Die abgelaufene Handelswoche verlief durchaus recht stattlich: Der DAX konnte um 0,9% zulegen und auch der heimische ATX konnte ein Plus von 0,4% im Wochenverlauf vorweisen. Nachdem sich die EZB bei ihrer Sitzung am Donnerstag erwartungsgemäß zurückhielt (keine Änderungen auf der Zinsseite oder dem Anleihenkaufprogramm), dominierten die Unternehmensmeldungen das Geschehen. Um in dieses Stakkato aus Meldungen eine gewisse Struktur zu bringen, versuchen wir gemeinsame Themen in den Berichten zu finden, die man dann in weiterer Folge für Anlageentscheidungen nutzen kann, deren Horizont auch mal über ein 5 Minuten Intervall hinausgehen kann…
Eines dieser Themen betrifft den Technologiesektor: Software vs. Hardware. Studiert man die Berichte von Microsoft, SAP und in geringerem Ausmaß auch IBM, zeigt sich, dass die Stärke bei Cloud-Anwendungen und „Internet of Things“ einen großen Teil zu den guten Quartalsergebnissen beigetragen hat. Immer mehr Unternehmen lagern ihre Prozesse in die Cloud aus um Kosten zu sparen und die Flexibilität zu erhöhen. Grundsätzlich sollten davon auch die Hersteller dieser Server und Anbieter von Equipment für Drahtlosübertragung profitieren. Davon war jedoch in den Ergebnissen von Intel und Ericsson wenig zu spüren. Offensichtlich dürften die Datenverarbeiter (die Telekomunternehmen und Anbieter von Rechenzentren) bereits im Vorfeld investiert haben, sodass in diesem Bereich kurzfristig die „Saure-Gurken-Zeit“ ansteht. Die rasant ansteigenden Datenmengen deuten aber darauf hin, dass dies eher ein kurzfristiger Einbruch sein dürfte (allein schon in Anbetracht der Pokémonjäger im Wiener Stadtpark, aber das ist ein anderes Kapitel)…
Das zweite Thema betrifft den in den letzten Monaten oft gescholtenen US-Bankensektor. Die Kreditnachfrage verbessert sich, wodurch die Banken trotz niedriger Zinsen recht gut verdienen. Daneben entwickelt sich jedoch auch der Handel, insbesondere mit Anleihen, recht gut, was einerseits am höheren Emissionsvolumen liegen dürfte (dank EZB-Kaufprogramm können sich auch US-Firmen mit günstigem Kapital versorgen, sie brauchen nur einen Postkasten in der EU zu haben), andererseits aber darauf hin deutet, dass sie möglicherweise den europäischen Instituten Marktanteil abluchsen, da diese mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen haben.
Der dritte Themenkomplex ist zwar nicht gänzlich neu, sondern eher eine Rückkehr nach einer kurzen Pause: Akquisitionen. Dass vor allem japanische Firmen diese Woche aktiv wurden (der Telekom Anbieter Softbank will den britischen Chiphersteller ARM Holdings kaufen, Kranhersteller Komatsu streckt die Fühler nach Joy Global, einem Anbieter für Minenequipment, aus) kann natürlich ein Zufall sein. Böse Zungen könnten jedoch auch behaupten, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis die Firmen das billige Notenbankengeld für Akquisitionen nutzen, ob sie jetzt strategisch 100% sinnvoll sind oder nicht. Tatsache ist jedoch, dass die Suche der Investoren nach dem nächsten Übernahmeziel die Fantasie beflügelte.
In der Tat konnten die US-Börsen jeden Tag neue Rekordwerte erklimmen, der Dow Jones schloss 8 Tage in Folge höher bevor am Donnerstag eine Pause eingelegt wurde, eine der längsten Siegstrecken der letzten Jahre. Dass diese Serie nicht ewig so weitergehen kann ist klar, immerhin wäre dann unser Job recht einfach (wahrscheinlich so einfach, dass man uns dafür nicht mehr brauchen würde). Oftmals gleichen die Märkte dabei einem Gummiband: Je länger man dran zieht (je länger die Märkte steigen), umso heftiger ist die Korrektur.
Diese „Korrektur“ wird dabei in der Regel mit fallenden Märkten gleichgesetzt, was aber nicht immer der Fall sein muss, immerhin hat der Kurschart zwei Dimensionen: die vertikale (Preis) und die horizontale (Zeit). Es wäre also durchaus ein gutes Zeichen, wenn wir am Aktienmarkt in ein kleines „Sommerloch“ fallen würden: Eine Phase, in der nicht viel Bewegung vorherrscht und in der die Bewegung der letzten Wochen „verdaut“ wird. Andererseits gibt es ja noch das alte Motto: „nobody went broke by taking a profit“…