Wochenanalyse: Es bleibt spannend

Viele Investoren haben ein gewisses Bild von Analysten: Zahlenmenschen, die nichts lieber machen als den ganzen Tag vor riesigen Excellisten zu sitzen, sich durch Geschäftsberichte zu wühlen um dann am Ende zu einer möglichst objektiven Einschätzung der Firma zu kommen. Und die meiste Zeit ist das auch gar nicht so falsch. Es gibt jedoch 2-3 Wochen im Jahr, wo die ansonsten eher ruhigen Zahlenmenschen zu Nervöslingen mutieren, die wie kleine Kinder auf ihren Sitzen umherrutschen: die Berichtsaison.

Was macht das Ganze so spannend? Stellen Sie sich vor Sie sind beim Dinner in the Dark. Aufgrund von einigen Hinweisen (Formen, Konsistenz etc.) können Sie ungefähr abschätzen, was Sie genau vor sich liegen haben. Details wie Qualität, Präsentation u.ä. bleiben jedoch verborgen.Dann dreht jemand für einen Augenblick das Licht auf und sie bekommen einen kurzen Blick auf die Köstlichkeiten. Ähnlich geht es den Analysten: Aufgrund von makroökonomischen Daten, Zahlen anderer Unternehmen etc. kann man sich zwar ein unge-fähres Bild machen, die ganze Wahrheit sieht man jedoch erst, wenn die Quartalsergebnisse am Tisch liegen. Ein gutes Beispiel dafür war Lenzing: Der Faserhersteller leidet an sinkenden Preisen aufgrund von Überkapazitäten, gleichzeitig wird jedoch ein rigoroses Kosteneinsparungsprogramm gefahren. Der Blick auf den Teller diese Woche hat gezeigt: das Sparprogramm war stärker, die Zahlen lagen über den Erwartungen.

Solide Zahlen meldete auch Wienerberger, wenngleich der Ziegelhersteller von einer Konjunktur-eintrübung, vor allem in Deutschland, sprach. Gegenwind kam diese Woche jedoch von den internationalen Börsen: Der DAX gab um knapp 1,4 % nach im Wochenverlauf. Hintergrund dürfte wohl das erneute Aufflammen des Konflikts in der Ukraine gewesen sein, die deutschen Firmen werden noch immer als größte Verlierer der Krise gesehen. Dementsprechend waren auch am heimischen Markt die Firmen mit der größten "Ostexposure" unter den Verlierern: Die RBI verlor im Vorfeld der Quartalszahlen nächste Woche 4,6 %, Immofinanz gab um fast 2 % nach. Besser lief es diese Woche, wie so oft in diesem Jahr, an den US-Börsen, die in Folge starker Ergebnisse zum Arbeitsmarkt zulegen konnten. Auch die nächste Woche bleibt spannend: Wie schlimm war die Russland-Ukraine Krise für die RBI wirklich und wieviel davon ist bereits in den Kursen eingepreist (immerhin sind die Giebelkreuzler eine der am günstigsten bewerteten Banken der Eurozone)? Ist der Ölfeldausrüster SBO wirklich so immun gegen fallende Ölpreise, wie oft behauptet wird? Und vor allem: Welcher Analyst liegt am nächsten dran? Denn, um es mit den Worten von Warren Buffet zu sagen: "The only value of stock forecasters is to make fortune tellers look good".

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Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:16:54

fischundfleisch

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