Nach dem äußerst verregneten Mai freuen sich viele schon auf den Sommer. Dabei gibt es ein paar immer wiederkehrende Rituale: das Sitzen im Schanigarten, Zeltfeste, Badeurlaub etc. Aber auch an den Börsen gibt es ein Sommerritual: die Griechenlanddebatte.In einer Zeit, in der international kaum Unternehmen berichten (die Q1-Berichtsaison ist gerade vorbei und die Q2-Meldungen kommen zumeist erst im Juli/August), werden die Wirtschaftsnachrichten gerne mit „Makrothemen“ gefüllt. Und da sich spannende Nachrichten besser verkaufen lassen als eine langsame Erholung in Europa, werden alte Schreckgespenster wieder herausgeholt: das Wachstum in China verlangsamt sich, die US-Wirtschaft hängt noch immer am Tropf der Notenbank und ihrer Niedrigzinspolitik und in Europa bieten sich natürlich unsere griechischen Freunde an.Dabei wechseln sich die Pleitenachrichten mit den Meldungen über einen Durchbruch bei den Verhandlungen ab. Dementsprechend volatil reagieren die Börsen: Tagesbewegungen von über 2% für gesamte Indices und deutlich mehr für sensible Einzeltitel wie Bankaktien sind da keine Seltenheit. Ebenso wie künstliche Deadlines: die jüngste betrifft Sonntag, bis dahin soll es eine Einigung im Schuldenstreit geben. Immerhin müssen die Griechen ja Anfang Juni eine Zahlung an den IMF leisten, die ja möglicherweise ausfallen könnte, sollten unsere südlichen Mitbürger keine Unterstützung der EU bekommen. Dass es die exakt gleichen Meldungen auch schon bei der letzten Zahlung gab, sowie bei fast allen anderen Fixpunkten der letzten Jahre, wird dabei manchmal gerne ignoriert…Dementsprechend gaben die Märkte diese Woche tendenziell nach: der DAX verlor 1,4%, während sich der amerikanische S&P 500 mit -0,2% etwas besser halten konnte und die Technologiebörse NASDAQ aufgrund von Firmenübernahmen sogar im Plus schließen konnte. Interessant ist, dass sich der ASE, der griechische Aktienindex von dieser Diskussion relativ unbeeindruckt zeigt und auf dem niedrigen Niveau der letzten Wochen relativ stabil bleibt.
Etwas härter erwischte es den heimischen ATX, der im Wochenverlauf 2,9% nachgab. Zu den Verlierern zählten unter anderem die Banktitel, allen voran die RBI. Hier belastete die Meldung, dass die österreichische Aufsicht den heimischen Finanzinstituten aufgrund der Osteuroparisiken möglicherweise höhere Kapitalquoten auferlegen will. Dass es hierzu jedoch bereits seit einem Monat erste Indikationen (inklusive einer Gegenstudie, die die Sinnhaftigkeit dieser Maßnahme infrage stellt) gab und die Banken dies bereits in ihren Plänen berücksichtigt haben dürfen, wurde dabei jedoch negiert.Auch die Unternehmensergebnisse lieferten diese Woche kaum Unterstützung, einzig die CA Immo konnte durch gute operative Fortschritte überzeugen und wurde dafür mit einem Plus von 1,7% belohnt. Bei conwert hingegen hatten die Ergebnisse erwartungsgemäß wenig Einfluss auf den Aktienkurs, hier wird die Hauptversammlung nächste Woche nach den jüngsten Änderungen beim Aktionariat sicherlich für deutlich mehr Spannung sorgen…Ansonsten legen noch voestalpine und Do & Co ihre Geschäftszahlen für 2014 vor (nicht weil die Firmen so langsam sind, sondern weil sie ein schiefes Geschäftsjahr haben). Während letztere im abgelaufenen Jahr zu den heimlichen Stars des heimischen Marktes zählte, konnte sich die voest vor allem in den letzten Monaten gut entwickeln, auch wenn die letzte Woche aufgrund einer Herabstufung negativ verlief. Spannend wird hier neben dem Status des Werksausbaus in den USA vor allem inwiefern die Linzer (die ja nicht als Stahlkonzern bezeichnet werden dürfen!) von den Infrastrukturprojekten in Europa profitieren können, immerhin zählt das Schienengeschäft zu ihren profitabelsten Bereichen…