Als heute vor 20 Jahren, am 9. August 1999, der kranke Boris Jelzin dem noch jungen KGB Chef Wladimir Putin die Macht im Kreml übergab, wurde eigentlich nur das inoffizielle offiziell gemacht.
Denn schon in alten Sowjetzeiten hatte der jeweilige KGB Chef immer einen Platz am Tisch der Allmacht.
Man erinnere sich z.B. an den berüchtigten Juri Andropow, der vom Chef des KGB zum Generalsekretär der KPdSU und im weiteren Staatsoberhaupt der Sowjetunion wurde.
https://pixabay.com/de/illustrations/putin-der-russische-präsident-2980748/
Wenn Jelzin einmal bei klarem & nüchternem Verstand war, dachte er nicht so falsch:
Gorbatschow war Geschichte, er selbst auf Grund seines Zustandes ein Übergangspräsident.
Das drohende Machtvakuum bzw. den daraus womöglich erneuten Rückfall in den Kommunismus alter Sowjetzeiten konnte er nur mit einer Personalie verhindern:
mit Wladimir Putin.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Wladimir_Wladimirowitsch_Putin
Der brachte als Wunschkandidat Jelzins alles mit, was man als Kreml Lenker benötigt:
Bildung, Ehrgeiz, Skrupellosigkeit, beste Vernetzung, rasche Erfassung komplexer Themen, Weitblick, Ziel- und Ergebnisorientierung.
Und er kannte als Chef des KGB alle seine Gegner.
Nach Wirren von Sowjet- und Glasnost/Perestroika Zeiten hatte die Bevölkerung dazu wieder Erwartungen:
Russland wird wieder zu einer großen, international führenden Nation.
Jeder Russe kann künftig ein besseres Leben führen.
Garant dafür sollte Putin sein.
Und der zögerte nicht lange.
Was er dazu aber brauchte, war Geld. Das hatten die Oligarchen.
Deren unter Jelzin noch kaum eingeschränkte Macht war für Putin Gefahr und Chance zugleich:
doch die unbeugsamen wie Gussinski, Beresowski und Chodorkowski vertrieb er, mit den verbleibenden schmiedete er bis heute - im wahrsten Sinn des Wortes - Gewinn bringende Allianzen.
Dass Putin in Russland hinter vorgehaltener Hand Mister 30% genannt wird, hat wohl seine Gründe.
Außenpolitisch hat Putin immer wieder harte Fakten geschaffen.
Die internationale Ächtung oder Restriktionen treffen Russland teilweise hart, doch die Bevölkerung ist von jeher Kummer und Entbehrungen gewohnt.
Gleichzeitig nutzt Putin dies geschickt für seinen Nationalismus, der ihm in den einfachen Schichten der Bevölkerung wichtigen Rückhalt gibt.
Innenpolitisch hat er Russland wieder zu einem Zarenreich gemacht.
Nur die Kleidung ist moderner.
Eine von ihm bestimmte und gelenkte Nomenklatura beherrscht das Land in jeder erdenklichen Weise.
Seine regierende Allmacht hat er mittels taktischer Züge in Richtung Lebenszeit verlängert.
Opposition wird kleingehalten, bekämpft oder kommt schon mal auch ums Leben.
Alexei Nawalny - als aktuellster derzeitiger Widersacher - fordert ihn zwar ständig heraus, versucht die Opposition groß und unübersehbar zu machen. Einstweilen aber mit bescheidenem, zählbarem Erfolg. Das Ausland hält sich mit sehr kritischen Bemerkungen zurück. Trump und Xi Jinping haben ihr eigenes Ding, das - auch in der Russland/Putin Frage gespaltene Europa hängt dazu weitgehend energetisch am Tropf von Gazprom - man will es ja auch nicht kalt haben im Winter.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Alexei_Anatoljewitsch_Nawalny
Und wenn da doch mehr kommt?
Putin wäre nicht Putin, würde er nicht auch hier schon weit nach vorne denken und Vorkehrungen getroffen haben.
Putin kann nur durch Putin zu Fall kommen.
Oder von selbst aus dem Amt gehen.
Aber das scheint auch nach 20 Jahren an der Macht noch lange nicht in Sicht zu sein.
Der alte Spruch "der Zar ist weit" gilt in Russland zwar noch immer.
Für Putin entscheidend aber ist:
es gibt ihn, den Zaren.
Und das ist er - Putin.
Mit mehr Macht, Einfluss und Geld ausgestattet, als es sich die Romanow's je vorstellen hätten können.