Nach der ernüchternden Erfahrung mit dem Beyerdymanic T1, der nur gut klingt, wenn man mit ihm ganz bestimmte Tracks über ganz bestimmte Kopfhörerverstärker bei Vollmond und auf dem Kopf stehend hört, und ähnlichen Enttäuschungen mit anderen sogenannten „Flaggschiffen“, denen allen gemein zu sein scheint, dass man mindestens noch einmal den Preis des Kopfhörers in Zuspieler und Verstärker investieren muss, damit sie gut klingen, hatte ich eigentlich die Nase voll von High-End-Produkten, die sich an normalen guten Verstärkern nicht mal ansatzweise so anhören, wie es das Marketiung verspricht. Dann kam mir der Denon AH-D7200 ins Haus, das derzeitige Spitzenprodukt der japanischen Audio-Spezialisten. „Sei's drum, geben wir halt noch ein einziges Mal einem sicher überteuerten Produkt eine Chance“, dachte ich mir – und erlebte dann einen Kopfhörer, der tatsächlich das war, was ich mir unter einem Flaggschiff vorstelle.
Denon nennt den AH-D7200 selbstbewusst „Reference Headphones“, also Referenz-Kopfhörer. Mit Straßenpreisen, die zwischen 700 und 850 Euro schwanken, täte der Denon auch besser daran, Referenz nicht nur zu versprechen, sondern auch zu liefern. In der Preisregion zwischen 500 und 1.000 Euro tummeln sich einige von der Kritik hoch gelobte Modelle wie der AKG K812, der von mir verrissene Beyerdynamik T1, der Focal Elear, der Hifiman HE560, der Sennheiser HD660S und ähnliche Edel-Geräte. Und natürlich gibt es etliche Hörer, die bei 1.000 Euro erst starten. Der Sony MDR-Z1R, wie der Denon ein geschlossenes Modell, kostet schlappe 2.000 Flocken. Kann der AH-D7200 sich gegen diese Konkurrenten behaupten? Ist er überhaupt das, was das Marketing verspricht, nämlich ein Referenz-Kopfhörer?
So müssen High-End-Kopfhörer aussehen!
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Rein optisch ist der Denon einer der schönsten Kopfhörer, die ich je in natura gesehen habe. Das Design ist klassisch und zeitlos und genau so, wie ich mir Spitzenkopfhörer immer vorgestellt habe. Die Hörmuscheln sind aus echtem, kaum behandeltem Walnuss-Holz, das Kopfband ist aus Schafsleder mit perfekter Näharbeit, der Bügel ist aus Stahl, die Gabeln bestehen aus Aluminium-Druckguss und die fetten Ohrpolster sind aus weichem Kunstleder mit Memory-Schaum. Ein mit Stoff ummanteltes Kabel, das äußerst stabil und hochwertig wirkt, vollendet ein Eindruck, es mit einem echten Edel-Kopfhörer zu tun zu haben. Der AH-D7200 sieht aber nicht nur toll aus, er fühlt sich auch großartig an. Mit seinen knapp 400 Gramm ist er nicht der leichteste Hörer, aber auch nicht so schwer, als dass er zur Last würde. Apropos Bequemlichkeit: Das ist der bequemste geschlossene Kopfhörer, den ich je getestet habe. Ich konnte ihn ganze Nächte lang tragen, ohne dass es irgendwo zwickte oder zwackte. So einen Komfort kannte ich nur vom AKG K712, vom Beyerdynamic DT990 und vom Philips Fidelio X1 und X2, aber das sind lauter offene Hörer. Das einzige Manko: Ich musste den Hörer auf die zweithöchste Größe einstellen, sonst wären mir die Gabeln zu kurz gewesen. Ich habe einen recht großen Kopf, aber Leute, die das Unglück haben, noch fettere Schädel als ich zu haben, könnten hier eventuell an ihre Grenzen stoßen. Das Kabel wird, farblich markiert, mit im Handel weit verbreiteten 3,5-mm-Steckern an die Muscheln angeschlossen, was sehr hilfreich ist, wenn man mal Ersatz braucht.
Okay, der Denon AH-D7200 sieht also toll aus, ist extrem bequem und verströmt eine luxuriöse Eleganz, die gut in jedes Millionärs-Penthouse passt. Aber gut aussehen, gut verarbeitet sein und bequem sein, das alles ist noch keine Kunst, das bringt jeder halbwegs talentierte Designer zustande. Kann der Klang des AH-D7200 mit seinem Aussehen mithalten? Oh ja, er kann! Denons hauseigene Treiber mit der patentierten „Free Edge“-Technologie, die mehr als 1 Tesla Power haben, klingen im Verbund mit den Walnuss-Hörmuscheln bezaubernd – und anders, als ich erwartet hätte.
Der klingt tatsächlich nach dem, was er kostet
Direkt nach dem Auspacken klang der Denon ein bisschen basslastig und dunkel, aber nach nur zwei Tagen Einspielzeit veränderte sich die Ton-Charakteristik völlig. Wo zunächst fast brutaler Wummer-Bass war, war plötzlich höchst kontrollierter, angenehmer Tiefton von den tiefsten tonalen Kellern bis zu mittleren und höheren Basslagen. Wo die Mitten zuerst ein bisschen zurückgenommen wirkten, erstrahlten sie plötzlich in schillernder Brillanz. Wo die Höhen zunächst schrill und überspitzt klangen, waren sie nunmehr glasklar, aber kaum je zischend oder gar krächzend (wie leider beim Beyerdynamic T1). Zwei Tage brauchte der AH-D7200, um sich zu einem der besten Kopfhörer zu mausern, die ich bislang gehört habe, und er wurde mit jedem Tag noch ein Stückchen grandioser.
