Diese Woche schaffte es das Lieblingsthema aller österreichischen Finanzteilnehmer wieder mal in die Schlagzeilen: die gute alte Hypo-Alpe Adria (neuerdings Heta). Nicht nur, dass keine Bank dem österreichischen Steuerzahler bisher mehr Geld gekostet hat (aktuell: EUR 19 Mrd. oder knapp EUR 4.200 pro Erwerbstätigem), der Umgang mit dem Desaster war vielleicht sogar noch schädlicher auf lange Sicht. Das neue Kapitel in der Hypo-Saga fügt sich hier nahtlos ein: exakt einen Tag nachdem in Kärnten Wahlen geschlagen wurden (ein Schelm wer Böses denkt), stellt sich heraus, dass das Loch in der Hypo-Bilanz doch um ein paar Milliarden größer ist als gedacht. Aber was sind schon ein paar Milliarden unter Freunden?Anscheinend doch zu viel, die Finanzmarktaufsicht beschloss die Bank an die Leine zu nehmen: zumindest für 1 Jahr werden keine Schulden bezahlt, es soll ein Plan zu Abwicklung erarbeitet werden. Diese Vorgehensweise basiert auf der neuen „Allmacht“, die die FMA durch das neue Bankenabwicklungsgesetz, das am 1.1.2015 in Kraft trat, bekam: kurz gesagt kann die Behörde alles machen – Mitarbeiter austauschen, Grundstücke verkaufen und sogar sämtliche Verträge einseitig auflösen. Ungünstig also, wenn Sie beispielsweise der Bäcker sind, der jeden Tag die Semmeln liefert…Grundsätzlich hört sich dieses Moratorium nicht schlecht an: es ist keine echte Insolvenz, durch die sofort die Haftung Kärntens für EUR 10 Mrd. an Anleihen schlagend würde, und gibt der Abwicklungsbehörde mehr Zeit, vielleicht doch noch den Goldschatz im Wörthersee zu finden. Mittlerweile hat sich jedoch ein kleines Problem dabei herausgestellt: die Pfandbriefstelle, die alle gedeckten Schuldverschreibungen begibt (Anleihen mit sehr guter Bonität, da sie durch Kredite oder Landeshaftungen besichert sind) ist großer Schuldner bei der Hypo. Da sie aber in nächster Zeit kein Geld bekommen wird, müssen die anderen Mitglieder der Pfandbriefstellte einspringen: die Landeshypos.Diese beteuern zwar, genügend Geld dafür zu haben, wenn es hart auf hart kommt müssen jedoch wieder die Eigentümer einspringen: die jeweiligen Bundesländer. Damit hätte sich das Rad einmal im Kreis gedreht und am Ende zahlen wieder Herr und Frau Österreicher. Nun wird versucht, mit kreativen Lösungen dieses Problem zu umschiffen, es bleibt zu hoffen, dass dadurch nicht noch mehr Porzellan zerbrochen wird…Abseits dieses schwarzen Steuergeldlochs war es jedoch eine äußerst positive Woche an den Börsen: der DAX konnte um 1,5% zulegen, der ATX stand dem mit +1,2% kaum nach. Besonders positiv wurden die Jahreszahlen von Andritz aufgenommen, der Maschinenbauer zeigte sich nach den Problemen des letzten Jahres wieder als Musterbeispiel für eine Qualitätsaktie: starke Marktposition, gutes Management und Ergebnisse über den Erwartungen. Die Aktie konnte im Wochenverlauf knapp über 3% zulegen und kratzt damit an einem neuen Allzeithoch.
Davon ist die UNIQA zwar weit entfernt, die vorläufigen Jahreszahlen von Freitag waren jedoch ein Schritt in die richtige Richtung. Trotz negativen Einmaleffekten (Hypo, Abschreibungen in Rumänien, Flutkatastrophe am Balkan) konnte eine Ergebnisverbesserung verzeichnet werden, der Ausblick für 2015 ist verhalten optimistisch.Auch international regiert derzeit vorwiegend der Optimismus: die Technologiebörse NASDAQ konnte kurzfristig die 5.000er-Marke überschreiten, das erste Mal seit der berühmten Dot-Com Blase. Insofern verwundert es kaum, dass zur Wochenmitte erste Gewinnmitnahmen einsetzten, insgesamt steht ein minimales Minus von 0,2% zu Buche.Diesen Effekt kann man häufig bei „psychologisch wichtigen“ Meilensteinen sehen: runde Zahlen (100, 5.000, etc.), neue Allzeithochs o.ä. sind oftmals Zeitpunkte, zu denen Investoren etwas Geld vom Tisch nehmen. Die Kaffeesudleser (auch bekannt als „technische Analysten“) bezeichnen dies als „Widerstand“ und rechnen hier oftmals mit kurzfristigen Rücksetzern. Ideal eigentlich, um wieder Positionen aufzubauen und gute Firmen billiger zu kaufen. Bleibt nur zu hoffen, dass nach der Korrektur wieder der Optimismus die Überhand bekommt…