Korrektur? #finanzen

In der jüngsten Vergangenheit war man als Börsianer doch sehr verwöhnt: Aktien, Anleihen, sogar die oft gescholtenen Rohstoffe kannten nur eine Richtung: hinauf! Schnell ist man da der Versuchung erlegen zu glauben, dass es für immer so weiter gehen wird, dass die positiven Faktoren (Geldschwämme der Notenbanken, Erholung in Europa, Abschwächung des Euro etc.) jeden Kurs rechtfertigen. Und meistens kommt genau dann die „Korrektur“.Korrektur ist einer dieser klassischen Börse-Euphemismen für einen zumeist unvorhergesehenen Rückgang, um 5-10 % innerhalb kurzer Zeit. Manchmal gibt es dafür einen Auslöser, oftmals ist dieser jedoch nicht wirklich offensichtlich. So auch letzte Woche. In den USA dominierte die Berichtsaison die Nachrichtenlage und hier gab es eigentlich Großteils Meldungen, die im Rahmen der Erwartungen lagen. Wenn es Enttäuschungen gab, waren diese zumeist auf Währungseffekte zurückzuführen, sozusagen die Kehrseite jener positiven Effekte, von denen die europäischen Unternehmen profitieren.Und auch von unserem Kontinent gab es kaum Neuigkeiten, die größere Marktbewegungen hervorrufen sollten: Bei der EZB-Sitzung blieb alles beim Alten. Im Rahmen der Pressekonferenz nach der Zinsentscheidung gab es einige Kommentare zum Anleihenkaufprogramm (nach einer kleinen Unterbrechung aufgrund der in allen Medien zelebrierten Konfettiattacke), die einige Ängste beruhigen konnten (im Vorfeld war spekuliert worden, dass die EZB nicht genügend Anleihen finden würde, was derzeit anscheinend noch nicht der Fall ist). Zwar kam das Griechenland-Thema im Laufe der Woche immer wieder aufs Tableau, mittlerweile dürfte der „Schockfaktor“ hier jedoch sehr gering sein…Die Märkte waren jedoch bereits die ganze Woche nervös und es schien beinahe so, als ob sie ein schweres Gewicht um ihre Schultern hängen hätten. Man wartete nur darauf einen Grund zu finden um zu verkaufen. Am Freitag war es dann soweit: Eine Kleinigkeit, die es im Normalfall nicht mal auf die erste Seite der Wirtschaftsmagazine schaffen würde (in China wurden die Restriktionen für Leerverkäufe gelockert) wurde zum Anlass genommen, Gewinne mitzunehmen und aus Positionen auszusteigen.Das Resultat: Der heimische ATX hielt sich mit -1,2 % im Wochenverlauf noch vergleichsweise gut. Besonders schlimm erwischte es den DAX mit -5,5 %, auch der europaweite EURO STOXX ging um 3,5 % zurück. Die Rückgänge fielen besonders hoch bei den Werten aus, die in den vorangegangenen Wochen gestiegen waren: Exporteure wie Automobilwerte, Technologiefirmen sowie Finanztitel.  Ein Großteil dieses Rückgangs ist dabei nur auf den Freitag zurückzuführen, der heimische Index war bis Donnerstag sogar im Plus.

In diesem Umfeld etwas untergegangen sind die Einzelentwicklungen am heimischen Markt. So waren viele Marktteilnehmer doch überrascht, dass die die Aktie der conwert, nachdem bekanntwurde, dass das Übernahmeangebot der Deutschen Wohnen nicht erfolgreich sein würde, kaum nachgab. Die meisten Kommentatoren hatten hier doch mit stärkeren Kursrücksetzern gerechnet, immerhin war die Aktie bei Bekanntgabe der Übernahmeintentionen doch deutlich gestiegen.Und auch auf der zweiten „Baustelle“ im heimischen Immosektor gab es Bewegung (zumindest im Vergleich zu den Sommerbaustellen auf der Tangente): Das Konsortium aus CA Immo und O1 gab bekannt, dass sie nach ihrem Angebot knapp über 6 % an der Immofinanz halten, deutlich weniger als die angestrebten maximal 15 %. Gleichzeitig gab die Immofinanz bekannt, dass sie ihr Angebot für die CA Immo zurückziehen will. Es sieht also danach aus, dass auch hier etwas Ruhe einkehren könnte, nachdem die beiden Unternehmen in den letzten Wochen sehr viel Staub aufgewirbelt und für einige Schlagzeilen gesorgt hatten…Schlagzeilen dürften jetzt vor allem wieder die US-Firmen machen, fasst alle Größen der Technologiebranche wie IBM, Microsoft und Google legen ihre Ergebnisse vor. Bei uns bringt die Telekom Austria die Ergebnisse zum Q1 2015 und die OMV veröffentlicht das Trading Statement für selbigen Zeitraum. Die Erwartungen für letzteres dürften aufgrund des Ölpreisverfalls wohl relativ gering ausfallen. In den letzten Wochen konnte die Aktie jedoch zulegen, es bleibt also abzuwarten, wie viel hier wirklich „eingepreist“ ist…

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Silvia Jelincic

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