Es war am heimischen Markt zwar nur eine verkürzte Handelswoche, für den einen oder anderen Investor hätte sie aber ruhig noch ein bisschen kürzer sein können. Der ATX gab um über 1,5% nach und war damit tendenziell eher am unteren Ende des Kurszettels zu finden. Schlechter ging es eigentlich nur mehr dem Technologie-lastigen NASDAQ, der um über 3% einbrach. Wiedermal wurden wir Zeugen, wie schnell sich die Stimmung an der Börse drehen kann. Bis vor kurzem konnten die Investoren nicht genug bekommen von FANG (Facebook, Amazon, Netflix und Google) und anderen großen Technologiewerten wie Chiphersteller Nvidia.
Gerade letztere Firma profitiert im Moment von einigen der spannendsten Trends in der Technologiebranche: Maschine Learning, Autonomes Fahren und der boomende Markt für Videospiele, überall hat Nvidia mit seinen Grafikkarten die bevorzugte Lösung. Kein Wunder also, dass sich die Aktie hervorragend entwickeln konnte, allein seit Jahresbeginn steht ein Plus von knapp 50% zu Buche. Da können schon mal Sorgen über eine Überbewertung aufkommen, mit einem KGV jenseits der 40 ist die Firma ja auch nicht gerade günstig.
Diese Ängste machte sich am Montag ein negativ eingestellter Research-Bericht zu Nutze, der von einer irrationalen Überbewertung sprach. Dadurch brach die Aktie um über 6% ein (nachdem sie zu Tagesbeginn beinahe genauso viel im Plus lag). Wie beim Domino wurden auch andere Technologiewerte vom Abverkauf erfasst. Kaum versah man sich, hatten wir den Beginn einer recht stürmischen Sektorrotation vor uns: Technologiewerte wurden abverkauft, vor allem defensivere Sektoren waren plötzlich wieder en vogue.
Schnell wurden Berichte produziert, die die aktuelle Bewertung der FANG-Aktien mit den Technologiewerten zu Zeiten der Dot-Com Blase verglich, was gleich wieder als Grund genommen wurde, weitere Aktien abzustoßen. Hätten sich die Investoren diese Berichte jedoch zuerst durchgelesen, wären sie recht schnell draufgekommen, dass es dafür keinen wirklichen Grund gibt. Die Conclusio war nämlich, dass die Aktien zwar teuer im Vergleich zum restlichen Markt sind, die Überbewertung aber deutlich weniger schlimm ist, als es in den Nullerjahren der Fall war. Im Gegensatz zu damals haben diese Firmen auch durch die Bank solide Bilanzen und einen guten Cashflow, beides auch Charakteristika, die man zu Zeiten der Dot-Com Blase vergeblich suchte.
Insgesamt also kein Grund zur Panik. Rotationen wie diese wird es immer wieder geben, sie sind leider nur sehr schwer vorherzusehen. Genauso plötzlich wie sie angefangen haben, können sie jedoch wieder aufhören. Gerade in Zeiten mangelnder Unternehmensdaten kann die Stimmung rasch wieder drehen. Vielleicht kommen ja auch die bullishen Analysten nach ein paar harten Tagen wieder aus ihren Luftschutzbunkern hervor und trauen sich wieder Aktien zu empfehlen. Vielleicht dauert die Korrektur aber auch noch etwas an. Üblicherweise enden diese Episoden jedoch genauso schnell, wie sie angefangen haben.
Für die meisten Investoren ist es wohl am klügsten, diese Bewegungen auszusitzen. Dafür braucht es aber ein gut gestreutes Portfolio, denn mit lauter sinkenden Technologiewerten im Portfolio würde wohl auch der geduldigste Investor recht bald die Nerven verlieren…