Nach den starken Schwankungen der vergangenen Wochen, kehrte in den letzten Tagen wieder eine gewisse Ruhe an die Märkte zurück: Der DAX konnte sich um die 11.500 Marke stabilisieren, während der amerikanische S&P 500 sich sogar anschickt, neue Höchststände zu erklimmen. Neben etwas positiveren Wirtschaftsdaten und der Tatsache, dass Griechenland noch immer die Geschicklichkeit eines Zirkusmagiers aufweist, wenn es darum geht Geldtöpfe zu finden, die eigentlich gar nicht da sind, lag dies vor allem daran, dass sich die beiden Fokuspunkte der letzten Wochen beruhigen konnten: Zinsmärkte und Rohstoffe.Die Renditen auf 10-jährige deutsche Staatsanleihen pendelten sich nach den jüngsten starken Schwankungen um 0,7 % ein, auch in den Peripherienationen kehrte etwas Entspannung ein. Mit ein Grund dürfte die Rede von EZB-Chef Draghi gewesen sein, in der er nochmals betonte, dass er den Geldhahn vorerst nicht zudrehen wird. Aufgrund der steigenden Rohstoffpreise war in den letzten Wochen die Befürchtung aufgekommen, dass die EZB von ihrem Anleihenkaufprogramm abkommen könnte, was zu weiteren Verwerfungen an den Bondmärkten führen würde.Gleichzeitig pendelten sich auch die Rohstoffe ein, vor allem der Ölpreis bremste den starken Anstieg der letzten Wochen ab. In diesem Zusammenhang zeigt sich ein von Investoren oft unterschätztes Konzept: die Reaktionsfähigkeit von Firmen. Beispielsweise würden wir annehmen, dass Fluglinien unter dem Ölpreisanstieg leiden, da der Preis einer ihrer wichtigsten Kostenfaktoren, Treibstoffpreise, stark mit dem schwarzen Gold zusammenhängt. Das stimmt aber nur teilweise, da auch Unternehmen, die sehr von den Schwankungen an den Rohstoffmärkten abhängig sind, Möglichkeiten haben dem entgegenzusteuern: Absicherungsgeschäfte, Änderungen bei Verträgen, Anpassungen der Preispolitik,…
Die Crux dabei ist jedoch, dass all diese Absicherungen Zeit benötigen: Verträge müssen ausverhandelt werden, Preise müssen vom Markt aufgenommen werden und sogar Absicherungsgeschäfte sind in Zeiten starker Schwankungen an den Rohstoffmärkten prohibitiv teuer. Neben der absoluten Bewegung der Märkte spielt daher auch die Geschwindigkeit, mit der die Bewegungen geschehen eine entscheidende Rolle: je langsamer, desto besser können die Firmen reagieren.Ein gutes Beispiel dafür lieferte diese Woche RHI: der Hersteller von Feuerfestmaterialien, die in der Produktion wichtiger Rohstoffe wie Stahl, Kupfer, Glas und Zement eingesetzt werden, legte zwar leicht enttäuschende Q1/15-Zahlen vor, aufgrund von Kosteneinsparungen und der Rückkehr der Aktivität in einigen in der Vergangenheit stark gebeutelten Industrien, blickt die Firma jedoch mit mehr Zuversicht in die Zukunft. Das Thema „Stabilität auf niedrigem Niveau“ ist eine Abkehr vom bisherigen „leicht fallend, aber wir hoffen, dass bald der Boden erreicht ist“.Selbiges hoffen die Investoren auch, wenn nächste Woche RBI, OMV und Lenzing ihre Zahlen vorlegen. Der Faserhersteller Lenzing passt hierbei perfekt in unser Thema: Während das Unternehmen weiterhin ein rigoroses Sparprogramm fährt, dürfte der starke Fall der Viskosepreise vorerst gestoppt sein. Man darf auf den Ausblick gespannt sein. Bei der Giebelkreuzbank wird neben dem Verkauf des Polengeschäfts und der Aktivitäten in Russland auch das Kreditvolumen im Fokus sein, die Erste Group hatte hier ja erstmals seit längerer Zeit wieder positive Wachstumsimpulse gesehen.Last and possibly least die OMV, die ihre Investoren bereits mit einem relativ verhaltenen Tradingstatement auf die Quartalsergebnisse versucht hat vorzubereiten. Neben dem Fall der Ölpreise setzen hier vor allem die anhaltenden Produktionsprobleme in den Krisenherden Libyen und Jemen zu, während die Raffineriemargen ein Lichtblick waren (aber keine Sorge, der hohe Preis, den Sie an der Tankstelle zahlen liegt nur daran, dass die Steuern so hoch sind!). Die wohl vorletzte Woche der Berichtsaison wird also nochmals neue Impulse liefern. Hoffen wir, dass sie für den heimischen Markt weiterhin so positiv verlaufen, nach den Enttäuschungen der letzten Jahre hätten wir uns noch ein paar „Streicheleinheiten“ verdient…