Die abgelaufene Woche verlief durchaus freundlich: Der ATX konnte um 3,1% zulegen, der DAX sogar um über 4%. Die Erleichterung über die Fed-Zinsentscheidung sowie die Stärke des Ölpreises wirkten sich stützend aus, gerade am heimischen Markt sorgten jedoch einige Unternehmen für Kopfzerbrechen und einige Fragezeichen bei den Investoren. Doch der Reihe nach…
Wie erwartet gab die US-Notenbank keine Zinserhöhung bekannt. Mehr noch: Der bisherige Plan von vier Zinserhöhungen bis Jahresende wurde auf zwei zusammengestutzt, womit die Fed genau im aktuellen Konsensus der Analysten liegt. Die Erleichterung der Investoren war durchaus spürbar, immerhin hatte man im Vorfeld befürchtet, dass sich die Notenbänker weiterhin auf den starken Jobmarkt fokussieren und mit weiteren Zinserhöhungen die zarte Pflanze der Erholung zertrampeln könnten. Man darf hierbei jedoch nicht außer Acht lassen, dass im Herbst in den USA Wahlen anstehen und die politische Unabhängigkeit der Fed - vorsichtig gesagt - historisch nicht einwandfrei belegbar ist…
Ein weiterer Faktor für die erfreuliche Entwicklung an den Börsen war auch diese Woche sicherlich der Ölpreis, der erstmals seit Dezember wieder über USD40/bbl (WTI) schließen konnte. Hintergrund sind hier weiterhin Spekulationen über mögliche Produktionskürzungen beim nächsten Meeting der Hauptölproduzenten im April. Zusätzlichen Rückenwind bekam der Ölpreis (sowie auch die meisten anderen Rohstoffe) vom Anstieg des US-Dollars, der sich langsam nach oben arbeitet. Ein stärkerer Dollar wirkt generell unterstützend für Rohstoffe, da der Preis in anderen Währungen (bspw. Euro, Yen etc.) dadurch sinkt, was die Nachfrage ankurbeln sollte. Dementsprechend zählten auch diese Woche die Ölfirmen sowie der Rohstoff-Sektor zu den Gewinnern.
Weniger gut lief es bei den Banken, hier drückte die Ankündigung der Deutschen Bank, dass auch im Jahr 2016 wohl nicht mit einem Gewinn gerechnet werden dürfte, wieder auf die Stimmung. Gemischt lief es für unseren zweiten „Lieblingssektor“, die Versicherungen. Hier tat sich die heimische VIG hervor, die weitere Abschreibungen in Millionenhöhe bekanntgab, was auch zu einer überraschenden Kürzung der Dividende führte. Auch der Ausblick für 2016 fiel mehr als mager aus, wodurch die Aktie am Donnerstag mit über -17% abgestraft wurde.
Die VIG war aber nicht der einzige Verlierer am Donnerstag, auch die Immofinanz gab nach der Veröffentlichung der Zahlen für das dritte Quartal um über 10% nach. Letzteres war jedoch deutlich überraschender, immerhin gab die Immofinanz bereits vorab bekannt, dass eine größere Abschreibung in Russland vorgenommen werden würde. Abseits dieses Einmaleffekts lagen die Zahlen vollkommen im Rahmen der Erwartungen. Insofern ist die Aktienkursentwicklung doch als recht kurios zu bezeichnen, immerhin müsste man doch davon ausgehen, dass derartige Nachrichten bereits in den Kursen eingepreist sind (effiziente Märkte und so)…
Ein weiteres Kuriosum lieferte der Verbund, die Auswirkungen auf die Aktie waren jedoch weit weniger dramatisch. Wie der heimische Versorger bekanntgab musste die Dividende nachträglich angehoben werden, da das Unternehmen gemäß Aktiengesetz verpflichtet ist, den gesamten Jahresgewinn auszuschütten. Grundsätzlich wären dies alle Unternehmen in Österreich, eine Standartklausel in den Satzungen der meisten AGs sieht jedoch vor, dass der Vorstand hier Abweichungen vorschlagen darf. Da diese Klausel in der Satzung des Verbunds offenbar „vergessen“ wurde, wäre somit eine zu geringe Ausschüttung gerichtlich anfechtbar gewesen. Der österreichische Aktienmarkt ist doch immer wieder etwas ganz Besonderes…
In der nächsten Woche stehen vor allem Geschäftsberichte von heimischen Immobilienunternehmen (CA Immo, conwert, BUWOG) an. Grundsätzlich sollten die Überraschungseffekte hier gering sein, immerhin hatten fast alle Unternehmen bereits vorab ihre Zahlen bekannt gegeben. Aber nach den Erfahrungen der abgelaufenen Woche muss man mit derartigen Aussagen wohl etwas vorsichtiger sein. Vielleicht wird ja die eine oder andere Kursbewegung dieser Woche bei näherer Betrachtung doch noch hinterfragt, denn oftmals zahlt es sich aus, Entscheidungen nicht nur von Schlagzeilen und ersten Panikreaktionen abhängig zu machen…