Auch diese Woche blieben die international Börsen nichts für schwache Nerven: Starke Rückgänge zu Wochenbeginn wurden von einem massiven Richtungswechsel in den USA am Mittwoch und einer schönen Erholung vor dem Wochenende abgelöst. Der Auslöser dafür war wieder einmal der Ölpreis, der weiterhin von Spekulationen über mögliche Produktionskürzungen durch die OPEC inklusive Sondermeetings etc. beeinflusst wurde; Nichts, was wir nicht schon gehört hätten…

In der Vergangenheit haben wir oftmals über das Thema Leadership geschrieben und hier vor allem den Bankensektor hervorgehoben, der als wichtiger Indikator für die Nachhaltigkeit einer Erholung dienen kann. Die starke Verbindung, vor allem der US-Finanztitel zum Ölpreis wurde diese Woche durch den Capital Markets Day der US-Großbank JP Morgan bestätigt: Einem Gesamtkreditvolumen von EUR40 Mrd. (19 Mrd. davon im Hochrisikobereich) stehen aktuell ca. EUR 1 Mrd. an Rückstellungen für faule Kredit gegenüber. Gut, dass Banken ihre Kredite nicht nach den aktuellen Marktwerten bewerten müssen, denn diese sind vor allem im Energiebereich deutlich niedriger. Dabei ist jedoch hervorzuheben, dass JP Morgan grundsätzlich als konservative Bank gilt. Wenig überraschend fragten sich einige Investoren angesichts dieser Zahlen, wie das Ganze bei einigen weniger konservativen Regionalbanken aus den Ölregionen aussehen könnte…

Dementsprechend überrascht es wenig, dass wir derzeit sehr binäre Märkte haben: Steigt der Ölpreis ziehen auch die Aktien an, sink der Ölpreis fällt alles gleich wieder. Dabei wird kaum differenziert, ob die einzelnen Firmen irgendeinen Konnex zum schwarzen Gold haben, oder vielleicht sogar von niedrigeren Energiekosten profitieren. Immerhin könnten höhere Rückstellungen bei den US-Banken die Neukreditvergabe und damit auch die Investitionen und das Wachstum aller Unternehmen behindern…

Im Rahmen dieser internationalen Strömungen gingen die einzelnen Unternehmensmeldungen aus Österreich praktisch unter, was nicht nur aus Sicht eines fundamental orientierten Investors schade ist. Denn die heimischen Firmen konnten durchaus gute Ergebnisse vorlegen. Vor allem Wienerberger konnte die relativ hohen Erwartungen erfüllen, das Unternehmen profitiert dabei von den Kosteneinsparungsmaßnahmen der letzten Jahre. Zwar bleibt der Gesamtmarkt noch immer uneinheitlich (Erholung in den Niederlanden und Frankreich, Abschwung in Belgien und Stagnation am wichtigen deutschen Markt), ein kleines Wachstum dürfte sich aus heutiger Sicht dennoch ausgehen.

Auch die Erste Group, immerhin der mit Abstand größte Einzeltitel im ATX, konnte recht solide Zahlen vorlegen: Vor allem aufgrund geringerer Kreditrückstellungen konnte der Gewinn deutlich gesteigert werden, die Dividendenzahlungen sollen ebenfalls wieder aufgenommen werden. Bei näherer Betrachtung fiel der Ausblick für 2016 jedoch etwas vorsichtig aus, aufgrund des Niedrigzinsumfelds sowie höherer regulatorischer Kosten (Bankensteuern, Einlagensicherung etc.) rechnet die Firma nicht mit großen Sprüngen beim operativen Ergebnis, auch wenn die Risikokosten weiter sinken dürften.

Auch die anbrechende Woche könnte von makroökonomischen Daten dominiert werden, von der Unternehmensseite stehen in Österreich unter anderem die Zahlen von Zumtobel an. Angesichts der Aktienkursentwicklung (-30 % seit Jahresbeginn!) lehnt man sich wohl nicht allzu weit aus dem Fenster, wenn man von deutlich gesunkenen Erwartungen spricht. International wird wohl der „Super Tuesday“ in den USA im Fokus stehen, wo bereits entscheidende Weichenstellungen für den US-Wahlkampf erwartet werden. Ob dies jedoch ausreicht, um die Märkte aus der „Umklammerung“ des Ölpreises zu befreien ist fragwürdig. Die entsprechenden Schwankungen dürften zwar für aktive Marktteilnehmer weiterhin genügend Möglichkeiten bieten, für die langfristigen Investoren könnte die Achterbahnfahrt, ausgelöst durch OPEC-Meetings, Output Freezes und Lagerberichte, jedoch weitergehen.

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Paradeisa

Paradeisa bewertete diesen Eintrag 28.02.2016 11:45:44

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