Die Aktienlandschaft hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Die Verbreitung von ETFs, fondsähnlichen Konstrukten, die oftmals ganze Märkte, Sektoren oder Rohstoffgruppen abbilden, hat zu einer „Verkommoditisierung" geführt. Die voestalpine ist nicht mehr die voestalpine, sondern ein Stahlunternehmen, der Verbund wird zum generischen Energieversorger etc. Der Grund dafür: Vor allem Branchen-ETFs sind deutlich liquider als die dahinterliegenden Aktien, sodass die Bewegung der einzelnen Firma von der Branchenentwicklung überlagert wird. Ein wichtiges Detail geht jedoch dabei oftmals unter: die Qualität des Managements. Gerade in schwierigen Zeiten macht dies jedoch oft den Unterschied aus, wie auch diese Woche ersichtlich war.
SBO, der Zulieferer von High-Tech Komponenten für Ölbohrungen konnte diese Woche gute Quartalszahlen vorlegen, die Aktie legte am Tag der Veröffentlichung über 5 % zu. War man vorab noch von schwachen Auftragseingängen ausgegangen, zeigte sich jedoch gerade hier die gute Positionierung der Firma: Aufgrund eines Großauftrages wurde beinahe ein neuer Rekordwert erzielt, trotz der Ausgabenkürzungen bei SBO's Kunden. Die Firma hat praktisch keine Nettoverschuldung und kann nun im schwachen Umfeld auf Kaufgelegenheiten lauern, dank ihrer umsichtigen Planung. Nicht nur die Planung, auch die Reaktion auf Krisen ist ein wichtiger Aspekt, wie man letzte Woche am Beispiel Lenzing feststellen konnte. Aufgrund niedrigerer Faserpreise sanken die Gewinne deutlich, die Antwort war ein ambitioniertes Sparprogramm: EUR 160 Mio. sollen in den nächsten Jahren eingespart werden, ein gewaltiges Ziel in Anbetracht eines EBITDA von etwas über EUR 30 0Mio. in „normalen" Jahren. Dass die Ziele nicht nur erfüllt, sondern sogar übertroffen wurden, ist mit ein Grund für die Erholung der Aktie, die sich auch diese Woche mit +5 % fortsetzte.
Raiffeisenbank International AG - 5Y Quelle: BLOOMBERG / Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind keine Garantie oder ein verlässlicher Indikator für Wertentwicklungen in der Zukunft. Noch nicht gegriffen hat hingegen das Sparprogramm bei der RBI, Hauptgrund waren Rückstellungen in Asien. Umso mehr ist das schade, da die Bank in vielen Bereichen ein gutes Geschäft macht: Die Zinsmarge der RBI ist mit über 3 % eine der besten in Europa; wenn da nicht andauernd diese Rückstellungen wären… Insgesamt konnte jedoch auch die Entwicklung der RBI eine recht gute Woche an der heimischen Börsen nicht verhindern: der ATX konnte 1,2 % zulegen, die Erste Bank profitierte von einigen Brokerupgrades, während die OMV sich nach einer Stabilisierung des Ölpreises ebenfalls erholen konnte.
Auch die internationalen Märkte konnten sich dank guter makroökonomischer Daten aus den USA erfreulich entwickeln: Der amerikanische S&P 500 konnte 0,7 % zulegen und damit einen neuen Höchststand erreichen, während der DAX nach den Verlusten der letzten Wochen sogar um 2,6 % nach oben sprang. Geholfen hat wahrscheinlich auch die Aussicht auf ein Konjunkturpaket der G-20 Staaten, auf das man sich nach anfänglichem Säbelrasseln einigen konnte (zufälligerweise tauchten russische Kriegsschiffe vor dem Gastgeberland auf, die Stimmung beim gemeinsamen Dinner war sicherlich herzerwärmend). Die nächste Woche dürfte etwas ruhiger werden, in Österreich berichten neben der Strabag noch die beiden Immo-Werte CA Immo und conwert. Auch international ist die Berichtsaison großteils vorbei, bis Jahresende werden damit wohl die Makrodaten das Geschehen dominieren. Bevor Sie jedoch „die Industriewerte" oder „die Versorger" kaufen, sehen Sie sich das Management genauer an, denn mit einem erfahrenen Kapitän lassen sich auch unruhige Gewässer halbwegs unbeschadet überstehen.Du kannst Bernhard Fragen stellen (Knopf unten); du kannst ihn "fischen" (also ihm "folgen", indem du die entsprechende Funktion bei seinem Profil anklickst); und du kannst selbst Beiträge in der Kategorie "Jetzt ich!" veröffentlichen und so eine ganze Community mit deinen Beiträgen begeistern;