Rechtzeitig zum amerikanischen Thanksgiving, dem wahrscheinlich wichtigsten familiären Feiertag in den USA, kamen die Börsen in Partystimmung: Der DAX konnte um 5,2% zulegen, während der heimische ATX mit immerhin +3% auch eine respektable Entwicklung verzeichnen konnte. Das Handelsvolumen war jedoch sehr dünn, Truthahn und Preiselbeeren waren diese Woche anscheinend deutlich interessanter als europäische Aktien…

Dabei gab es eigentlich viel zu berichten: Gleich zwei wichtige internationale Treffen fanden diese Woche in Wien statt, die Ergebnisse waren jedoch auch typisch wienerisch: „Schau ma mal". Die Gespräche über das iranische Atomprogramm endeten wiedermal ohne Ergebnis (sieht man von der Tatsache ab, dass unser Bürogebäude, welches direkt neben dem Verhandlungsort liegt, eine Woche lang von Journalisten, Polizisten und Demonstranten belagert wurde). Wichtiger für die Märkte dürfte jedoch die Sitzung der OPEC gewesen sein, da im Vorfeld aufgrund des Preisverfalls bei Erdöl viel über Produktionseinschnitte diskutiert wurde. Als diese dann doch nicht kamen war die Reaktion an den Rohstoffmärkten dementsprechend stark: Der Ölpreis gab innerhalb eines Tages um über 7% nach und sank auf ein Mehrjahrestief.

ÖL (WTI) - 5Y Quelle: BLOOMBERG / Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind keine Garantie oder ein verlässlicher Indikator für Wertentwicklungen in der Zukunft.

Ereignisse wie dieses sind jedoch ein guter Indikator um die Stimmung an der Börse abzulesen: Vor einigen Wochen hätte ein derartiger Verfall des Ölpreises Spekulationen über eine Abschwächung der Wirtschaft ausgelöst, die positive US-Konjunktur, die stark vom Ölboom des Landes in den letzten Jahren profitierte, würde in Frage gestellt werden. Mittlerweile überwiegt jedoch die positive Interpretation: Niedrigere Rohstoffpreise entlasten die Konsumenten, die für ca. 2/3 der Wirtschaftsleistung verantwortlich sind.

Die „Glas halb voll"-Mentalität zeigte sich diese Woche auch bei den Unternehmensergebnissen: UNIQA senkte den Ausblick für 2015 um 20%, vor allem aufgrund von schwächeren Wachstumsaussichten und niedrigeren Investmentergebnissen als Folge des Niedrigzinsumfeldes. Die Aktie gab jedoch im Wochenverlauf kaum nach, da im Vorfeld bereits mit einer Ergebniskürzung gerechnet wurde.

Mehr Vertrauen in die zukünftige Entwicklung dürfte der Ölfeldausrüster SBO haben: Die Firma nutzte den Rückgang der Unternehmensbewertungen für einen Zukauf um das Portfolio auszuweiten und neue Kundengruppen zu erschließen. Zwar war schon lange bekannt, dass SBO auf der Suche nach neuen Märkten war, die selektive Akquisitionspolitik hatte jedoch bisher einen Deal verhindert. Vielleicht ein Zeichen dafür, dass die Preise in diesem Segment bereits auf ein attraktives Niveau gefallen sind…

Wird sich die positive Stimmung auch nächste Woche fortsetzen? Die Zeichen dafür stehen gut: Es stehen kaum Unternehmensmeldungen an, auch die volkswirtschaftlichen Daten sind dünn gesät. Genießen wir die Ruhe so lange sie anhält, denn eines ist sicher: Die Stimmung kann an den Börsen schnell kippen. Daher sind wir - ganz im Zeichen von Thanksgiving- dankbar.

UNIQA Insurance Group AG - 5Y Quelle: BLOOMBERG / Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind keine Garantie oder ein verlässlicher Indikator für Wertentwicklungen in der Zukunft.

Aktuelle Investmentstrategie Derzeit bevorzugen wir in unseren Produkten tendenziell Aktien gegenüber Anleihen. Verglichen mit dem MSCI World sind wir in Europa übergewichtet. Auf der Anleihenseite fokussieren wir uns auf Fonds, die flexibel auf sich ändernde Marktgegebenheiten reagieren können. Im aktuellen Niedrigzinsumfeld versuchen wir, den Anteil der Staatsanleihen möglichst gering zu halten, da wir das Chance/Risikoprofil als nicht attraktiv erachten. So. Das war's! Schönes Wochenende!

1
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
6 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:16:55

Noch keine Kommentare

Mehr von Bernhard Haas