Neben den üblichen Schlagzeilen über die Deutsche Bank (von Kapitalerhöhungen, einem Investment der DAX-Unternehmen und Teilverkäufen war hier die Rede) sorgten vor allem Übernahmen und Fusionen für Gesprächsstoff. Bereits erwartet war die Ankündigung der RBI mit der Mutter RZB gemeinsame Sache zu machen. Die RBI, die innerhalb des Raiffeisenkonzerns für Osteuropa sowie große Firmenkunden zuständig ist, „erbt“ dabei neben den Zentralinstituts-Funktionen (gemeinsames Liquiditätsmanagement für die Banken des Raiffeisenkonzerns etc.) auch Beteiligungen wie Raiffeisen Capital Management (die „Investmentbank“ der Raiffeisen-Gruppe), die Bausparkasse oder Raiffeisen Leasing. So weit so bekannt und auch die Kapitalquoten des gemeinsamen Instituts konnten kaum Überraschungen liefern.
Dass die Aktie trotzdem mit einem Plus von 4,7 % im Wochenverlauf zu den Topgewinnern gehörte, dürfte (neben der guten Sektorentwicklung diese Woche) auch an den niedrigen Erwartungen der Investoren liegen: Nach diversen Verzögerungen, Problemen und Planänderungen sieht es so aus, als ob einige Aktionäre bereits glücklich sind, wenn die Firma einfach ihre Versprechen hält. Insofern dürfte der Verkauf der Polbank spannend werden, laut polnischen Medienberichten laufen hier die Vorstellungen der zwei Bieter (die teilstaatlichen Alior und PKO wollen die Bank unter sich aufteilen) und der RBI noch deutlich auseinander…
Mehr Kompromissbereitschaft zeigte diese Woche RHI: Der heimische Feuerfesthersteller einigte sich mit den Kernaktionären von Magnesita, dem „Erzfeind“ der RHI, auf eine Fusion. Es waren sicherlich keine leichten Verhandlungen: Bereits vor 10 Jahren versuchte man einen Zusammenschluss und auch die Holding, über die die Übernahme abgewickelt werden soll, wurde bereits im Jahre 2007 für diese Zwecke gegründet. Eine extreme Überraschung war die Transaktion daher nicht, auch wir hatten in der Vergangenheit in diversen Reports auf die Notwendigkeit von Konsolidierung in der Branche hingewiesen. Unsere Überlegungen dazu waren recht simpel: Die großen Stahlfirmen, die Hauptkunden der Feuerfesthersteller, können aus einer Vielzahl von Anbietern auswählen, deren Produkte zwar unterschiedliche Qualität haben, wenn man jedoch nicht gerade Stahl der höchsten Preisklasse produzieren will (z.B. für U-Boote und ähnliche Anwendungen) kann man die verschiedenen Feuerfesthersteller gegeneinander ausspielen. Diese „Marktmacht“ der Kunden (die sich durch die Zusammenschlüsse innerhalb der Stahlbranche in den nächsten Jahren noch steigern könnte) führt zu ständigem Preisdruck innerhalb der Branche und dementsprechend niedrigeren Bewertungen an der Börse, immerhin muss man ständig fürchten in einen Preiskampf verwickelt zu werden…
Natürlich wird die (angedachte) Transaktion der RHI dieses Gefüge nicht von heute auf morgen auf den Kopf stellen, unter anderem da einige Stahlkocher aus Gründen der Liefersicherheit mehrere Anbieter haben wollen. Es könnte jedoch ein erster Schritt zur Differenzierung sein: Größere Feuerfesthersteller können als „One-Stop-Shop“ eine breitere Produktpalette und globales Service anbieten. Daneben besteht die Chance, dass die Transaktion den Anstoß zu einer weiteren Konsolidierung gibt, denn immerhin könnten die anderen Feuerfesthersteller durch den neuen „Giganten“ unter Druck kommen und ihrerseits Zusammenschlüsse suchen. Insofern dürfte die negative Börsenreaktion (6,7 % im Wochenverlauf) eher in der Verwässerung der Altaktionäre begründet sein, als in einer fundamentalen Einschätzung der Transaktion.
Auch in der Finanzindustrie gibt es ja immer wieder Übernahmegerüchte (beinahe mehr als anhängige Strafverfahren!), auch wenn hier die Sache nicht ganz so einfach ist. Einerseits würden Übernahmen sicherlich zu Kosteneinsparungen führen angesichts der neuen Reportingverpflichtungen und der damit verbundenen Ausgaben für die IT-Infrastruktur (geschweige denn Horden an Unternehmensberatern, Consultants und anderen Mitnaschern). Andererseits würden größere Banken auch im Falle einer Schieflage des Instituts eine deutlich größere Gefahr für das Finanzsystem darstellen, gemäß dem alten Motto „too big to fail“ (auch bei Versicherungen geht die Logik sehr ähnlich), weswegen hier möglicherweise die Regulatoren ihr Veto einlegen würden.
Eine weitere Branche, in der viel Bewegung herrscht, ist üblicherweise der Technologiesektor. Neben Berichten über den Riesenmerger zwischen Qualcomm und dem niederländischen Chiphersteller NXP tauchen immer wieder Berichte über andere Übernahmen auf: Google, Microsoft und Salesforce interessieren sich für den Kurznachrichtendienst Twitter, Disney will angeblich den Streaming-Dienst und Serienproduzenten Netflix übernehmen etc. Neben den üblichen Überlegungen über eine Verbreiterung der Produktpalette, Kosteneinsparungen und der Konsolidierung der Marktmacht spielen bei diesen Überlegungen natürlich auch die aktuell niedrigen Zinsen eine Rolle. Nachdem diese in den USA schön langsam zu Ende gehen könnten, verwundert es nicht, dass gerade US-Firmen oftmals zu den Akquisiteuren gehören (neben chinesischen Firmen, wobei hier jedoch eher strategische Überlegungen eine Rolle spielen). In Europa haben wir da wohl noch etwas Zeit, das Übernahmethema könnte uns also noch länger begleiten, die Suche nach dem nächsten Ziel verspricht also durchaus Chancen zu bieten…