Wilder Ritt #finanzen

Eine ereignisreiche Woche liegt hinter uns: Unternehmensergebnisse aus Österreich und der Welt, die Wahlen in Großbritannien und die Bewegungen an den Rohstoff- und Zinsmärkten sorgten diese Woche für starke Schwankungen. Die Börsen glichen dementsprechend dem aktuellen Wetter: zuerst strahlender Sonnenschein und Optimismus, wenig später wieder Sturm und Trübsal. Dementsprechend fiel die Entwicklung auch gemischt aus. Während der DAX im Wochenverlauf 0,2 % nachgab, konnte der amerikanische S&P 500 ein knappes Plus erkämpfen. Besser ging es dem heimischen ATX: +1,1 % stehen zu Buche, womit der Vorsprung auf den DAX seit Jahresbeginn weiter ausgebaut werden konnte.Man könnte dies nun natürlich an den guten Unternehmensberichten festmachen, immerhin stieg der Indexkrösus Erste Group am Tag der Veröffentlichung der Zahlen um über 5 %! Interessant war dabei jedoch die Entwicklung der Aktie während des Tages: anfänglich wurden die Ergebnisse nämlich relativ neutral interpretiert (nicht ganz zu Unrecht, da vor allem die niedrigen Risikovorsorgen durch Einmaleffekte verursacht wurden), erst gegen Ende des Tages setzte die Erste, gemeinsam mit den anderen Indexschwergewichten zum Schlusssprint an: RBI, Andritz, etc. konnten deutlich zulegen. Offensichtlich dürften einige große Käufer den heimischen Markt für sich entdeckt haben… Insgesamt waren die Unternehmensberichte diese Woche allesamt im Rahmen der Erwartungen, nur der Leiterplattenhersteller AT&S konnte positiv überraschen.Überrascht wurden die Analysten diese Woche jedoch vom starken Anstieg der Renditen auf Staatsanleihen: handelten beispielsweise die 10jährigen deutschen Staatsanleihen vor wenigen Wochen noch bei 0,05 %, so stiegen sie im Wochenverlauf auf bis zu 0,78 %, einer der schnellsten Anstiege in der jüngsten Geschichte! Interessant ist dabei die derzeit relativ starke Bindung an den Ölpreis: steigt der Wert des „schwarzen Goldes“, schnellen auch die Renditen nach oben. Der Grund dafür liegt in der Inflationsangst: Öl ist ein wichtiger Rohstoff für fast alle Industrieprodukte, von Shampooflaschen über Babywindeln (Plastik) bis hin zu Agrarmitteln (der alte Steyr-Traktor schluckt ganz schön!) und natürlich Benzin und Diesel.

Nun befürchten einige Investoren, dass diese rohstoffgetriebene Inflation die EZB dazu zwingen würde, ihr Anleihenkaufprogramm vorzeitig zu beenden, immerhin war ja die Abwendung von Deflation der eigentliche Hauptgrund für das „Quantitative Easing“ (die EZB hat offiziell nur den Auftrag sich um die Preisstabilität zu kümmern - im Gegensatz zur US-Notenbank Fed, deren Mandat auch ein gewisses Wirtschaftswachstum beinhaltet; in der Realität haben die beiden dies jedoch in den letzten Jahren sehr ähnlich ausgelegt).Vor allem der Immobiliensektor, der am stärksten von niedrigeren Zinsen profitiert, sowie die zyklischen Werte kamen diese Woche dementsprechend unter Druck. Die wichtige Frage für Investoren ist jedoch: Ist an dieser Logik wirklich etwas dran oder tun sich hier nur kurzfristige Zusammenhänge auf, die schnell wieder zerbröseln können? Könnte es vielleicht sein, dass der Grund für diese starken Bewegungen eher darin liegt, dass viele Investoren gleich positioniert waren und jetzt nach der raschen Gegenbewegung ihre Verluste glattstellen (müssen) und damit mehr Öl ins Feuer gießen? Wenn ja, würden die Rücksetzer in einigen der stärksten Titel dieses Jahres wohl eine sehr attraktive Kaufgelegenheit darstellen, unter anderem da sich in der Vergangenheit gezeigt hat, dass die Notenbanken nicht so schnell aufgeben und mit aller Kraft versuchen, die Konjunktur wieder anzukurbeln…Selbiges erhofft man sich auch von der neuen britischen Regierung, die sich jedoch möglicherweise nicht allzu viel von der alten unterscheiden wird. Die konservative Partei um den derzeitigen Premier Cameron konnte bei den Parlamentswahlen diese Woche einen Sieg verbuchen, was an den Börsen traditionellerweise positiv aufgenommen wird.Spannend bleibt es auch nächste Woche: Neben den Rohstoff- und Anleihemärkten werden auch wieder Unternehmensberichte im Fokus stehen. Am Mittwoch ist beispielsweise in Österreich Großkampftag: RBI, RHI, Agrana und Rosenbauer legen die Ergebnisse vor. Nach zuletzt schlechten Ergebnissen aus dem Stahlsektor wird die Prognose des Feuerfestherstellers RHI mit Spannung erwartet, während bei der RBI der Fokus auf der Entwicklung in Russland und dem Verkauf der Tochtergesellschaft in Polen liegen wird. Eines ist also sicher: Frühjahrsmüdigkeit wird derzeit nicht einsetzen…

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Bernhard Juranek

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Herbert Erregger

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fischundfleisch

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Silvia Jelincic

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