Die Denon-Ingenieure haben hier das Kunststück vollbracht, einen Kopfhörer zu konstruieren, der einerseits selbst die letzten Details aus der Musik herausholt, aber niemals wie ein langweiliger Monitor wirkt, der einem den Spaß an der Musik verdirbt. Der AH-D7200 ist fast so klar und enthüllend wie ein Sennheiser HD-800, ein AKG K812 oder eben ein Beyerdynamik T1, wird aber nie zur gnadenlosen Sound-Lupe, sondern bleibt immer ein HiFi-Gerät, mit dem man Musik erlebt statt sie zu sezieren. Auch bei Verstärkern und Quellmaterial ist der AH-D7200 anders als viele seiner Konkurrenten. Er bringt mit seiner 25-Ohm-Empfindlichkeit schon am Smartphone oder am Laptop ein beeindruckendes Klangerlebnis und blüht an einen halbwegs guten Stereoverstärker oder AV-Receiver zu voller Schönheit auf. Natürlich geht da noch mehr, aber man braucht eben nicht unbedingt einen eigenen, sauteuren Kopfhörerverstärker, um den Denon zu genießen. Während andere Spitzenmodelle ihr Potenzial an einem „gewöhnlichen“ Verstärker oft nur zu zehn Prozent ausspielen, sind es beim Denon 90 Prozent. Und ganz ähnlich ist es mit der Musik. Mit dem Beyerdynamik T1 klingen zwei von zehn Songs großartig und acht von zehn unerträglich. Mit dem AH-D7200 klingen neun von zehn Musikstücken großartig.
Neutral, aber spaßig
Überraschend ist, wie nahe der Denon bei der Tonwiedergabe an den heiligen Gral der „Neutralität“ herankommt. Will heißen: Er liefert tatsächlich das aus, was die Musiker oder Toningenieure aufgenommen haben. Dabei hat er aber zum Glück noch genug Eigenständigkeit, um keine Langeweile aufkommen zu lassen. Ebenso unerwartet ist die enorme Klarheit des Sounds. Der AH-D7200 lässt einen tief in die Aufnahmen hineinhören und zaubert feinste Klangdetails hervor, doch er macht dies, ohne die Gesamtstruktur der Musik zu zerstören. Man setzt ihn auf, hört Musik und bald vergisst man, einen Kopfhörer auf den Ohren zu haben, weil man voll in der Musik aufgeht. Genau so soll meiner Meinung nach High-End sein. Die Bühne ist für einen geschlossenen Hörer erstaunlich breit, wenn auch Bauart bedingt nicht so groß wie bei vielen offenen Headphones. Die Abbildung ist punktgenau und die Durchhörbarkeit enorm. Der Umgang mit den einzelnen Frequenzen ist vorbildlich und „highendig“ - der Bass ist klar strukturiert und kraftvoll, ohne in die Mitten zu bluten, die Mitten stehen deutlich und bestens gezeichnet vor dem inneren Auge des Zuhörers und die Höhen sind brillant, ohne zu schneiden. Das ergibt ein tonales Gesamtbild, wie man es ansonsten nur mit Lautsprechern und Verstärkern jenseits der 10.000-Euro-Marke geboten bekommt.
Der Denon AH-D7200 hat meine Erwartungen bei weitem übertroffen und zählt für mich zum Besten, was man sich derzeit kaufen kann. Stellt sich noch die Frage, ob er seine 700 bis 850 Euro wert ist. Kurze Antwort: Ja, auf jeden Fall. Hätte Denon ein Preisschild von 1.500 Euro draufgepappt, wäre auch das nicht total übertrieben gewesen (und gewisse Rezensenten, die unbedingt das hören wollen, was der Preiszettel verspricht, würden ausflippen vor Begeisterung). Ist er den Aufpreis von den sehr guten Kopfhörern, die man schon ab 150 Euro kriegt, wert? Ich sage es mal so: Ich habe durchaus einen Unterschied zu guten Hörern wie dem AKG K712 oder dem Hifiman HE560 gehört. Der Denon IST besser als die meisten Hörer der „Einstiegs-Oberklasse“. Ob einem der kleine, aber doch vorhandene Unterschied hunderte Euro wert ist, muss jeder selbst entscheiden.
Pro: Einer der besten geschlossenen Kopfhörer auf dem Markt. Makellose Verarbeitung, wunderschönes Design und ein Hörerlebnis, das der Preisklasse mehr als angemessen ist.
Contra: Das an sich hochwertige Kabel neigt zum Einkringeln, lässt sich aber problemlos wieder entwirren.
Fazit: Der Denon AH-D7200 ist ein echter High-End-Kopfhörer der Referenzklasse, der ausnahmsweise mal hält, was die Werbung verspricht. Wer einen großartig gebauten und vor allem extrem gut klingenden Luxus-Kopfhörer sucht, wird hier bestens und fair bedient.