Heute vor 70 Jahren wurde Auschwitz befreit. Sieben Jahrzehnte später ist das Wissen darum, was Auschwitz war, was der Holocaust war, selbst bei gebildeten Menschen beklagenswert schwach verbreitet. Auschwitz war mehr als ein Haupttatort des Massenmordes an Juden. Auschwitz war das Modell, nach dem nach einem Sieg der Nazis die ganze Welt umgestaltet worden wäre. Von “industrieller Vernichtung” spricht man nicht, weil die Morde so effizient gewesen wären wie die Produktion an den Fließbändern der Industrie, sondern weil hier eine hoch industrialisierte Gesellschaft jene Gruppen vom Baby bis zum Greis auslöschen wollte, die nach Meinung dieser hoch industrialisierten Gesellschaft nicht zu ihr passten und damit überflüssig gewesen seien.
Der Wahn, alle, tatsächlich alle Juden, alle Kranken und Behinderten, alle Homosxuellen, alle Sinti und Roma, alle kulturell oder sozial Unangepassten usw. zu vernichten und alle Völker, die dem Konstrukt “arisch” nicht entsprachen, millionenfach zu dezimieren, auf dass Platz werde für den ebenso konstruierten deutschen Übermenschen, war das, was man Zivilisationsbruch nicht deswegen nennt, weil die Nazis ihre Morde nicht höflich und sauber genug verübt hätten, sondern weil eine so umfassende Vernichtungslust nicht vorgekommen war, seit die Menschheit erstmals Zeugnisse schriftlicher Art hinterlassen hatte. Selbst die blutrünstigsten frühen Passagen der Bibel ließen in ihren literarischen Erzählungen entweder direkt oder nach der Lektüre anderer Stellen Bevölkerungen, zu deren Vernichtung der Allmächtige aufgerufen haben soll, Möglichkeiten zu, diesem Schicksal durch Unterwerfung bzw. Konversion zu entgehen. Dem stalinistischen und maoistischen Terror konnte man zumindest theoretisch durch Anpassung an die Parteilinie entrinnen und in der marxistischen und kommunistischen Ideologie findet sich nichts, was auch nur ansatzweise mit den bereits in der Theorie festgelegten völkermörderischen Absichten des Nationalsozialismus vergleichbar wäre. Egal, wie schief das teilweise auch ging: Der Sozialismus wollte und will Menschen, und zwar alle Menschen ohne Ansehen von "Rasse", Geschlecht oder Nation befreien und das Morden beenden, der Nationalsozialismus wollte die “Arier” mittels Genozid und Versklavung der “Minderwertigen” die Welt beherrschen lassen. Totalitarismustheoretische Relativierungen des NS sind also grober Unfug und eigentlich eine ungeheuerliche Verharmlosung dessen, was die Nazis veranstalteten.
Auschwitz war aber auch nicht, wie einige kommunistische Historiker meinten, der logische Endpunkt eines faschisierten Kapitalismus. Damit würde man unterstellen, dem Holocaust hätte sowas wie Rationalität innegewohnt. Rational war der aber allenfalls für die direkten Profiteure seiner raubmörderischen Aspekte, für die Arisierungsgewinner. Gesamtwirtschaftlich betrachtet war der Holocaust trotz der herbei gemordeten Milliardenwerte ein Verlustgeschäft für Deutschland und seine Kollaborateure. Die Irrationalität dieses Verbrechens war gut erkennbar daran, dass den Zügen, die beladen mit Menschen in die Vernichtungslager fuhren, noch bis unmittelbar vor Kriegsende Vorrang vor kriegswichtigen Transporten von Soldaten und Material einberaumt wurde. Den Massenmord voranzutreiben erschien wichtiger als den Krieg zu gewinnen oder die Niederlage wenigstens noch ein paar Tage länger hinauszuschieben. Die vulgärökonomischen Scheinargumente der Nazis änderten nichts an der auch ökonomisch irrsinnigen Realität der NS-Praxis. So handelt keine zivilisierte Gesellschaft. Zivilisation bewahrt zwar nicht vor Grausamkeit, aber sie gibt Rahmen vor bestehend aus kulturellen Normen und ökonomischer Rationalität. Die Nazis setzten sich über beides hinweg. Zivilisation war für sie, die sie sich ihr Weltbild weitgehend frei erfanden und es eben nicht auf haltbare wissenschaftliche Erkenntnise stützten, eine “jüdisch-christliche” Kontruktion. Reiner Unsinn, geboren in den Köpfen eurozentrischer Kolonialherren, an den beklagenswerterweise auch manche Nazi-Gegner bis heute glauben. Zivilisation ist nicht europäisch oder christlich oder jüdisch, Zivilisation ist einfach nur das Gegenteil von Barbarei. Zivilisation ist dort, wo Recht herrscht und dieses Recht für alle gilt. Daher gab es sehr wohl einen Zivilisationsprozess, denn auch die antiken Kulturen waren mit ihren meist exklusiv für freie Staatsbürger geltenden Rechtssystemen allenfalls halbzivilisiert. Der Nationalsozialismus fiel dann mit Absicht hinter die französische und amerikanische Revolution und hinter die Emanzipation in den USA zurück und beabsichtigte sogar, im Zuge der Vernichtung der Juden die Humanisierungsfortschritte, die das Judentum der Welt gebracht hatte, auszulöschen.
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Der 70. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz muss uns mahnen, antizivilisatorische Kräfte im Keim zu ersticken. Die Lehre und Losung muss nicht “nie wieder Krieg” lauten, sondern “nie wieder Barbarei”, denn Auschwitz hatte gezeigt, dass etwas noch Furchtbareres als Krieg möglich ist. Immer noch vergiften die Ideen des NS auf der ganzen Welt zu viele Gehirne, und mit dem islamistischen Fanatismus hat ein neues Monster die Bühne der Weltpolitik betreten, das in vielen Aspekten erschreckend an den wahnhafte braunen Totalitarismus erinnert. Zivilisationsbrüche sind, das hat der Holocaust gezeigt, möglich. Diese zu verhindern ist unsere Aufgabe und neben der Solidaität mit Israel die einzige Lehre, die Auschwitz erteilt.