Eine anonyme Anzeige bringt zu Tage, was mindestens seit Kreiskys Zeiten Usus ist:
Parteigänger oder einer Partei nahe stehende Personen in (Führungs)Positionen zu bringen, wo sie dann die Interessen der Regierenden zu vertreten haben.
Die ehemaligen Staatsbetriebe VOEST ALPINE, AUA, ÖBB, Post & Co seien hier beispielhaft genannt.
Der ORF mit seiner Sonderstellung als öffentlich rechtliches Chamäleon, ist unabhängig genau bis zum Schranken der Einfahrt am Küniglberg.
Mittlerweile sind die Betriebe mit staatlicher Beteiligung in einer Holding zusammengefasst.
Es änderte sich nur die Verwaltung - nicht aber die damit einhergehende Vorgangsweise bei der Bestellung von Führungskräften.
Die unterliegt nach wie vor der direkten oder indirekten Einflussnahme im Farbenspiel der jeweiligen Regierungen, nett garniert mit Ausschreibungen, Assessments und ähnlichen Dingen, die in der Öffentlichkeit zumindest den Anschein einer objektiven Besetzung erzeugen sollen.
WARUM ALSO DIE ERREGUNG?
Was ist so neu daran, dass ein Vorstand neu eingefärbt wird?
Und der dann im weiteren Verlauf verschiedenste Positionen mit seinen Vertrauensleuten besetzt?
Im Übrigen ein in Firmen oder auch ganz anderen Bereichen normaler Vorgang.
Von der Sekretärin im Vorstandsbüro bis zum Assistenztrainer im Fussballclub:
Jede Führungskraft holt sich Vertrauensleute in sensible und/oder wichtige Positionen.
Peter Sidlo hat vom Personalberater Egon Zehnder eine für diesen Posten negative Empfehlung bekommen.
Gut. Soll sein.
https://orf.at/#/stories/3134292/
(Wer weiß, was ein anderer Personalberater empfohlen hätte, gemäß dem Motto: 2 Ärzte, 3 Meinungen)
Falscher Mann: was aber nicht per se heißen muss, dass Sidlo jetzt in der Ausübung der Position nicht doch entspricht oder sogar über den Erwartungen liegt.
Aber das würde jetzt so gar nicht ins gewünschte Bild passen, daher fragt man besser auch gar nicht nach.
Abgesehen davon müsste man dann auch die Durchsetzungskraft der Generaldirektorin Bettina Glatz-Kremser hinterfragen, wenn die sich so einfach eine blaue Niete in den Vorstand setzen lässt - und das bei besten Kontakten zu Altkanzler Kurz.
Aber vielleicht ist das alles ohnehin egal, macht mn doch im Konzern bei den Lotterien auch & vor allem mit Nieten beste Geschäfte.
In diesem Fall geht es neben der Lizenz für Sidlo zur Teilnahme am persönlichen Glücksspiel im Vorstand aber noch um einen höheren Einsatz.
Um das kleine Glücksspiel - welch netter Name für ein gutes Geschäft - verbunden mit der NOVOMATIsChen Fürsorge von Eva Glawischnig.
Sidlo hat - wie viele andere Bewerber bei einem zu vergebenden Top Job - Befürworter und Gegner.
Dass sich die Freude des bisherigen, auf rot setzenden Finanzvorstandes über seinen Jobverlust in anonymen Grenzen hält, war abzusehen.
Bei den Casinos selbst gibt es bisher keine Konsequenzen.
Was den Schluss zulässt, dass Sidlo entweder nicht so schlecht ist wie dargestellt, andere Interessen gewichtiger sind oder jemand - wie passend - noch ein Ass im Ärmel hat.
Öffentlich wird der Fall jetzt schlichtweg als Skandal für den anstehenden NR Wahlkampf missbraucht.
Veröffentlichte Meinung soll zur öffentlichen Meinung werden.
Die FPÖ soll der Fall als KO Schlag vor der Wahl treffen, die neue ÖVP mit Saubermann Kurz will man der Packelei überführen.
Dabei passiert hier nichts anderes, als in vergleichbaren Fällen in den letzten 50 Jahren.
Gesichter, Namen, Parteien, Unternehmen unterschiedlich, Vorgangsweise immer gleich.
Wirtschaft und Gewerkschaft würden das sogar als gelebte Sozialpartnerschaft bezeichnen.
Und die hat, wie der Spruch „beim red´n kumman´d Leit zamm“, ja in Österreich eine sprichwörtliche Tradition.
Letzterer Spruch wurde wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Warum also die Erregung?