungskanäle für das berühmte Anleihenkaufprogramm der EZB („QE“) gesehen.In der Tat zeigte sich auch diese Woche, wie stark einzelne Unternehmensergebnisse von der Währungsentwicklung abhängen: Während die meisten europäischen Firmen ihre Prognosen anheben konnten, mussten ihre US-Pendants oftmals die Schätzungen zurücknehmen. Interessant ist dabei jedoch die Reaktion auf die Ergebnisse: Normalerweise würde man annehmen, dass die Aktie eines Unternehmens, das die Prognose senkt, fällt. Die Marktteilnehmer sind hier jedoch (zumindest im Moment) recht rational: Wird die Prognose aufgrund von Währungseffekten gesenkt (oder auf der anderen Seite bei einer europäischen Firma angehoben), wird dies als kurzfristiger Einfluss angesehen, die Auswirkung auf die Aktie sind begrenzt. Dadurch erklärt sich auch die Outperformance des US-Marktes in den letzten Wochen, seitdem der Verfall des Euro gestoppt wurde.
Diese „Makrothemen“ sind der Auslöser vieler zuerst erratisch erscheinender Bewegungen, wie z.B. den starken Anstieg und anschließend wieder starken Rückgang der Exportunternehmen wie VW, BMW oder auch RHI, um ein heimisches Beispiel zu nennen. Da halfen auch gute Zahlen zur Berichtsaison von fast allen deutschen Unternehmen (VW, BASF, Bayer, Fresenius konnten alle die Erwartungen übertreffen, teilweise sogar deutlich) nur kurz, die Aktien wurden geradezu „erdrückt“ von der Verkaufslawine, die von den Investoren losgetreten wurde. Nur am heimischen Markt konnte sich die Strabag entziehen, deren starker Ausblick mit einem Anstieg von 4% im Wochenverlauf belohnt wurde. Manchmal macht es sich doch bezahlt, abseits der ausgetretenen Pfade der Großinvestoren zu wandern…Wie stark Bewegungen ausfallen können, wenn viele Investoren gleichzeitig auf dem falschen Fuß erwischt werden zeigte sich diese Woche vor allem an den Anleihenmärkten: Hatte die Rendite auf 10-jährige deutsche Staatsanleihen letzte Woche noch ein Rekordtief von 0,05% (!) erreicht, so schnellten sie diese Woche auf 0,36% hoch. Dies scheint zwar auf den ersten Blick weiterhin nicht sonderlich viel zu sein, derartig starke Bewegungen in einem der größten Märkte der Welt sind jedoch extrem selten.
Viele Investoren waren jedoch davon ausgegangen, dass es aufgrund des Anleihenkaufprogramms der EZB nur einen Weg gibt für die Renditen, und zwar nach unten. Als ihre Positionen dann gegen sie liefen und die Verluste zu steigen begannen, setzte kurzfristig Panik ein. Um ihre Positionen aber zu schließen mussten sie wiederum Staatsanleihen verkaufen, wodurch die Rendite weiter nach oben getrieben wurde. Dieser Schneeballeffekt hat die Renditen wieder auf das Niveau von Anfang Jänner getrieben und damit innerhalb von knapp einer Woche genau so viel Bewegung in die Märkte gebracht, wie knapp EUR120Mrd. an EZB-QE in 2 Monaten erreicht haben.Heißt das, dass das Lockerungsprogramm der EZB, das ja mitverantwortlich war für die gute Börsenstimmung der letzten Wochen, gescheitert ist? Wohl kaum, immerhin hat die Notenbank noch genug trockenes Pulver um den Markt wieder zu stabilisieren. Episoden wie diese, in denen ein langfristiger Trend schnell und ohne wirkliche Vorwarnung dreht, dienen uns jedoch als Erinnerung, dass Aktienkurse die Tendenz haben, übertrieben auf externe Ereignisse zu reagieren, sowohl nach unten als auch nach oben.Am Ende des Tages sind es jedoch die Ergebnisse des einzelnen Unternehmens, die den Kurs am stärksten beeinflussen sollten. Die nächste Woche wird uns genügend Gelegenheit dafür geben diese zu studieren: Unter anderem legen AMAG, Andritz, Verbund, Erste Group, Wienerberger und die Post ihre Zahlen vor. Für weitere Impulse ist also gesorgt!