Von Schafen und anderen Herdentieren

In China wird gerade das wichtigste Fest des Jahres begangen: das Neujahrsfest. Eine Woche lang wird mit der Familie gefeiert. Diesmal wird die Stimmung jedoch etwas getrübt: Das Jahr des Schafes (oder der Ziege, das Schriftzeichen kann mehrere Bedeutungen haben) ist traditionell als Jahr der Katastrophen und Unglücke bekannt…An den Börsen, wo man ja immer nach dem nächsten Problem Ausschau hält, war davon jedoch noch nichts zu sehen: Der DAX konnte im Wochenverlauf um 0,8 % zulegen, der amerikanische S&P 500 sogar um knapp 1,4 %. Dabei hätte es auch ganz anders kommen können: Die Waffenruhe in der Ukraine, die bei ihrer Verkündung für etwas Euphorie gesorgt hatte, war leider nur von kurzer Dauer. Und auch im epischen Kampf Griechenland vs. der Rest von Europa gab es keine echten Fortschritte, hier dürfte es wohl in die Verlängerung gehen.Es mangelte also nicht an Gründen für die Investoren ihre Aktien loszuwerden und zu einem anderen Zeitpunkt wären die Börsen vielleicht tiefrot gewesen. Im Moment werden jedoch die schlechten Nachrichten ignoriert und jede „Lösung“ der Probleme führt zu steigenden Kursen. Diese positive Stimmung lässt sich schwer an einem Punkt festnageln: Die Geldschwemme der EZB, der niedrigere Ölpreis (positiv für Verbraucher), der schwache Euro (positiv für Exporteure) und die Hoffnung auf eine entsprechende Erholung in Europa spielen sicherlich alle eine Rolle. Und natürlich eine gewisse Herdenmentalität: Aktien steigen, daher wird mehr Geld in Aktien investiert, was wiederum die Kurse beflügelt…Im Immobiliensektor und bei den Banktiteln kommt noch ein weiterer positiver Faktor hinzu: Übernahmen. Dadurch rückt unter anderem der heimische Markt in den Fokus. Am Wochenende wurde bekannt, dass ein Übernahmeangebot für das Immobilienunternehmen conwert vorliegt. Im Aktionariat herrscht jedoch Uneinigkeit darüber, ob dieser Preis angemessen ist. Dementsprechend notiert die Aktie im Moment sogar über dem Angebotspreis von EUR 11,50/Aktie, ein Zeichen dafür, dass einige Investoren auf eine Erhöhung des Offerts spekulieren.

Weniger Glück hatte diese Woche die Raiffeisenbank International. Nachdem die Aktie in den letzten Wochen aufgrund ihres Restrukturierungsplans stark zulegen konnte, gab es diese Woche einen kleinen Rücksetzer. Der Regulator in Polen, ein Land in dem die RBI Verkäufe tätigen will, spielte den sturen Bock und bestand darauf, dass die Bank sich an diverse Auflagen hält, was den Verkaufsprozess wohl etwas verlangsamen dürfte.Einen Gang zurückschalten muss derzeit auch die OMV, aufgrund des starken Verfalls beim Ölpreis will man die Ausgaben senken, wodurch jedoch auch die mittelfristigen Produktionsziele zu langfristigen werden. Bei der Veröffentlichung der Quartalszahlen diese Woche wurde gleichzeitig auch ein neues Programm angekündigt. „Fit4Fifty“ bezieht sich jedoch nicht auf das Sportprogramm des neuen CEOs (der im Übrigen wohl erst im Laufe der ersten Jahreshälfte feststehen wird), sondern auf die Fähigkeit des Unternehmens auch bei anhaltend niedrigen Ölpreisen von USD 50/Barrel profitabel zu wirtschaften.Wenig profitabel verlief hingegen das Geschäft der Erste Group: Hier wird aufgrund von einmaligen Abschreibungen für das abgelaufene Jahr mit einem deutlichen Verlust gerechnet, wenn nächsten Freitag die vorläufigen Zahlen veröffentlicht werden. Wie so oft wird aber der Ausblick für die Zukunft deutlich wichtiger werden, immerhin stellt sich die Frage, ob dies endlich das letzte schlechte Jahr für die heimische Bank war. Dies gilt auch für AMAG und Wienerberger, die nächste Woche ebenfalls Zahlen melden, umso mehr da hier ja bereits vorläufige Ergebnisse bekannt sind.Hoffen wir, dass es so positiv wie bisher weitergeht, dann könnten wir vielleicht mal wieder ruhig schlafen im Jahr des Schafes.

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Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:01

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