Ich träumte von einem Staat, in dem man bei Facebook sein muss. Es war eine Art DDR.
Ich habe manchmal Alpträume, die zunächst völlig unrealistisch zu sein scheinen. Als freiheitsliebender Mensch will ich notfalls immer rauskönnen. Aus einem Club, aus dem Büro, aus Zwängen. Ich liebe keine Türen, für die jemand anderer die Schlüssel hat. Ist das normal? Jeder sagt jetzt ja, aber warten wir mal ab.Ich träumte also von einem Staat, in dem man bei Facebook sein muss. Ich glaube, es war eine Art DDR. Die war ja sozusagen ein verpflichtendes, analoges soziales Netzwerk aus Millionen Karteikarten. Die Kommunikation lief in der Regel geordnet ab, vertikal. Von unten nach oben. Oder umgekehrt, als Befehl.Ungeordnete Kommunikation gab es auch, die war aber horizontal. Für horizontale Kommunikation gab es Strafen, für die vertikale gab es Belohnungen. Es war ein geteiltes Land. Die Teilung verlief zwischen der offiziellen Kommunikation auf Facebook und der inoffiziellen unter den realen Freunden. So wurde das soziale Leben immer schmäler, weil es fast nur vertikale Kommunikation gab. Hinauf gab es nur Likes, hinunter gab es sehr viele Dis-likes. Jeder zählte in der Früh bei Arbeitsbeginn seine Dis-likes und gab sie sofort weiter an die unteren Freunde. Im realen Leben musste man seinen Freunden erklären, dass dies alles nicht so gemeint war. Aber auch das war riskant, denn man wusste ja nicht genau, ob der Freund auch nur zum Schein mitmachte oder nicht doch ein Interner Mitarbeiter war, der sich mit diesem neuen Wissen bei den Oberen anbiedern wollte. Schließlich wurde Facebook so schlank, dass man die Enge nicht mehr aushalten konnte. Aber man durfte und konnte Facebook nicht verlassen!Ich tobte, suchte nach einem Ausgang in der Mauer, da stand endlich „Exit“. Ich lief schnell durch und war - in der Wallstreet! Sie jubelten mir alle zu! Die Investoren von Facebook hatten ihren Exit gemacht! Mit meinen Daten, die ich nicht löschen konnte! Ich war mitten im Herz des Kapitalismus gelandet. War das der Ausgang aus der Unfreiheit? Erschöpft sank ich nieder. Ich war jetzt frei, aber online.
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