2017 hat Bundeskanzler Kurz eine Digitalisierungs-Offensive angekündigt. Wie viele andere Themen - Stichwort Bundesheer - hat auch dieses Vorhaben ein typisch österreichisches Schicksal erlitten:
Der Wille war vorhanden, die Finanzierung aber nicht gegeben.
Verkürzt gesagt könnte man auch sagen, dass das Thema doch nicht so wichtig war - sonst hätte man die Finanzierung wohl zumindest auf den Weg bringen können.
Wie schwerwiegend das Versäumnis beim Thema Digitalisierung im Schulbereich seither aber war, tritt jetzt unerwartet, heftig und schmerzlich zu Tage:
1,1 Millionen Schüler sitzen zu Hause, viele sind nur eingeschränkt erreichbar. Viele können nur über schnell zusammengezimmerte Unterrichtsmaterialen in rudimentärer Weise weiter unterrichtet werden. Die Öffnung der Schulen steht noch in Ferne, von Normalität keine Rede.
COVID-19 zeigt, dass Geschwindigkeit ein Hauptstrang in der DNA der Digitalisierung ist. Geschwindigkeit aber zählt bei der Ergreifung und Durchsetzung von Maßnahmen nicht unbedingt zur DNA Österreichs oder österreichischer Politik.
Das könnte man jetzt, aus der Not der Situation heraus, ändern.
Der Begriff "neue Normalität" wird in diesen Tagen oft genannt, um nicht zu sagen strapaziert.
Im Bereich Bildung könnte durch Implementierung der Digitalisierung diese "neue Normalität" aber einen Sinn bekommen und der Begriff positiv besetzt werden.
Geld erscheint ja - in Österreich und dem Rest der Welt - geradezu abgeschafft.
Aus zunächst 400 Millionen Euro Soforthilfe wurden von der Bundesregierung für die zuletzt mit voller Wucht getroffene Wirtschaft 38 Milliarden gemacht.
Nach oben kein Ende.
Originalzitat Kurz & Kogler: "Koste es, was es wolle."
Nun denn.
Wenn man schon dabei ist unfassbare Summen aufzubringen, dann sollte man auch den notwendigen Willen aufbringen können in die Digitalisierung der Bildung zu investieren.
Geknüpft werden aber derweil nur Fleckerlteppiche:
Der Bund stellt 12.000 Geräte österreichweit bedürftigen Schülern zur einstweiligen Verfügung, die Wiener Stadtregierung - wohl auch mit Blick auf die Wahl im Oktober 2020 - für bedürftige Wiener Schüler 5.000 Geräte.
Gewolltes, strukturiertes & organisiertes Vorgehen sieht anders aus.
Und das Vorgehen ist auch so gar nicht Kurz like.
Dabei ist diese Investition ohnehin unausweichlich - siehe Gedanken zum Vorhaben aus 2017.
Jetzt weiter zu zögern führt in absehbarer Zeit unweigerlich zu Wissens- und Wettbewerbsnachteilen.
Die 38 oder mehr Milliarden werden in der Zukunft zu einem Gutteil auch von der jetzigen Schüler Generation bezahlt werden müssen.
Denn es sind Staatsschulden, die wir alle jetzt aufgebürdet bekommen.
Da sollte es nur recht und billig sein, dass die Zahler auch einen langfristigen Nutzen aus dieser Verschuldung ziehen.
Laptops und Software, Digitalisierung im Schulsystem für 1,1 Millionen Schüler.
Das muss sich doch in der Summe der 38 Milliarden ausgehen können.
Oder kurz (sic!) gesagt: Koste es, was es wolle.