Liebes Christkind!
Wir waren zwar in diesem Jahr nicht immer ganz brav – einige Empfehlungen sind leider gar nicht aufgegangen, andere hingegen schon – wie hat schon der legendäre Fondsmanager Peter Lynch gesagt: „If you must forecast, forecast often“ – trotzdem hoffen wir, dass du viele unserer nachstehenden Wünsche erfüllen kannst. Dann könnten wir zur Abwechslung auch mal wieder ein gutes Börsejahr haben in Österreich, im Gegensatz zu den -17 % die seit Jahresbeginn 2014 zu Buche stehen.
Weltfrieden: Ganz oben auf unserer Wunschliste ist, passend zur Weihnachtszeit, der Frieden. Vor allem in der Ukraine leiden die Menschen am dortigen Konflikt, als Nebeneffekt belasten die Sanktionen gegen Russland die Wirtschaft. Insbesondere für die „russlandlastigen“ Firmen wie RBI, Immofinanz und die Zykliker wie RHI wäre eine Lösung des Konflikts wichtig.
Stabilisierung der Rohstoffpreise: es hört sich zwar etwas seltsam an, liebes Christkind, aber wir würden gerne ein Ende des Rohstoffverfalls, insbesondere beim Ölpreis sehen. Als Konsumenten freuen wir uns über niedrigere Benzinpreise (was uns auch helfen sollte ein paar zusätzliche Euro für Weihnachten bereitzulegen, falls du auf das ein oder andere Geschenk vergessen hast), gleichzeitig steigt damit jedoch der Druck auf Russland, da das Budget des Landes stark vom schwarzen Gold abhängig ist. Daneben wäre auch die OMV ein großer Profiteur, die immerhin 10 % des ATX ausmacht.
Gute Nachrichten für die Banken: letztes Jahr war leider nicht einfach für die heimischen Banken: Abschreibungen in Rumänien, die Krise in der Ukraine, Steuern in Ungarn, die Probleme in Russland,…. Daher ist es sicherlich verständlich, liebes Christkind, wenn wir uns ein Jahr ohne Gewinnwarnung oder massive Wertberichtigung wünschen, oder? Vielleicht wäre sogar eine Verbesserung der Situation in Ungarn möglich, erste Verhandlungen gibt es ja bereits.
Stimulus in Europa: du bringst ja in letzter Zeit besonders gerne Gutscheine zu Weihnachten, liebes Christkind. Daher würden wir uns auch so einen „Gutschein“ für ein Investitionsprogram wünschen. Am besten in den Bereichen Infrastruktur (auch wenn du sicherlich nicht in letzter Zeit in Deutschland mit dem Zug gefahren bist, du kannst uns glauben, dass hier dringend Investitionen notwendig sind!), Bildung und Forschung. Ein paar Länder legen sich zwar noch quer (vielleicht kannst du der Angie ein paar Vanillekipferl vorbeibringen, damit sie nicht mehr so grantig ist?), aber in Anbetracht der schwachen Wirtschaftslage kann man mit einem Stimulusprogram wahrscheinlich mehr ausrichten als mit Anleihenkäufen, Quantitative Easing oder anderen kreativen Ansätzen, die die EZB diskutiert.
Sinnvolle Personalpolitik: wir wissen, dass dies ein großer Gefallen ist, aber bitte, bitte, bitte sorge dafür, dass die anstehenden Personalentscheidungen im nächsten Jahr unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten fallen. Vor allem bei der OMV würden wir uns in Anbetracht der schwierigen Lage einen echten Experten im Ölgeschäft als neuen CEO wünschen. Und auch die ÖIAG, die ja immerhin einer der Haupteigentümer in Unternehmen ist, die knapp 20 % des ATX ausmachen, sollte zur Ruhe kommen. Egal welche Couleur die Personen haben, ein gewisser wirtschaftlicher und praktischer Hintergrund wäre bei den Neubesetzungen wichtig, immerhin geht es hier auch um hunderttausende Arbeitsplätze von WählerInnen…
Bessere Stimmung gegenüber Osteuropa: vor allem unsere Kollegen in London und New York sehen Osteuropa derzeit als einen Post-UDSSR Einheitsbrei, der entweder kurz vor der Pleite steht oder sowieso von Russland annektiert wird. Dementsprechend gering ist auch das Interesse an österreichischen Firmen, die ja immer „das Tor zum Osten“ waren. Könntest du bitte ein bisschen weihnachtliche Wärme in ihre Herzen zaubern? Wenn das nicht funktioniert dann zeig ihnen doch die guten Wachstumsraten in Polen, das stabile Umfeld in Tschechien und der Slowakei, sowie die Fortschritte in Südosteuropa, die in den letzten Jahren gemacht wurden. Vielleicht kommt dann auch die Liquidität in den heimischen Aktien zurück, die ja in diesem Jahr oftmals nicht berauschend war.
Wir wissen, die Liste ist recht lang, liebes Christkind, aber dafür musst du auch nicht alles bis Weihnachten erledigen! Eigentlich wären wir schon froh, wenn sich ein paar Punkte überhaupt im nächsten Jahr ausgehen würden, dann sollten die Aktionäre auch wieder mehr Freude haben…
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