Die abgelaufene Handelswoche brachte erstmals wieder einen Rücksetzer: Die amerikanischen Indizes verloren jeweils knapp um 1 %. Europa erwischte es teilweise noch deutlich schlimmer: Der DAX gab um 4,6 % nach, der heimische ATX hielt sich trotz verhaltener Unternehmensergebnisse mit -3,9 % geringfügig besser. Gründe für diesen Rückgang gab es diese Woche gleich mehrere. Zum einen war da das altbekannte Thema Öl, das ja bereits in den letzten Wochen das Tagesgeschehen diktierte. Das schwarze Gold gab diese Woche um knapp 4,5 % nach, als Grund wurde oftmals eine erhöhte OPEC-Fördermenge genannt. Dies ist aber ähnlich überraschend wie wechselhaftes Wetter um diese Jahreszeit oder steigende Verkaufszahlen für Fernseher vor einem Fußballgroßereignis. Eine weitere Erklärung, die nicht sonderlich weit verbreitet wurde, aber einen deutlich höheren Überraschungsfaktor hatte, war die Tatsache, dass chinesische Behörden aufgrund der explosiven Spekulationen der letzten Wochen und Monate in den Rohstoffmärkten die Bremse zogen und deutlich strengere Regeln verabschieden wollen. Angesichts der starken und praktisch gleichverlaufenden Anstiege bei fast allen Rohstoffen (trotz deutlich unterschiedlicher Angebots/Nachfragedynamik) ist die Annahme, dass es sich dabei zumindest teilweise um eine sich selbst befeuernde Spekulation handelt, nicht ganz aus der Luft gegriffen…
Wie wichtig dieses „Herdenverhalten“ ist, zeigte sich auch an einer anderen Front: Der starke Euro rückte wieder in den Fokus der Investoren und dürfte wohl einer der Gründe für die schlechtere Entwicklung in Europa diese Woche gewesen sein. Interessant ist dabei jedoch, dass sich unsere Lieblingswährung eigentlich schon seit Wochen Richtung Norden begeben hat, dies aber relativ lang ignoriert wurde. Ein möglicher Auslöser für diesen Stimmungswandel könnte die Berichtsaison gewesen sein. Immerhin konnten die Investoren hier am deutlichsten ablesen, wie stark sich die Entwicklung der Wechselkurse auf die Unternehmen auswirkt. Vor allem die europäischen Exportwerte wie Autos, Chemieunternehmen und die Pharmabranche leiden unter dem stärkeren Euro, da ihre Produkte für ausländische Käufer teurer werden. Hier werden wohl die Notenbanken weiter im Fokus stehen, relativ verhaltene Makrodaten aus den USA ließen diese Woche die Spekulationen um eine Verschiebung der für Juni ins Auge gefassten Zinserhöhung der Fed wieder hochkochen.
Heiß her geht es derzeit auch in Österreich und damit ist nicht das für dieses Wochenende angesagte Kaiserwetter in weiten Teilen des Landes gemeint. Das Thema Bankomatgebühr wird derzeit wieder intensiv besprochen, an den Stammtischen wie auch in den Bankzentralen. Die Erste Group, deren Sparkassen das Thema unter anderem wieder aufgebracht haben, legte diese Woche ihre Zahlen für das erste Quartal vor und diese hätten nicht passender sein können. Die Bank lieferte sich selbst die besten Argumente für die Diskussion, gerade die Erlöse aus Gebühren und Kommissionen lagen deutlich unter den Erwartungen der Analysten. Da halfen auch deutliche Verbesserungen bei den faulen Krediten nichts, die Aktie gab im Wochenverlauf um knapp 6,6 % nach.
Die restlichen Berichte am heimischen Markt fielen zwar tendenziell besser aus, halfen den Unternehmen aber nur bedingt sich von der Entwicklung des Gesamtmarktes abzukoppeln. Dabei gab es durchaus einige Lichtblicke: Der in den letzten Monaten oftmals gescholtene Verbund überraschte mit durchaus erfreulichen Zahlen. Durch Kosteneinsparungen und ein höheres Ergebnis aus dem Netzbereich konnte der heimische Stromversorger die Erwartungen der Analysten übertreffen. Dabei ist der Verbund einer der wenigen Profiteure der deutschen Energiewende unter den Stromversorgern. Durch den höheren Anteil an erneuerbaren Energien in Deutschland (Solar- und Windkraftwerke) steigen die Schwankungen im Stromnetz (in der Nacht sind Solarkraftwerke nicht sehr effektiv und auch der Wind in der Nordsee bläst nicht immer gleichmäßig). Das freut wiederum den Verbund, der durch seine Pumpspeicherkraftwerke diese Schwankungen ausgleichen kann. Die deutschen Anbieter lassen sich diesen Dienst gutes Geld kosten, immerhin könnten größere Schwankungen zu einem kostspieligen Netzausfall führen. Der jüngste Strompreisanstieg dürfte sein Übriges dazu beitragen, dass sich auch hier die Stimmung bei näherer Betrachtung aufhellen könnte.
Aber nicht nur der Verbund kämpft derzeit mit dem niedrigen Strompreis, auch Andritz klagte über ein geringeres Ordervolumen für Turbinen für Wasserkraftwerke. In der Vergangenheit konnte das maue Geschäft in Europa durch Aufträge in Südamerika und Afrika wettgemacht werden. Aufgrund der jüngsten politischen Turbulenzen in diesen Regionen wurden jedoch einige Aufträge nach hinten verschoben, wodurch die diese Woche veröffentlichten Quartalszahlen auf den ersten Blick mäßig ausfielen. Bei näherer Betrachtung fällt jedoch die hohe Marge auf, die unter anderem niedrigeren Rohstoffkosten und einem höheren Anteil an Servicegeschäft geschuldet ist. Anscheinend lassen einige Kunden (vor allem in der Papier- & Zellstoffindustrie) lieber ihre alten Maschinen Instand setzen als sich neues Equipment anzuschaffen, was auch für Andritz grundsätzlich nicht schlecht ist, immerhin sind die Projektrisiken bei einer Reparatur deutlich niedriger als bei einem Neubau…
Auch die nächste Woche dürfte spannend werden: Mit OMV, RBI, Lenzing, Post und AT&S berichtet ein bunter Strauß an Unternehmen. Spannend dürften unter anderem die Zahlen der AT&S werden, immerhin konnte sich das Unternehmen in den letzten Quartalen recht gut von der aktuellen Schwäche des Smartphone-Marktes entkoppeln. Es bleibt abzusehen, ob dies weiterhin der Fall ist. Aber auch von den Schwergewichten können wir uns nächste Woche sicher einige Impulse erwarten. Es bleibt spannend…