Gerade vor Weihnachten beginnt sie wieder: die Schnäppchenjagd. Zugegeben, nicht in dem Ausmaß wie in den USA, wo am „Black Friday“, dem größten Einkaufstag, regelmäßig Schlägereien ausbrechen. Aber auch bei uns ist die Suche nach Rabatten eine beliebte Freizeitbeschäftigung. Wenn Ihnen jedoch die Schlangen in der SCS zu lange sind, können wir die Börse empfehlen.Vor allem in Wien wurde diese Woche der „Weihnachtsschlussverkauf“ eröffnet. Insgesamt sind die heimischen Aktien (gemessen am ATX) heute um 3,2 % günstiger zu haben als letzte Woche. Als Rabattkaiser hat sich wiedermal die RBI herausgestellt: -7,2 % innerhalb einer Woche, -40 % seit Jahresbeginn. Billig ist die Aktie sicherlich: Die Giebelkreuzbank handelt mit einem Abschlag von 50 % auf den Buchwert und ist damit eine der günstigsten Banken der Eurozone (sieht man von einigen italienischen Instituten ab, die jedoch durch den EBA-Stresstest gefallen sind wie ein Elefant durch ein Kindertrampolin).
Das hat natürlich einige Gründe: Große Teile des Gewinns werden in Russland erzielt (aktuell „etwas“ problematisch), das Geschäft in der Ukraine lief schon mal besser und auch in Ungarn lässt sich die Regierung ständig neue Repressalien einfallen. Unter anderem setzt die Schwäche des Rubels zu: Der Gewinn in Russland sinkt dadurch und auch die umgerechnet € 1,6 Mrd. Eigenkapital der RBI in Russland werden weniger.Zum Jahresende könnte aber noch ein anderer Effekt eine Rolle spielen: Aktien, die im Jahresverlauf zurück blieben sinken meist weiter, während die Gewinner ihren Vorsprung ausbauen können. Eine Interpretation besagt, dass dies an Fondmanagern liegt, die ihren Investoren zu Jahresbeginn zeigen wollen, dass sie schon immer auf die richtigen Aktien gesetzt haben und daher die besten Performer am Jahresende möglichst hoch gewichten, damit diese am Factsheet des Fonds, wo zumeist die Top-5 Positionen aufgeführt sind, aufscheinen.
Auch auf der positiven Seite gab es hierfür ein Beispiel diese Woche: Zumtobel konnte um 11,5 % zulegen und steht seit Jahresbeginn bei +54,1 %. Die Firma legte Quartalszahlen vor, die im Rahmen der Erwartungen lagen, profitierte jedoch von einigen Analystenhochstufungen. Aufgrund der schwachen Baukonjunktur gab es zu Jahresbeginn viel Skepsis, der neue CEO konnte jedoch durch Einsparungsmaßnahmen die Ergebnisse verbessern.
Wohl nicht verbessern werden sich die Ergebnisse der OMV in den nächsten Monaten, der starke Fall des Ölpreises setzte der Aktie auch diese Woche zu: -7,5 % stehen zu Buche, der Kurs steht um gut 20 % tiefer als 2010, als der Ölpreis das letzte Mal auf diesem Niveau war. Inzwischen hat sich jedoch einiges getan, unter anderem der größte Zukauf der Firmengeschichte in der Nordsee. Da der Ölpreis damals deutlich höher war, sind Abschreibungen hier nicht auszuschließen. Erste Gerüchte über eine mögliche Dividendenkürzung machten die Runde. Letzteres würde Vater Staat als Großaktionär wohl wenig freuen, denn das Geld dürfte wohl bereits verplant sein…
Mehr Freude hatten hingegen die Aktionäre von Semperit: Der Hersteller von Gummihandschuhen und Transportbändern (jedoch nicht mehr von Reifen) überraschte mit einer einmaligen Sonderdividende von € 4,90 je Aktie, was knapp 13 % des Börsenwerts entspricht.Das Problem zu viel Geld zu haben wird die Immofinanz, die nächste Woche ihre Halbjahreszahlen vorlegt, wohl nicht haben. Der Fokus wird eher auf dem Russlandportfolio liegen, das knapp 25 % des Bestands ausmacht. Auch hier wurde bereits einiges an negativen Nachrichten verarbeitet, die Aktie liegt um 19 % unter dem Wert des Vorjahres.
Am heimischen Markt gibt es also einige Schnäppchen, die jedoch Makel haben. Vielleicht bringt das neue Jahr zur Abwechslung auch mal gute Nachrichten für die heimischen Titel. Dann könnte aus einer alten Karre, die an allen Ecken und Enden rostet, schnell ein „Liebhaberfahrzeug“ werden…
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