Was für die Fußballfans das Clásico (oder für weniger anspruchsvolle das Wiener Derby), für Fashionistas die New York Fashion Week und für Foodies ein Besuch am Nachmarkt, sind für Investoren derzeit Notenbanksitzungen. Mit Spannung werden Pressekonferenzen verfolgt, jede Aussendung wird in all ihre Einzelteile zerlegt und diskutiert. Nachdem in den letzten Wochen vor allem die EZB mit ihrem Anleihenkaufprogramm („QE“) für Schlagzeilen gesorgt hat, war diesmal die US-Notenbank Fed an der Reihe.Und wie bei einem guten Clásico war für alle etwas dabei: diejenigen, die weiterhin niedrige Zinsen wollen (vor allem Aktionäre, da niedrige Anleihenrenditen weniger Konkurrenz für Aktien bedeutet) wurden durch die Vorhersagen der einzelnen Fed-Mitglieder beruhigt, die Zinserhöhungen langsamer als bisher gedacht vornehmen wollen.Diejenigen, die nach höheren Zinsen Ausschau halten (vor allem Ökonomen, die Angst vor Inflation haben) wurden durch eine leichte Änderung der Wortwahl bei der offiziellen Presseaussendung beruhigt, was die Fed-Auguren dazu veranlasst hat, den Zeitpunkt für die erste Zinserhöhung etwas nach vorne zu schieben.Wie bei einem Fußballmatch könnte man nun stundenlange Diskussionen führen, ob dies der richtige Schritt ist und wie die Auswirkungen auf die Realwirtschaft sein sollten. Ähnlich wie beim Fußballspiel ändert dies aber nichts am Ausgang der Situation: Die Zinsen in den USA dürften noch in diesem Jahr steigen. Der Grund dafür ist aber durchaus positiv: Der US-Wirtschaft geht es relativ gut, wodurch die „Notfallmedizin“ niedrigere Zinsen nicht mehr in diesem Ausmaß gebraucht wird.Die Reaktion an den Börsen war durchaus positiv: Der amerikanische S&P 500 konnte im Wochenverlauf 1,1% zulegen und ist damit wieder in Schlagdistanz zum Allzeithoch. Der DAX konnte diese Woche ebenfalls 0,85% dazugewinnen, aufgrund von Verwerfungen beim EURUSD-Kurs (nach der Konferenz der Fed schnellte der Kurs innerhalb von Sekunden von 1,05 auf 1,10 hoch um sich dann bei 1,07 einzupendeln) kam es jedoch zu einer gestiegenen Volatilität.
Am heimischen Markt dominierten die Unternehmensmeldungen das Geschehen: Immofinanz, CA Immo und der Ölfeldausrüster SBO legten Quartalszahlen vor, die Großteils im Rahmen der Erwartungen lagen. Dementsprechend verhalten waren die Reaktionen der Investoren (mit Ausnahme von SBO, wo einige Aktionäre offensichtlich mit schlechteren Nachrichten gerechnet hatten). Rückgänge gab es diese Woche vor allem bei den Banken, bis auf ein paar Gerüchte über den Verkauf der polnischen Tochter der RBI gab es jedoch kaum News. Abgaben gab es auch bei conwert, hier wurde diese Woche nun offiziell das Angebot der Deutsche Wohnen bei €11,50/Aktie veröffentlicht. Gleichzeitig schloss man eine Erhöhung explizit aus. Ob die Übernahme jedoch zu diesem Preis von statten geht bleibt abzuwarten, immerhin hatten einige Investoren bereits ihre Ablehnung des Preises öffentlich kundgetan…Eine Kundmachung fehlte jedoch diese Woche: Eigentlich hätte die Nachfolge von OMV-CEO Roiss geklärt werden sollen, dies wurde jedoch auf den 27.3. verschoben. Der neue Chef von Österreichs größtem Industriekonzern wird keine einfache Aufgabe übernehmen: ein anhaltend niedriger Ölpreis, teure Zukäufe in der Nordsee und zuletzt recht maue Ergebnisse bei der Exploration. Umso wichtiger wäre ein unabhängiger Experte, wenn möglich mit Erfahrung in Krisensituationen und keine „politische“ Notfalllösung. Denn immerhin geht es hier nicht nur um Arbeitsplätze, auch die Dividende der OMV war in der Vergangenheit ein schönes Zubrot für unser Staatsbudget. Und das kann ja bekanntlich jede Unterstützung brauchen…