Zwei Themen dominierten diese Woche die heimische (Wirtschafts-)Nachrichtenlandschaft: die Steuerreform und der Beginn der EZB-Anleihenkäufe (auf Neudeutsch: „Quantitative Easing“ oder kurz „QE“).Details zu ersterer sind bereits durchgesickert: EUR 4,9 Mrd. soll die Entlastung betragen oder knapp EUR 1.000 für den berühmten „Durchschnittsösterreicher“, den man leider allzu selten in der Öffentlichkeit antrifft. Zumindest wurde dies groß in den Medien verkündet. Das wäre allerdings so als ob man sagen würde die Post verdiente im letzten Jahr EUR 2,4 Mrd. sie konnte ja immerhin diesen Umsatz berichten in dieser Woche. Dabei wird jedoch ignoriert, dass hierfür auch Kosten angefallen sind: Briefträger arbeiten leider nicht gratis, Autos fahren noch nicht mit Luft und auch Mieten sind leider noch zu bezahlen. Netto bleiben dann noch knapp EUR 147 Mio. übrig oder knapp 6 %.Ähnlich verhält es sich auch mit der Steuerreform. Um die Finanzierung sicherzustellen werden zwar auch Einsparungen vorgenommen, ein Großteil der Finanzierung wird jedoch über höhere Einnahmen gestemmt: Kampf gegen den Steuerbetrug, Einsparungen bei Bildung und Verwaltung (die noch erarbeitet werden müssen; etwaige Parallelen zum vorletzte Woche vorgelegten griechischen Reformpapier sind rein zufällig) und natürlich auch Steuererhöhungen. Letztere sind dabei doch etwas kurios: vor allem die höhere Besteuerung von Dividenden und Aktienerträgen maßt hier etwas seltsam an.Steuern sollen ja unter anderem Lenkungseffekte erzielen: Die Tabaksteuer soll die Lust der Leute auf Zigaretten reduzieren, die Mineralölsteuer soll den Treibstoffverbrauch etwas eindämmen etc. Dass gerade Aktien, die einzige leicht zugängliche Anlageklasse, die noch attraktive Renditen abwirft (natürlich mit dementsprechend höherem Risiko als als bei einem Sparbuch), höher besteuert wird, ist wird zwar kurzfristig kaum Auswirkungen auf die Kursentwicklung haben (die Nettorendite nach Steuern der oben beschriebenen Post dürfte von 3,2 % auf 3,1 % sinken).
Sie ist jedoch weiteres klares Zeichen für den Stellenwert, den der Aktienmarkt in Österreich hat: ein Spielplatz für Superreiche und Spekulanten, die mit Hochrisikogeschäften unser Geld verspielen. Denn Einnahmenseitig ist so eine Maßnahme wohl kaum zu rechtfertigen, nachdem laut Umfragen knapp 3 % der Österreicher überhaupt Aktien besitzen. Dabei werden jedoch auch die positiven Aspekte des Marktes übersehen: FACC beispielsweise konnte durch ihren Börsengang über EUR 200 Mio. lukrieren, die in den nächsten Jahren in Standorterweiterungen investiert werden sollen um echte Arbeitsplätze zu schaffen, ein Großteil davon in Österreich. Und wo die RBI ohne ihre Kapitalerhöhung um EUR 2,8 Mrd. letzten Februar jetzt wäre will man sich auch kaum ausmalen…Da wir Österreicher aber leider die Tendenz haben, uns nur aufs Raunzen zu beschränken, wollen wir an dieser Stelle einen Gegenvorschlag zur Finanzierung bringen, vielleicht ist es ja noch nicht ganz zu spät. Österreichische Staatsanleihen weisen derzeit eine negative Rendite auf, letzte Woche wurde erstmals vom Staat eine Anleihe begeben, für die die Anleger (!) Zinsen gezahlt haben. Dreijährige österreichische Staatsanleihen notieren aktuell bei einer Rendite von ca. -0,15 %. Mit knapp EUR 71Mrd. an Anleihen könnte man also ca. EUR 100 Mio. pro Jahr an Zinsertrag generieren.Einen Käufer für die Anleihen gebe es auch bereits: Die EZB ist derzeit auf der Suche nach genau diesen Papieren, um sie im Rahmen ihres QEs zu erwerben. Bei einem Gesamtvolumen von EUR 1,14 Billionen bis September 2016 wird das doch kaum auffallen...Während die Anleihenrenditen durch die Lockerungsmaßnahmen der EZB neue Tiefststände erreichten (10-jährige italienische Staatsanleihen durchbrachen erstmals die 1% Schwelle diese Woche und sind aktuell sogar bei 0,8%), nahmen die Aktienmärkte große Teile dieser Entwicklung bereits voraus. Vor allem Exporteure (die von einem Nebeneffekt des QE, dem Fall des Euro, profitieren) konnten bereits beachtliche Kursgewinne verbuchen. Dementsprechend hoch sind die Erwartungen an die Unternehmen, hoffen wir, dass sie diese auch erfüllen können…